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[ox] 2: Re: Mal wieder Fabber



2

Hi Hilmar,

Hier noch meine Antwort an Thomas

Gruss Sven


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Hallo Thomas, Hi Liste,

Danke für die interessanten Ausführungen, jetzt ist mir alles viel klarer.


Thomas Uwe Gruettmueller schrieb:

Hi!

On Dienstag 19 August 2003 16:46, Sven Reumann wrote:
Im Bereich der materiellen Produktion wüsste zumindest ich,
noch nicht einmal wo ich anfangen soll. Von Fabbern habe ich
zum ersten mal hier auf der Liste gehört,

Momentan stehen derartige Maschinen der Allgemeinheit noch nicht zur Verfügung. D.h. um *heute* etwas Freies zu konstruieren, ist es sicher besser, sich in Elektronik- und Baumärkten nach Standardbauteilen umzusehen und daraus etwas zu konstruieren, als auf das Verfügbarwerden irgendwelcher Fabber zu warten.


Ich muß gestehen, das habe ich durchaus vermutet. ;-)


Ich denke dabei z.B. an einen Tintenstrahldrucker, der ein vollständig dokumentiertes Protokoll verwendet, Druckköpfe und Patronen von beliebigen Herstellern verwenden kann und das gedruckte Bild sofort wieder einscannt, einerseits, damit die Software einerseits anhand eines Testbildes eine Farbstichkorrektur durchführen kann, sowie um beim Drucken Aussetzer sofort erkennen und korrigieren zu können. Ferner könnte man einen solchen Drucker als Einzugsscanner verwenden, um komplette Bücher einzuscannen.


Das klingt interessant, wenn sich das wirklich verwirklichen ließe, dann
wäre es möglich, ausgehend von vorhandener Technik etwas wirklich neues
zu schaffen. Genau genommen geschieht so etwas ja auch ständig,
Universitäten bringen ja auch Inovationen hervor, imdem sie sich auf
Standardteile stützen.  Bleiben wir mal beim Druckerbeispiel. Nehmen wir
an es findet sich eine Gruppe von Leuten, die solch einen Drucker bauen.
Wenn das Teil wirklich so gut ist, dann wäre es besser als alles was auf
dem Markt produziert wird, trotzdem würde es, nach kapitalistischen
Maßstäben, hoffnungslos unproduktiv hergestellt. Es wäre zwar ein Hi
Tech Produkt, würde aber "primitiv" "handwerklich" zusammengesetzt.
Würde die Gruppe damit auf den Markt gehen müsste sie den Drucker weit
unter "Wert" verkaufen, würde die ganze menschliche Arbeitskraft  in den
Preis eingehen wäre das Teil einfach unbezahlbar. But who cares, wenn
diese Tätigkeit dem Wunsch nach Selbstentfaltung entspringt dann besteht
auch kein Grund mehr nach genauer "kapitalistischer" Rechnungsführung.
Ein Problem wäre natürlich, dass nur eine kleine Stückzahl produziert
werden könnte und die Einzelteile deshalb teurer wären als für in Serie
produzierende Kapitalisten. Das Problem ließe sich zumindest dadurch
abmildern, dass Einzelteile von gebrauchten Druckern neu verbaut würden,
die Produktion also ein Recyclingkonzept mit einschließt.

Wir hätte dann also ein Gebrauchsgut das technisch überlegen und sozial
und ökologisch fortschrittlich ist. Und wenn der Drucker nicht technisch
überlegen istt, dann bleibt die Tatsache, dass er ökologisch und sozial
fortschrittlich hergestellt wurde.

Nehmen wir nur mal an , es finden sich Mensche, die gebrauchte Drucker
auseinander bauen, lernen wie sie funktionieren und wie man sie
repariert oder ganz neu zusammenbaut z.B. einen HP/Cannon/Lexmark
"Patchwork" Drucker. Das Teil wäre nicht technisch fortschrittlich, wäre
"häßlich", "Uhhh guck doch mal wie zusammengestückelt, kein klares
Design." Es wäre leicht so ein Projekt lächerlich zu machen: "Ihr
puzzelt ja nur an den Rändern des Kapitalismus herum und lebt von seinen
Abfällen".

Es bliebe aber die Tatsache, dass hier Menschen ein Stück weit Kompetenz
zurückgewonnen haben und sich vielleicht nur ein wenig vom Markt gelöst
haben und sie haben durchaus das Potential in die von Dir genannte
Richtung weiter zu gehen.





Wenn auf dieser Liste von Fabbern die Rede ist, so klingt das oft nach universellen, vollautomatisierten Minifabriken, die alles produzieren können, vom Prozessor bis zum Gitarrengriffbrett, und die Einzelteile dann auch noch zusammenbauen, so daß man sich nur einen Bauplan herunterzuladen braucht, damit wenig später ein komplettes Moped unter dem Schreibtisch hervorwächst. Dies ist jedoch pure Science Fiction und führt nicht im geringsten weiter bei der Frage, was hier und heute getan werden kann.

Ich habe den Eindruck Fabber sind hier deshalb so beliebt, weil sie es
erlauben das Modell der Freien Software 1:1 auf andere Bereiche zu
übertragen und man sich keine Gedanken mehr darüber machen muß, wie man
hier jetzt andere Produktions und Sozialmodelle auf den Weg bringen
kann.  Ich denke ich habe oben gezeigt, dass fortschrittliche Projekte
möglich sind, die weniger nicht mehr automatisiert sind.

  Gruss Sven



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