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Re: [ox] Re: Freiwirtschaft (War: interessantes Interview)



On Wed, 9 Jun 2004 07:35:12 [PHONE NUMBER REMOVED]
Michael Hoennig <michael hostsharing.net> wrote:

Hallo Kurt,
[...]
Das ist reine Polemik, weil es gelogen ist. Warum werden den
Freiwirtschaftlern immer so viele falsche Behauptungen untestellt?
Wovor habt ihr (die sowas behaupten) Angst? Unter den
Freiwirtschaftler machen sich meiner Erfahrung nach wesentlich mehr
Menschen Gedanken über die  Probleme der leistungsschwachen als im
Bevölkerungsdurchschnitt. 

Ich glaube, du verwechselst Freiwirtschaft mit Neoliberalismus.
Eine gegensätzlichere Verwechslung gibt es ja kaum.

Wieso Gegensätzlich? Schwundgeld ist eine Verschärfung der
Verhältnisse, es ist Konsumzwang par excellence.

[...]

Die Freiwirtschaft huldigt also keinesfalls dem Arbeitsfetisch,
sondern ganz im Gegenteil befreit die arbeitenden Menschen vom Zwang
der Arbeit (zur Erwirtschaftung der Zinsen für die Reichen). Und bei
der Freiwirtschaft von Geld-Fetisch zu reden ist ja wohl so falsch
wie es nur sein kann.

Das ist doch ein alter Hut. Wie der traditionelle, verkürtze
Arbeitermarxismus, der die Arbeit aber immerhin noch vom Kapital
befreien wollte, befreien die FWs die Arbeit eben vom Zins.

Auch die antisemitischen Untertöne bei Gesell werden
von seinen Anhängern geflissentlich übergangen, weil
das nicht ins Konzept passt. Wer ist denn das "Urbild"
des Wucherers und "leistungslosen" Couponschneiders?
Natürlich "der Jude", wer sonst!

Wo gab es denn antisemitische Untertöne? Außer in aus dem Kontext
gezogenen Zitaten, wobei mir da eigentlich nur eines einfällt. Dass
Gesell Antosemit war ist eine leider immer wiederkehrende
Behauptung, aber eine falsche. SELBST WENN er Antisemit gewesen
wäre, hat das keinen Einfluss auf den Wert seiner anderen Ideen.

Häh? Rudolf Steiner hat neben seinen Rassetheorien vielleicht auch mal
was sinnvolles geschrieben. Trotzdem würde es keinen Sinn ergeben,
sich darauf zu berufen.

[...]
Es hat ja gerade das größte Experiment der Menschheitsgeschichte
mit Tauschringen und Alternativwährungen in Argentinien gegeben.
Es ist zugrunde gegangen - an der Inflationierung gefälschter
alternativer "Geldscheine". 

Das ist doch mal wieder symphatisch. Geldfälschen hat IMHO deutlich
mehr mit Emanzipation zu tun als Freiwirtschaft ;)

[...]
Tauschringe, Alternativwährungen usw. sind bestenfalls 
Notstandsmaßnahmen in Notzeiten, um überhaupt so etwas wie
gesellschaftliche Reproduktion aufrecht zu erhalten. Mehr aber
beim besten Willen nicht.

Das ist eine Meinung oder Behauptung, kein Argument oder gar ein
Beweis.

Naja, es ist durchaus belegbar. Tauschringe usw. heben Verknappung
und Wertverwertung nicht auf, sondern organisieren diese ohne die
abstrakte Vermittlung des Marktes (was ich pers. für einen Rückschritt
halte) und machen Menschen abhängig von sozialen Beziehungen, d.h. vom
zwanghaften Gutmenschentum gegenüber dem eigenen Umfeld. Wer sich mit
den Leuten, die ihn täglich umgeben nicht versteht, der fliegt. Aber
nicht, wie heute "nur" aus dem Beziehungsgeflecht, sondern
gleichzeitig auch noch aus der Teilhabe am gesellschaftlichen
Reichtum.

Die Freiwirtschaft ist vor allem ein Werkzeug, ein Weg zu einer
besseren Welt, und eine Basis für weitere Veränderungen zum
Positiven. Genau so ein Weg, ein Werkzeug, fehlt fast allen
Alternativ-Ideologien. Wobei ich die Freiwirtschaft nichtmal als
Ideologie sehe, denn die Freiwirte sind so unterschiedlich, wie eine
Menschengruppe nur sein kann.

Nein, die Freiwirtschaft verändert nix zum positiven. Sie ändert nur
die Art der Verknappung. 

Warum wird dieser Weg so verteufelt, mit dreisten Lügen,
Unterstellungen und Fehlinterpretationen schlecht gemacht? Denkt
doch stattdessen mal lieber darüber nach, wie ihr die Freiwirtschaft
für eure Ziele als Werkzeug einsetzen könntet! 

Nein, wieso? Was für eine absurde Vorstellung sich Gedanken über
Verschlechterungen zu machen, wenn mensch will das es besser wird 

mfg
Lars Strojny

-- 
"Fakten sind in der Gesellschaft darum nicht das letzte, daran 
 Erkenntnis ihren Haftpunkt fände, weil sie selber vermittelt 
       sind durch die Gesellschaft"
   - Theodor W. Adorno -
 
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