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Re: [ox] Fwd: Werthaltigkeit von Informationsguetern



Stefan Meretz writes ad Holger Weiss:
Deine obige Aussage suggeriert ja letzteres, der
Nuetzlichkeitsaspekt sei allgemeiner als der Gebrauchwertaspekt. Hmmm.

Ja, ich würde hier eine begriffliche Differenzierung vorschlagen, weil es 
eine qualitative Unterscheidung in der realhistorischen Entwicklung gibt: 
vom "bloß nützlichen Ding" zum "Gebrauchswert". Ein Gebrauchswert 
bezeichnet den Nützlichkeitsaspekt der Ware. Aber nicht jedes nützlich 
Ding in der Geschichte hat GW. Z.B. auch FS. Freie Software ist einfach 
"nur nützlich" und frei von TW _und_ GW.

Ich denke Stefan das ist ein wenig zu strikt gedacht. Ich sage jetzt auch,
wie Holger: Hmmm:

Der Warencharakter macht sich an Nützlichkeit fest. Die Differenzierung
"GW vs. nützlich" ist m.E. logisch und sachlich unsinnig.
Richtig ist vielmehr:
Der GW-Begriff beweist durch seine Inhaltsleere, daß es der
warenprooduzierenden Gesellschaft auf den spezifisch nützlichen Charakter
der Ware nicht besonders ankommt. Einerseits. Andererseits muß das Ding
nützlich sein.
Die begrifflich klarste mir bekannte marxistische Bestimmung (Resultate
der Arbeitskonferenz 1) daß diese Inhaltsleere nur verrät, "daß sich die
Gesellschaft von der Natur ihre Gesetze nicht vorschreiben läßt", ist
sicher falsch oder zumindest nur halbwahr. Denn die Inhaltsleere verrät
zumindest auch, daß sich die warenproduzierende Gesellschaft grosso modo
ignorant gegen die Natur verhält, eine Einsicht, die den Marxisten nicht
unbekannt ist, aber für sie eben erst auf einer späteren kategorialen
Ebene zum Leben erwächst.(Kapital, Staat). Tatsächlich läßt sich der
irrationale Charakter der Produktion schon aus dem Gebrauchswertbegriff
folgern, da hast Du recht und das hat - sangen wir mal gewisse -
strategische Konsequenzen. Zum Beispiel daß es keinen Übergang gibt von
einem (radikalisierten) Gebrauchswertinteresse zu einer anderen
Gesellschaft. (siehe mein letztes Posting auf chox über "das Fähnlein des
aufrechten Materialismus" vom 16. 9.)
Der GW-Begriff zeigt an sich selbst daß gesellschaftliche Produktion
keinen bestimmten, vernünftigen Zweck realisiert sondern eben den Zweck
Wert. Der "GW" ist so der "Schatten" des Werts. Er ist eben für sich gar
nicht anders bestimmbar als durch abstrakte Nützlichkeit - für wen und für
was auch immer, Hauptsache der Kunde zahlt. Umgekehrt steckt darin schon
die Erinnerung daß es um konkret-sinnliche Bedürfnisse geht und Ökonomie
die Verlaufsform gesellschaftlicher Reproduktion ist. Natürlich kann der
Gebrauchswert freier Software der Ausgangspunkt für einen Kaufakt eines
PCs sein, auch er hat schließlich physische und sachliche Voraussetzungen.
Spannend ist allerdings daß FS für sich genommen nicht nur wertfrei ist
sondern diese Wertfreiheit weitertransportiert.
Dabei ist allerdings gerade die GPL Klausel die jede spezifische
Nutzungsbeschränkung ausschließt (kann auch in Atomkraftwerken eingesetzt
werden etc.) sowas wie eine Universalisierung, Radikalisierung des
GW-Standpunktes und noch nicht seine Überwindung. Aber die Rechtsform ist
ja vielleicht auch nicht die Keimform ;-)

Franz

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