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Re: [ox] Re: Reichtum



Hallo Alfred,

Beim Tauschen ist aber die Versuchung für schwächelnde Menschleins
die andere Seite um des eigenen kurzfristigen Vorteils willens zu täuschen
und so auszubeuten oft nicht unerheblich.
Passiert das, dann wird tauschen zu täuschen

der Mensch ist also von Grund auf egoistisch?

Was aber meiner Meinung von den Tauschgläubigen konstant außer Acht
gelassen wird, das jedes Produkt/jede Dienstleistung sowohl einen
quantitativen als auch einen qualitativen Aspekt hat + außerdem auch
nicht ohne die Aufwendung von menschlicher Lebenszeit erzeugt wurde.

Nur nebenbei: Das ist eine Kernthese der Freiwirtschaftstheorie!

Wer die Kopfstände sieht, die produziert werden, damit die Löhne
stimmen (Lohnverhandlungen) und in einer anderene Ecke andere (ESZB)
meinen die Preisstabilität wahren zu müssen.
Ergebnis: die Löhne sind gestiegen und die Preise verdoppeln sich alle
15-20 Jahre

Das ist die Konsequenz aus dem unfairen des Kapitalismus und Inflation.
Beides hat, nebenbei bemerkt, mit Freiwirtschaft nichts zu tun.

Aus meiner Sicht, ist jeder Umgang der auf Tausch basiert zu Irrtumg und
Ungerechtigkeit quasi verurteilt, weil sich das meiste im Sozialen eben
nicht zweifelsfrei messen, bemessen, lässt. 

Vollste Zustimmung soweit.

Was mich persönlich an den freiwirtschaftlichen Ansätzen zusätzlich
noch stört ist, dass sie den Tausch nicht in Frage stellen und auch die
meisten "Freiwirte" das Argument vertreten, dass ohne direkten
Wettbewerb (= Konkurrenz) ein brauchbares Zusammenleben nicht
möglich ist, weil ohne Wettbewerb das meiste vor die Hunde geht bzw.
das Notwendige nicht passieren würde

Ob die "meisten" Freiwirte ist eine doppelte Vermutung von dir. Zum
einen bezüglich der nackten Zahl, die du kaum kennen kannst, oder
zauberst du nun eine Umfrage hervor. Zum andern auf welcher Ebene diese
Tausch sehen.

Ich sehe Tausch, erst recht wenn er über Geld läuft, vor allem zwischen
größeren Einheiten. Den je größer die Einheiten sind, desto schwieriger
laufen soziale Prozesse ab, wie sie in einer Schenkungswirtschaft
funktionieren würden (anarchistisch gesehen, soviel nehmen wie man
braucht und soviel geben wie man ohne selbstausbeutung kann).

Eigentlich bin ich Anarchist in dem Sinne, aber ich sehe nicht, dass die
Menschheit im großen Stile zu so einem Leben bereit wäre. Die meisten
geben doch nichtmal ihr Auto auf, obwohl sonnenklar ist, dass man damit
einen ökologischen Fußabdruck hat, den die Erde für alle Menschen gar
nicht tragen könnte! Der Verzehr von Unmengen an Fleich gehört auch
dazu. Wer will das beides aufgeben? 1% der Bevölkerung ist wohl schon zu
hoch gegriffen. Bist du anderer Meinung?

Wenn du anderer Meinung bist: Wie kommst du dann darauf, dass dieselben
Menschen, die in einer Schenkungswirtschaft fair handeln würden, beim
Tausch plötzlich täuschen?

Mein Eindruck ist, dass hier auf [ox] zeitweise weitgehender Konsens
bestand, dass Linux ohne all die pfennigfuchsenden, kreislerhaften
gegenseitige Aufrechnereien und Roßtäuschereien entstanden ist und
auch noch mit dieser freien und daher großzügigen inneren Haltung
weiterentwickelt und zur freien Verwendung allen zur Verfügung gestellt
wird

Programmieren kann Fun sein. Aber nicht jede notwendige Tätigkeit ist
Fun. Ich merke doch selbst, wie schwer es ist, auch überzeugte FLOSS
Anwender, davon zu überzeugen, dass man viel weiter kommt, wenn alle
einen Teil der notwendigen Arbeit machen, als dass den einige wenige mit
Bezahlung machen. Es gab sowenige Freiwillige, dass wir bei Hostsharing
auch nun auf dem Bezahl-Tripp sind, denn die Arbeit bleibt an wenigen
hängen. Und auch die müssen von irgendwas leben!

Das magst du als Anfangsschwierigkeiten sehen, aber wie lange würden die
anhalten? Wann wäre die Menschheit bereit zu einer solchen Lebensweise?

Bei solch einem Ansatz sehen Wirtschaftsmodelle die im Tausch
hängen alt aus, greifen zu kurz bzw. gehen in eine ganz andere
Richtung

Die Patentgesetzgebung kann dem aber ganz schnell einen Strich durch die
Rechnung machen. Der Kapitalismus ist eine gefährliche Plattform für
solche Experimente! Die natürliche Wirtschaftsordnung dahingegen wäre
eine hervorragende Plattform dafür, auch wenn sie selbst kein
endgültiges Ideal-Ziel ist.

Aus meiner Sicht ist die natürliche Wirtschaftsordnung vom Silvio
eine Ordnung der Raubtiere und daher als Basis daher für eine
menschenwürdige Form des Zusammenlebens nich geeignet

Gut erkannt! Nur ist mein Schluss ein anderer: Bevor wir in Frieden leben
können, müssen wir die Raubtiere erstmal zähmen. Und dafür eigent sich
ein friedlicher Weg besser als Krieg oder gewalttätige Revolution.

Mein Ziel ist nämlich nicht genug Beschäftigung durch zirkulierendes
Geld, sondern gesättigte Märkte aufgrund von satten und zufriedenen
Menschen, das kommt meiner Definition von Reichtum am Nächsten

Zirkulierendes Geld ist ein Mittel der Freiwirtschaft, richtig. Aber
warum sollte "genug Beschäftigung" das Ziel der Freiwirtschaft sein?
Ich sehe als Ziel vor allem, die Umverteilung von arm nach reich, oder
besser von der Mittelschicht in die Oberschicht zu stoppen, und damit
die Macht der Oberschicht zu begrenzen. Genau die Macht, die es
alternative Modellen ziemlich schwer macht. Spätestens unter den
Umweltfolgen des Kapitalismus müssen wir alle leiden, wenn nicht bald
(sehr bald!) was passiert.

Für die 100% GPL-Gesellschaft ist die Menschheit noch nicht weit genug.
Das sagst du selbst in deinem von mir oben zuerst zitierten Absatz.

Alles Gute wünscht
       Michael

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