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Re: [ox] Fragen der Frankfurter Rundschau an Oekonux



Michael Hoennig wrote:

* Alle sparen beim Einsatz Freier Software


ich würde hier ganz deutlicher differenzieren. Mir ist das wirklich
wichtig, weil es immer wieder falsch dargestellt wird und damit ein VÖLLIG
verkehrtes Bild ergibt. Als tatsächliche Nutzer externer Entwicklungen
sparen die Konzerne selbstverständlich.

Sie sparen aber KEINE Entwicklungskosten wenn sie eigene Software in FLOSS
überführen, wie z.B. Sun mit OOo. Zumindest in den ersten 5, vielleicht
sogar 10 Jahren nach Umwandlung muss ein Konzern draufzahlen, weil es viel
Geld kostet, eine externe Community zu integrieren. So verwende ich z.B.
10% meiner Arbeitszeit mit Community-Betreuung (bei
http://api.openoffice.org). Dazu kommen die immensen Kosten, die für das
Hosting bezahlt werden - da fließt echt Kohle, das glaubt man kaum!
Irgendwann mag sich das Blatt wenden, aber viel zu oft ist in der Presse
diese VÖLLIG FALSCHE Aussage zu lesen: "Sun lagerte die Weiterentwicklung
von OOo kostengünstig an die OSS-Community aus." Das ist absoluter
Bullshit. Es wiegt außerdem auch die FLOSS Befürworter in falscher
Sicherheit, dass man die Konzerne schon jetzt nicht mehr bräuchte, was
aber nicht so ist. Bildlich dargestellt: Die Konzerne sind so groß, wir
brauchen sie, damit sie ihr eigenes Grab schaufeln.

Hi Michael,

ich stimme mit Dir v"ollig "uberein, m"ochte aber meinen
Senf zum Differenzieren noch dazu tun :-)

IT-Unternehmen k"onnen auf ganz verschiedene Arten (oder Wegen) an
FS herangef"uhrt werden. Es muss dabei nicht unbedingt darum gehen,
das eigene Flagschiff als FS anzubieten. Wie Du selbst feststellst,
k"onnen dabei erstmal grosse Kosten entstehen.
Was sich aber sofort auszahlt, ist die Benutzung von Standard-Komponenten
aus der FS-Szene. Ich denke an Dinge wie die Entwicklungsumgebung (gcc,
autotools, make, gdb, valgrind, etc., etc.), aber auch 'commodity'
Bausteine wie XML APIs (libxml2) oder "ahnliche 'Standard'-Bibliotheken.

Der erste Schritt k"onnte also darin bestehen, nicht mehr alles selbst
machen zu wollen (das ber"uchtigte 'Not Invented Here' Syndrom), sondern
soviel wie m"oglich an freie Alternativen auszulagern, so dass sich das
Unternehmen mehr auf seine eigentliche Dom"ane konzentrieren kann.

Der zweite Schritt ist dann, bei der Instandhaltung ebendieser Standard-
Bausteine eine aktive Rolle zu spielen. Auch hier gilt immer noch, dass
das eigentliche Interesse dem (noch) propriet"aren Kern gilt, f"ur dessen
Benutzung aber jede Menge commodity-Komponenten n"otig sind.

Erst der letzte Schritt stellt dann das 'business model' selbst in Frage:
wenn n"ahmlich nur noch der Kern selbst in Freie Software umgewandelt
werden muss/kann. Das aber "ubersteigt sicher alles, was sich ein Unternehmen
im Rahmen des Kapitalismus leisten kann, ohne ein v"ollig neues Gesch"aftsmodell
aufzubauen (a la Redhat oder Suse).

Nun w"are interessant, zu beleuchten, welche Rolle eigentlich OOo f"ur
Sun spielt, oder Mozilla f"ur Netscape (vor f"unf Jahren), oder apache f"ur
IBM. Etc. etc...

Gruss,
		Stefan

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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