Re: [ox] Freiwirtschaft
- From: Michael Hoennig <michael hostsharing.net>
- Date: Sat, 19 Jun 2004 08:24:47 +0200
Hallo Stefan,
Zunächst mal generell zu dem, was ich wohl freiwirtschaftliche
Theoriebildung zu nennen gezwungen bin. Für jemensch, der sich mal in
die Marx'schen Kategorien eingearbeitet hat - und damit die
theoretische Aufarbeitung dessen, wie Kapitalismus *funktioniert* -
der kann bei solcher "Theoriebildung" nur den Kopf schütteln.
da Marx Analyse sich kaum von der der Freiwirte unterscheidet, er nur zu
einem anderen Schluss kommt, ist deine ganze Theorie die du hier (außerdem
wieder mit abwertenden Begriffen) aufbaust, schon im Ansatz falsch.
Ich persönlich bin nicht bewandert genug in solchen Themen, als dass ich
umfassend genug erwidern könnte, habe aber zig solcher Debatten verfolgt
und jedesmal festgestellt, dass die Argumentation der Marxisten für mich
keinen Sinn machte, die der Freiwirte schon. Vor allem gab es an der
marxistischen Argumentations zu vielen Annahmen, die herzustellen einen
ganz andern Menschen erfordert, als wir heute haben; und das ist meine
Hauptkritik.
Du stellst im weiteren wieder, wie es gerne gemacht wird, falsche
Analogien auf, um damit zu beweisen, dass die Freiwirtschaft nichts tauge.
Das mit dem Mehrwert, den Arbeitnehmer erarbeiten konnen, wurde in der
Disskussion auch schon mehrfach beantwortet. Das ist im
freiwirtschaftlichen Sinne Profit, der in der Freiwirtschaftstheorie nur
temporär durch besondere Umstände entstehen kann, nicht aber langfristig
aufrecht erhaltbar ist. Nach der Freiwirtschaftstheore dürften langfristig
nur unliebsame Arbeiten besonders gut bezahlt werden. Wenn keiner
Unternehmer werden will, dann könnte das auch auf Unternehmer zutreffen,
wahrscheinlicher ist es aber, dass Scheissetaucher im Klärwerk mit am
besten bezahlt werden.
Davon abgesehen: Machtreiche Unternehmer gibt es auch im Kapitalismus gar
nicht so viele wie man glauben könnte, außer ein Teil ihres Reichtums
kommt aus Kapitalbeteiligungen. Die Unternehmer sind nämlich gar nicht die
"bösen", wie Marx es interpretierte, allerdings waren die Zeiten damals
auch anders. Damals gab es wohl noch mehr Unternehmer, die es mit ihrem
Unternehmen und nicht über sonstige Kapitabeteiligungen zu viel Geld
bebracht hatten.
Ja, Michael und andere FreiwirtschaftlerInnen, schreibt doch mal eine
Zusammenfassung der Marx'schen Theoriebildung zum Thema politische
Ökonomie (aka Kapitalismus, trifft aber auf jede vom Tausch dominierte
Gesellschaft zu), die die Marx'sch Inspirierten hier teilen können.
Nette Idee, schlag es in einem Freiwirtschafts-Forum vor! Wo Leute sind,
die ihren Tag damit verbringen, sich mit solchen Theoreien zu befassen.
Ich befasse mich üblicherweise mit Software-Entwicklung,
Server-Administration bis hin zu Buchhaltung, da bleibt für sowas kaum
Zeit.
Davon abgesehen: Bist du sicher, dass Ökonux den Marxismus vertritt? Dass
die GPL-Gesellschaft nur ein anderes Wort für Marxismus ist? Das ist die
einzige Frage, die mich hier noch wirklich interessiert.
Wie ich schon mehrfach sagte, war nämlich mein einziges Interesse,
Fehlinformationen über die Freiwirtschaft zu korrigieren, und zwar vor
allem im Ansatz und damit was zu erzielen gedacht ist, weil sich man über
die tatsächlichen Auswirkungen streiten kann, über den Ansatz und die
gewollten Ziele aber nicht - höchstens ob sie sinnvoll und machbar sind.
Das find mit der Aussage an, dass Marktiwirtschaft immer auch Kapitalismus
bedeutet und ging über das "in die Nähe des Antisemitismus Rücken" bis hin
zu Falschaussagen wie, dass man in der Freiwirtschaft nicht
verlustfrei sparen könnte.
Für alles andere fehlt mir die Zeit und teilweise auch das detaillierte
Hintergrundwissen vor allem zum Marxismus - zumal ich bisher nur ahnte,
dass es bei der GPL-Gesellschaft auf Marxismus hinauslaufen soll.
Solange wir uns also außerhalb des zwei Absätze höher definierten
Bereiches bewegen, ist die Diskussion für mich beendet.
Alles Gute wünscht
Michael
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