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Re: [ox] Artikel zu Gesell/Tauschringe/Freiwirtschaft



Hallo Michael,

ich habe das Gefühl unsere Diskussion hat sich ein wenig verrannt,
deswegen fasse ich mal das zusammen was ich als deine Kernthesen
ausmachen konnte, schreibe Gegenargumente und gehe nur noch kurz
auf die vorherige Mail ein. Vielleicht ermöglicht das auch anderen
den Einstieg und das Thema kann dann endlich abgehakt werden.

-> Geld ist wertbeständig.

Das Beispiel einer Inflation widerlegt diese These schon. 
Auch ist Geld halt nur das allgemeine Tauschäquivalent, man kann 
Wert (verausgabte menschliche Arbeitskraft) auch in all seinen anderen 
Formen (Föhne, Space-Shuttles, Panzer etc.) horten. Nirgendwo gibt
es jedoch die Garantie eines unveränderlichen Wertes.

-> Menschen können sich deswegen an Geld bereichern
-> Auf diese Weise wird die Welt in zwei Gruppen gespalten:

- die mit Geld - sie müssen nicht arbeiten und werden immer Reicher,da sie auf
das Geld was sie dem Markt entziehen Zinsen nehmen können, wenn sie es
dann ihm dann doch geben.
- die ohne Geld - an ihnen ist kein Fehler. Sie werden von der anderen Gruppe
durch den Zins "geknechtet"

Diese Zweiteilung ist einfach Falsch. Oder kannst du mir eine gesellschaftliche
Gruppe nennen, die sowohl in der Wirtschaft und in der Politik die Kontrolle
hat und das auch noch mit dem Zins in Verbindung bringen?

Kreditvergaben etc. funktionieren viel komplexer. Sie sind notwendiger
Bestandteil einer Marktwirtschaft und nichts äusserliches. Also Menschen
in Banken arbeiten auch, und diese Arbeit macht im Kapitalismus durchaus
Sinn.

-> die einfache Loesung: die "Wertbeständigkeit" des Geld durch eine 
"Umlaufsteuer" verhindern. Die nimmt dann der jetzige Staat nehm ich an.

Dem gegenüberstellen möchte ich eine tiefergehende Gesellschafts-Kritik,
vor allem bekannt als Wertkritik. Sie versucht die grundlegenden Prinzipien 
dieser Gesellschaft zu demaskieren und zu kritisieren.
Um es kurz zu machen. Das was die Menschen in dieser Gesellschaft tun, hat
keine gesellschaftliche Entscheidungsfindung zur Grundlage. Die wesentliche
bestimmende Form ist die Wertproduktion, also die Arbeit. Also der einzelne
steht einem Apparat Markt gegenüber auf dem er seine Arbeitskraft verkaufen
muss und so seine Bedürfnisse befriedigt. Es gibt also nirgendwo ein Bewusstsein
das die ganze Lage überblickt, also auch keine kleine Gruppe die mit ihren
fiesen Absichten alles ins Arge treibt.
Die andere Gesellschaft - also die, in der für menschliche Bedürfnisse und
nicht unter Verwertbarkeitslogik produziert wird - ist selbstverständlich
utopisch (also eine andere, nicht die jetzige jetzige Welt).

Da mir das schwerfällt, dass in so kurzer Form darzustellen, zum besseren
Verständnis noch ein bischen länger in einem Interview nachzulesen:

http://www.krisis.org/interview_was_ist_wertkritik_1998.html


Okay, korrigier mich, wenn meine Zusammenfassung deiner Theorie deiner
Meinung nach nicht zutrifft.

On Fri, Jun 11, 2004 at 10:25:29AM [PHONE NUMBER REMOVED], Michael Hoennig wrote:
Hallo bi0,

Hm, also nochmal: Ihr präperiert aus dem an sich eigentlich total tollen
Kapitalismus den Zins raus und sagt, das der diesen an sich guten
Kapitalismus total bloed macht. 

Nein. Es ist danach gar kein Kapitalismus mehr, da dem Kapital seine
Sonderrolle genommen ist. Wie ich eingangs sagte: Marktwirtschaft ist eben
nicht identisch mit Kapitalismus, es gibt auch andere Marktwirtschaften.

Ihr sagt aber Kapitalismus ist toll, bis auf den Zins.

Denn Zins bedeutet "leistungsloses Einkommen". Also einige bekommen,
obwohl andere arbeiten.
Soweit stimmts du mir doch zu?

Ja, das ist der Kern der Freiwirtscahftstheorie.

Die Nazis haben das so ähnlich gemacht. Bei ihnen hiess derjenige, der
dieses"leistungslose Einkommen" bezieht nur Jude und hatte eine
Hakennase.

Ich glaube nicht, dass die Zinsgewinner alles Juden sind, oder gar zum
Großteil. 

Hoff ich doch, da hatte ich ja grad die Trennungslinie zu den Nazis gezogen.

Das ist eine Utopie, die fern jeder Verwirklichung ist. 

Deine auch. Meine hat nur als Kern die Emanzipation des Menschen. Deine
die Elemination eines Störfaktors in der an sich guten Welt.

{inflation]

s.o.

Wer sind deiner Meinung nach die "Schuldigen"?

die, die dieses System tagtäglich reproduzieren.

Ich gehe davon aus, dass die Probleme aus einer großen Verschwörung
resultieren, der Veschwörung der Dummheit ;-)

ja, die steckt hinter vielem ;-)

In anderem Kontext könnte "völkisches Empfinden" auch anders gemeint sein,
wenn dieser Kontext klar macht, dass es um die Abgrenzung verschiedener
Völker geht. Und ich gehöre nicht zu denen, die behaupten, Japaner und
Deutsche, Kenianer und z.B. Amazonas-Indianer wären alle gleich, sie haben
schon leicht abweichende äußere Merkmale (Haarfarbe, Hautfarbe, Größe,
Körperbau-Details).

Und wieso sollte man sich über soetwas definieren!?
Emanzipation bedeutet für mich auch sich über kulturelle Gegenbenheiten,
die teilweise echt abartig sind erheben zu koennen.

Aber ich glaub das führt hier zuweit weg vom Thema und ist auch garnicht
Thema der Liste.


ciao
-- 
bi0

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