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Re: [ox] Re: Reichtum



hallo michael,

----- Original Message ----- 
From: "Michael Hoennig" <michael hostsharing.net>
To: <liste oekonux.de>
Sent: Wednesday, June 09, 2004 1:03 PM
Subject: Re: [ox] Re: Reichtum


Hallo Alfred,

Beim Tauschen ist aber die Versuchung für schwächelnde Menschleins
die andere Seite um des eigenen kurzfristigen Vorteils willens zu
täuschen
und so auszubeuten oft nicht unerheblich.
Passiert das, dann wird tauschen zu täuschen

der Mensch ist also von Grund auf egoistisch?
1.)
Ich mag das Wort >egoistisch< nicht, weil es mir zu unklar ist.
Ich bin nämlich der Ansicht, dass altruistisches Handeln oft nicht mehr als
cleverer Egoismus ist.
Ich z.B. bin, wenn ich ehrlich mit mir selber bin, größteils
nur aus egoistischen Gründen in weltverbesserlicher Weise unterwegs

Ein Aspekt bei mir ist, dass ich gerne Sachen analysiere um sie nachher zu
reparieren bzw. optimieren. Und da bietet das heutige Gesellschaftsmodell
ein wahrlich weites Feld.

Ein anderer Aspekt ist Angst, denn wenn der momentane Blödsinn immer weiter
getragen wird und somit auch immer weiter eskaliert, wer kann dann noch
sagen wo das hinführt und in welchem Schmarrnsumständen wir dann den Rest
unserer Lebenspannen möglicherweise dahinvegetieren werden.

Außerdem trete ich so gut ich kann gegen all den Blödsinn auch deshalb auf,
denn sollte es mal wirklich auch um mich herum so richtig schlecht werden,
möchte ich mir damit den Ärger über mich selber sparen, es kommen gesehen
aber nix dagegen getan zu haben

So gesehen bin ich hinhergerissen zwischen Angst und der Lust, die entsteht
wenn etwas Neues entdeckt wird (Befriedigung von Neu-gier) und ...

2.)
Ich halte alle Menschen im Grunde für gut, nur wenn jemand ab dem 6. - 7.
Lebensjahr genaugenommen meist nur unnötig sekiert, verblödet und
verängstigt und mit komischen Sachen verführt wird, dann kommen halt jene
indoktrinierten Persönlichkeiten heraus, welche heute "normal" genannt
werden.

Wenn diejenigen, die aufgrund dieser missglückten Erziehung, anscheinend
am meisten gehirngewaschen oder die skrupellosesten sind und daher die
Verkünder von all dem Schwachsinn abgeben, es schaffen als Politiker immer
wieder gewählt zu werden oder als die Manager des Jahres, dann will ich
nicht nur zusehen, sondern erlaube mir dieses scheinlige Verhalten als ein
Ausdruck von persönlicher Schwäche zu kommentieren




Was aber meiner Meinung von den Tauschgläubigen konstant außer Acht
gelassen wird, das jedes Produkt/jede Dienstleistung sowohl einen
quantitativen als auch einen qualitativen Aspekt hat + außerdem auch
nicht ohne die Aufwendung von menschlicher Lebenszeit erzeugt wurde.

Nur nebenbei: Das ist eine Kernthese der Freiwirtschaftstheorie!
Das obige Geschreibsel von mir sehe ich nicht als These, sondern als eine
Feststellung von Tatsachen.

Ich kam vor Jahren schon, zu ganz anderen Schlüssen als die meisten
gelernten Ökonomen, weil ich herausfand dass Qualitäten sehr oft nicht
messbare Eigenschaften sind und im Gegensatz zur elektr. Arbeit (Leistung x
Zeit = kWh), menschliche Arbeit auch nicht messbar ist. Als ich erkannte,
dass Tauschen auch immer einen Tausch von menschl. Lebenszeit beinhaltet,
war für mich klar, dass tauschen ein Schmarrn ist, weil Lebenszeiten
tauschen zu wollen kommt mir absurd vor.
Die allermeisten Menschen die ich irl treffe, glauben durch einen
Kapitalismus mit menschl. Antlitz zukunftstaugliches zu erreichen  Ich habe
noch keinen Freiwirt getroffen, der vom Tausch wegwollte. Alle Freiwirte die
ich getroffen habe, reden von Umlaufsicherung durch negativen Zins (=
Schwundgeld), Bodenreform, fairen Wettbewerb in freien Märkten und ähnlichen
Widersprüchen

Ich fürchte mich vor der Freiwirtschaft nicht, weil schlimmer als das
jetzige wird es mit ihr sicher nicht, aber als eine Lösung sehe ich sie auch
nicht und ich will eine Lösung und nicht irgendwelches knieweiches Zeug.


Wer die Kopfstände sieht, die produziert werden, damit die Löhne
stimmen (Lohnverhandlungen) und in einer anderene Ecke andere (ESZB)
meinen die Preisstabilität wahren zu müssen.
Ergebnis: die Löhne sind gestiegen und die Preise verdoppeln sich alle
15-20 Jahre

Das ist die Konsequenz aus dem unfairen des Kapitalismus und Inflation.
Beides hat, nebenbei bemerkt, mit Freiwirtschaft nichts zu tun.
Ich wollte damit nur aufzeigen wie natürlich es geworden ist sich in den
eigen Sack zu lügen.

Nicht alle Argumente von mir beziehe ich auf die Freiwirtschaft, dazu ist
sie mir nicht wichtig genug.



Aus meiner Sicht, ist jeder Umgang der auf Tausch basiert zu Irrtum und
Ungerechtigkeit quasi verurteilt, weil sich das meiste im Sozialen eben
nicht zweifelsfrei messen, bemessen, lässt.

Vollste Zustimmung soweit.
Warum dann dein Festhalten an der Freiwirtschaft, die derartiges meines
Wissens ganz und gar nicht vertritt ?


Was mich persönlich an den freiwirtschaftlichen Ansätzen zusätzlich
noch stört ist, dass sie den Tausch nicht in Frage stellen und auch die
meisten "Freiwirte" das Argument vertreten, dass ohne direkten
Wettbewerb (= Konkurrenz) ein brauchbares Zusammenleben nicht
möglich ist, weil ohne Wettbewerb das meiste vor die Hunde geht bzw.
das Notwendige nicht passieren würde

Ob die "meisten" Freiwirte ist eine doppelte Vermutung von dir. Zum
einen bezüglich der nackten Zahl, die du kaum kennen kannst, oder
zauberst du nun eine Umfrage hervor.
Ja, ich habe mich undeutlich ausgedrückt, ich hätte besser schreiben sollen:
Die meisten Freiwirte die ich kenne ...



Zum andern auf welcher Ebene diese Tausch sehen.
Ich habe keine Idee was mit dem obigen Satz gemeint ist


Ich sehe Tausch, erst recht wenn er über Geld läuft, vor allem zwischen
größeren Einheiten. Den je größer die Einheiten sind, desto schwieriger
laufen soziale Prozesse ab, wie sie in einer Schenkungswirtschaft
funktionieren würden (anarchistisch gesehen, soviel nehmen wie man
braucht und soviel geben wie man ohne selbstausbeutung kann).
Auch hier verstehe ich im Detail nicht was du meinst, aber was ich sehe,
dass Du aus meiner Sicht auf der richtigen Spur wärest, Dich aber
von Bedenken, die mit anderen Menschen zusammenhängen, davon
abhalten lässt, den eigenen Wusnch erst mal nur für Dich selber ernst
zu nehmen und dranz zu bleiben




Eigentlich bin ich Anarchist in dem Sinne, aber ich sehe nicht, dass die
Menschheit im großen Stile zu so einem Leben bereit wäre. Die meisten
geben doch nichtmal ihr Auto auf, obwohl sonnenklar ist, dass man damit
einen ökologischen Fußabdruck hat, den die Erde für alle Menschen gar
nicht tragen könnte! Der Verzehr von Unmengen an Fleich gehört auch
dazu. Wer will das beides aufgeben? 1% der Bevölkerung ist wohl schon zu
hoch gegriffen. Bist du anderer Meinung?

Wenn du anderer Meinung bist: Wie kommst du dann darauf, dass dieselben
Menschen, die in einer Schenkungswirtschaft fair handeln würden, beim
Tausch plötzlich täuschen?
Ein Beispiel:
Ein Freund von mir ist Immobilienmakler und Bauträger, mit 7er BMW, 2
Harleys, Haus mit Sauna, Garten und Pool und ... .
Ich besuche ihn ca. alle 3-4 Wochen und dann sprechen wir oft über den
ganzen Schmarrn der da im Moment läuft und wie es anders werden könnte. Er
hat auch schon längst aus sich heraus die Probleme um das blöde Geld und die
sinnlose Arbeiterei herausgefunden. Eigentlich hat er sogar schon einzusehen
begonnen, dass das mit dem Tauschen auch nicht das Wahre ist.

Warum macht er so weiter wie bisher?
Weil er nicht den Vorreiter machen und all die damit verbundenen Nachteile
in Kauf nehmen will. Er meint, solange keine signifikante Änderung im
Verhalten der anderen Leute für ihn zu erkennen ist, wird er sicher nicht so
wie manche andere auf verschiedene Annehmlichkeiten verzichten, weil sollte
die ganze Sache wegen des Nichtkapierens der Anderen den Bach runtergeht,
will er wenigstens bis dahin nicht viel schlechter als die anderen gelebt
haben.


Mein Eindruck ist, dass hier auf [ox] zeitweise weitgehender Konsens
bestand, dass Linux ohne all die pfennigfuchsenden, kreislerhaften
gegenseitige Aufrechnereien und Roßtäuschereien entstanden ist und
auch noch mit dieser freien und daher großzügigen inneren Haltung
weiterentwickelt und zur freien Verwendung allen zur Verfügung gestellt
wird

Programmieren kann Fun sein. Aber nicht jede notwendige Tätigkeit ist
Fun. Ich merke doch selbst, wie schwer es ist, auch überzeugte FLOSS
Anwender, davon zu überzeugen, dass man viel weiter kommt, wenn alle
einen Teil der notwendigen Arbeit machen, als dass den einige wenige mit
Bezahlung machen. Es gab sowenige Freiwillige, dass wir bei Hostsharing
auch nun auf dem Bezahl-Tripp sind, denn die Arbeit bleibt an wenigen
hängen. Und auch die müssen von irgendwas leben!

Das magst du als Anfangsschwierigkeiten sehen, aber wie lange würden die
anhalten? Wann wäre die Menschheit bereit zu einer solchen Lebensweise?
Ich weiß nicht, es kann schon eine Weile dauern. Und vieleicht ist es auch
noch erforderlich, dass wir uns das eine oder andere einfallen lassen.
Das Risiko werden wir schon eingehen müssen, aber das Risiko nicht
einzugehen heißt für mich, ein noch größeres Risiko einzugehen und das halte
ich für nicht so clever.


Bei solch einem Ansatz sehen Wirtschaftsmodelle die im Tausch
hängen alt aus, greifen zu kurz bzw. gehen in eine ganz andere
Richtung

Die Patentgesetzgebung kann dem aber ganz schnell einen Strich durch die
Rechnung machen. Der Kapitalismus ist eine gefährliche Plattform für
solche Experimente! Die natürliche Wirtschaftsordnung dahingegen wäre
eine hervorragende Plattform dafür, auch wenn sie selbst kein
endgültiges Ideal-Ziel ist.
Wenn wir mit dem Tauschen aufhörten, dann bräuchten wir m.E. keine
Patentgesetzgebung mehr, wozu auch?
Dass das Leben ohne Tausch angenehmer sein kann ist aber heute für viele
Menschen unvorstellbar, kommt mir vor !



Aus meiner Sicht ist die natürliche Wirtschaftsordnung vom Silvio
eine Ordnung der Raubtiere und daher als Basis daher für eine
menschenwürdige Form des Zusammenlebens nich geeignet

Gut erkannt! Nur ist mein Schluss ein anderer: Bevor wir in Frieden leben
können, müssen wir die Raubtiere erstmal zähmen. Und dafür eigent sich
ein friedlicher Weg besser als Krieg oder gewalttätige Revolution.
Anarchisten zähmen andere Menschen nicht, den kein Mensch hat das Recht
über einen anderen Menschen zu herrschen, nicht wahr ?

"Raubtiere" haben wir, weil wir ein Ausbeutungsmodell fahren. Sollen die
"Raubtiere" verschwinden müssen wir die Käfige abtragen, (Ver-)Bildung und
Geld und Arbeit sind die ärgsten Käfige, aber ich sehe auch noch andere.
Diejenigen die die besten "Raubtiere" abgeben dürfen sich heute in goldenen
Käfigen bewegen, aber sie sind trotzdem Gefangene, auch wenn sie es nicht
zugeben und viele dies gar nicht bemerken

Kriege und Revolutionen sind ein Zeichen, dass den Menschen nix besseres
mehr eingefallen ist und sie nicht mehr warten wollten. Und wenn einem nix
besseres einfällt und man trotzdem was tun will weil man nicht warten kann,
na dann bleibt halt nur das Hindreschen über.
Und es wird dann solange hingedroschen bis alle Drescher kapiert haben, dass
das Weh tut. Und wenn dies schließlich alle kapiert haben, dann kann  mit
der Drescherei auch wieder aufgehört werden



Mein Ziel ist nämlich nicht genug Beschäftigung durch zirkulierendes
Geld, sondern gesättigte Märkte aufgrund von satten und zufriedenen
Menschen, das kommt meiner Definition von Reichtum am Nächsten

Zirkulierendes Geld ist ein Mittel der Freiwirtschaft, richtig. Aber
warum sollte "genug Beschäftigung" das Ziel der Freiwirtschaft sein?
Wozu soll Geld sonst zirkulieren, außer zu dem Zwecke die Wirtschaft am
kochen zu halten, damit nicht die Erwerbs-Arbeitslosigkeit und damit die
Geld-Armut bei den Lohnsklaven steigt ?

Dass "Arbeitslosigkeit", in Zeiten wie diesen, für selbstständig denkende
Menschen ein Ziel ist und Armut was anderes als kein Geld zu haben, nun ja,
das muß sich erst herumsprechen, wie mir scheint.



Ich sehe als Ziel vor allem, die Umverteilung von arm nach reich, oder
besser von der Mittelschicht in die Oberschicht zu stoppen, und damit
die Macht der Oberschicht zu begrenzen. Genau die Macht, die es
alternative Modellen ziemlich schwer macht. Spätestens unter den
Umweltfolgen des Kapitalismus müssen wir alle leiden, wenn nicht bald
(sehr bald!) was passiert.
Solange die alten Definitionsmuster von Arm + Reich nicht durchbrochen sind,
sind sie Fallen in denen sich das Nicht-Denken verfängt und wie mir scheint,
bist Du soeben in diese Falle gegangen, oder ?

Tauschfrei zu agieren heißt meiner Ansicht nach fair und clever zu Teilen.
Und sobald fair und clever geteilt wird, hören sich damit auch die
Umverteilungskämpfe auf

alsdann, bis zum nextenmal       viel + leicht  . . .  möglicherweise

a.mor


Für die 100% GPL-Gesellschaft ist die Menschheit noch nicht weit genug.
Das sagst du selbst in deinem von mir oben zuerst zitierten Absatz.

Alles Gute wünscht
       Michael

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Organisation: projekt oekonux.de


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