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Re: [ox] Artikel zu Gesell/Tauschringe/Freiwirtschaft



On Wed, Jun 09, 2004 at 01:58:36PM [PHONE NUMBER REMOVED], Michael Hoennig wrote:
Hallo bi0,

Er zeigt meiner Meinung nach ganz gut die Fehler der Freiwirtschaft

tut er nicht, ganz und gar nicht. Er tut nur so, als ob er das tut ;-)

aber auch die Nähe zur nationalsozialistischen Ideologie (schaffendes und
raffendes Kapital, Gesells eugenische Motivation

Warum wieder diese Herabsetzung ohne Beweis und falsch dazu? Welche Nähe
zur Naziposition sollte gemeint sein? In der Freiwirtschaft gibt es
schonmal gar kein schaffendes Kapital, sondern geschaffen wird immer nur
von Menschen (das ist eine Kernthese).

Naja, eure Theorie läuft ja letztendlich darauf hinaus, dass das Problem
darin liegt, dass einige Menschen "leistungsloses" Einkommen via Geld-
Hortung beziehen. Da liegt der Sprung zum raffenden Juden ja auch nicht mehr
_so_ fern... Das ähnelt dann zumindest zumindest strukturell dem
modernen Antisemitismus.

Wo in der Freiwirtschaftsleere
oder bei Gesell findet sich eine eugenische Motivation?

Naja, gib mal - gesell eugenik - in google ein...

Einige Tauschringe, etwa in Halle oder Worms, verlangen für Guthaben auf den Konten Zinsen. 

Das sind keine Zinsen, da die Wirkung eine ganz anders ist. Damit wird
der Akkumulation von Guthaben entgegengewirkt. Begriffe sollten schon
korrekt verwendet werden. Nur auf kurzfristige Verbindlichkeiten gibt es
sowas. Aber kleinen Tauschringsystemen fehlt natürlich die langfristige
Kreditvergabe, denn dann hätte man 0-Zins für den Kreditgeber.

Das Geld auf diesen Konten verliert an Wert. Prozentweise. Warum darf man das
nicht Zins nennen?

Dies entspricht der Idee des deutsch-argentinischen Kaufmanns Silvio Gesell (18621930), dem Mentor der Tauschringe, ein so genanntes Schwundgeld einzuführen, also Geld, das ständig an Wert verliert. Gesell und seine Nachfolger behaupten, Geld sei wertbeständig und werde von Geldbesitzern gehortet, um Zinsen zu erpressen. Dadurch würden Wirtschaftskrisen ausgelöst.

Jede Inflation belegt, dass diese Annahme falsch ist. 

Totaler Fehlschluss.
[...]
Ich stelle mir die Frage: Weiss das der Autor nicht?

Da hast du etwas gründlich falsch verstanden. Eine Inflation wiederlegt
die Wertbeständigkeit von Geld.

Werden obendrein Strafzinsen verhängt oder wird Schwundgeld eingeführt, besteht keine Möglichkeit, für Zeiten der Krankheit oder das Alter durch Sparen vorzusorgen.

Das gilt nur dann, wenn man (Bar-)Geld (unter dem Kopfkissen) spart,
nicht wenn man es langfristig anlegt, was zumindest für das Alter
sinnvoll wäre. Für Zeiten der krankheit braucht man meist keine großen
Vermögen.

Hängt von der Krankheit ab, klingt von dir jetzt sehr zynisch.
Aber die Aussage war: Kapitalismus ohne die Möglichkeit sich was 
zu sparen, also eine ganze Spur brutaler.
Was meinst du mit langfristigen Anlagen?

Das entspricht Gesells eugenischem Ziel. Er wollte einen Manchesterkapitalismus ohne Zins und Bodenrente einführen und glaubte, dass die Menschen mit den besten Erbanlagen wirtschaftlichen Erfolg hätten und sich am stärksten fortpflanzen würden. Dadurch würde es zu einer »Hochzucht« der Menschheit kommen, während die »Minderwertigen« verschwänden.

Wo der Autor das wohl her hat? Selbst erfunden und Gesell untergeschoben?

Hmm, s.o. - Ich hab das Gefühl du kennst den Schöpfer deines Glaubens
garnicht so genau

Tauschringe bedeuten Armutswirtschaft und Elendsselbstverwaltung. 

Nochmal meine Frage: Was so viel schlechter daran, als sich als
(Geld-)Arme gegenseitig zu beschenken?

Also: Du meinst wenn man schon nichts hat, macht es gar keinen so grossen
Unterschied ob man mit einer Fantasie-Währung mit Wertverfall "tauscht",
oder sich - utopischerweise - mal darüber verständigt was jeder dazu
beitragen kann die gemeinsame Situation zu verbessern ?

Sie dienen als propagandistisches Vehikel für Utopien vom Schwundgeld und Phantasien von der »Zinsknechtschaft«. Während Industrie- und Finanzkapital untrennbar verflochten sind, unterschied Gesell zwischen bösen Geldbesitzern und guten Unternehmern. 

Da ist es wieder: Alle Unternehmer sind böse. 

Ja. Du kannst das beides nicht so einfach trennen. Und ja, beide
sind Teil kapitalistischer Vergesellschaftung und "untrennbar verflochten".

Marxismus pur? Die wirklcih
Großen sind doch meist gar keine Unternehmer! 

Jetzt fängst du womöglich noch vom guten Mittelstand und dem ehrlichen
Kleinunternehmer an?
Und wie kommt es, dass die grossen gross werden?

--

Da sind die (angestellten)

Also klarer gehts nicht, oder?

Manager und die Großaktionäre. 

.. also die raffenden

"Echte Unternehmer" 

.. die gehören dann wohl zu den schaffenden, denn  sie ...
arbeiten mit und

wer hätts gedacht,

gehören i.d.R. auch zu den Zinsverlierern. 


Auch Gesell bewegte sich in einem völkischen Milieu. Einer seiner Anhänger, Rolf Engert, notierte 1919: »Völkisches Empfinden duldet keine Zinsknechtschaft.«

Ja und? Was ist daran schlecht? 

Naja, in meinem Wertesystem das völkische Empfinden...

Findet der Autor etwa Zinsknechtschaft
toll? Befürwortet der Marxismus Zinsknechtschaft? Sind daher Marxisten
auch Nazis? 

Da hat das grad mit der Logik nicht geklappt.

Und, "Zinsknechtschaft" ist im Marxismus kein sinnvoller Begriff. Marx meint
nähmlich, dass Zins nur der im verliehenen Kapital immanente Profit ist.

Ich hoffe, der eine oder andere verstehe, dass ich wütend werde, wenn ich
sowas lese. Voller Lügen über die und Diffarmierungen der
Freiwirtschaftslehre. Was soll damit bewiesen werden?

Ich kann deine Wut bisher nicht nachvollziehen. 
Deine Missionarsversuche sind bei mir bisher gescheitert.

-- 
bi0

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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