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Re: Re: [ox] Re: Gegen die eigenen Beduerfnisse handeln?



Ref.: 	«Re: [ox] Re: Gegen die eigenen Beduerfnisse handeln?»
 		Joost Klüßendorf
 		(2003-05-25, 17:37:40 [PHONE NUMBER REMOVED], KW 21/2003)

hallo allerseits,

Stefan Seefeld wrote:

nein, aber das Experimentieren, d.h. das Re-Produzieren von
Bedingungen unter denen sich bestimmte Beobachtungen machen
lassen, ist *die* Grundlage der Wissenschaft.

Eine Behauptung Kritischer Psychologie ist, dass dieses Modell von
Wissenschaft nicht auf menschliches Handeln angewendet werden
kann. [...]  Die Bedingungen determinieren ihn nicht, daher sind
können auch keine Aussagen gemacht werden im Stile: Wenn
(Bedingung) ==> Dann (Reaktion)

[...] Die Bedingungen, die das menschliche Verhalten determinieren sind
derart komplex und vielschichtig, dass es unmöglich ist, sie in
Experimenten derart zu kontrollieren, dass Wenn-Dann-Aussagen
möglich sind. 

Diese Komplexität ist aber nichts, was nur dem Gegenstand der
kritischen Psychologie eigen ist: kein Physiker kann die genaue
Flugbahn eines Blattes vom Baum zur Erde vorhersagen geschweige den
unter realen Bedingungen reproduzieren. Und kein Biologe kann den
genauen Zeitpunkt des Abfalls berechnen oder wiederholen.

Daraus aber einen "freien Willen" und vor allem aber die Unmöglichkeit
objektiver Erkenntnis abzuleiten, würde wahrscheinlich niemandem
einfallen (Mystiker nicht mitgerechnet).

Es ist nicht möglich, Bedingungen zu reproduzieren, unter denen
sich bestimmte Beobachtungen machen lassen.

Es kommt jetzt also alles darauf an, was Du hier mit "bestimmten"
Beobachtungen meinst, das individuelle Verhalten eines und desselben
wie auch immer gearteten Beobachtungsgegenstands muß ich nicht
reproduzieren können, um Bedingungen und Gesetzmäßigkeiten von
Verhalten erkennen zu können. Es sei denn, ich _behaupte_,
verschiedene Beobachtungen seien nicht vergleichbar und damit
basta. Damit ist aber nicht nur die Gesellschaftswissenschaft, sondern
auch (siehe oben) die Naturwissenschaft und sogar die Möglichkeit zur
Beobachtung schlechthin (im Gegensatz zum Angucken) aus dem Fenster.

Mir scheint, daß hier die Methode zur Betrachtung der Einzigartigkeit
einer einzelnen Erscheinung, nämlich des individuellen Menschen als
individueller Einzigartigkeit, zur Methode für wissenschaftliche
Analyse gemacht wird. Letzteres kann ich nicht nachvollziehen.

Gruß,
Casi.
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