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Re: [ox] Re: Warum Herrschaftsdebatte?



Hei Stefan,

Tuesday, January 14, 2003, 2:05:01 PM, Stefan Mz wrote:
Zitiere Thomas Berker <thomas.berker gmx.de>:
Um das mit Herrschaft zu verknüpfen, würde ich sagen: Herrschaft braucht 
die Anwendung instrumenteller Macht während die Entfaltung der kreativen 
Macht die Herrschaftsfreiheit braucht.

Einig. Ich hatte sowas Aehnliches mal mit dem Begriff Ermaechtigung
probiert. Herrschaft ist dann emanzipativ, wenn sie Handeln ermoeglicht
statt einschraenkt.

Einig oder Bug? Meine Aussage war: Entfaltung braucht
Herrschafts*freiheit*.

Meine Aussage war: sowas *Aehnliches*. War natuerlich auch eine Frage an
dich und mich.

Adorno hat das mal mit dem Begriff Organisation
durchgespielt und der
passt dann vielleicht auch besser als Herrschaft. Der Aufsatz heisst
Individuum und Organisation und darin wird _mehr_ Organisation gefordert
und begruendet unter welchen Bedingungen Organisation befreiend wirkt,
naemlich dann, wenn Organisation dem Willen aller Organisierten dient
(wenn ich mich richtig erinner). 

Das ist ganz traditionell mit der "Einsicht in die Notwendigkeit" verknüpft, die
schliesslich die "Freiheit" sein solle. Faktisch ist das der Appell an die
eigene "freiwillige" Einschränkung.

M.E. ergibt sich aus dem relativ einfachen Massstab der Ermoeglichung von
Handeln aller ein ganzer eher altbekannter Rattenschwanz: *Transparenz* ist
noetig um fuer alle Mitglieder der Organisation entscheidbar zu machen, ob ihr
Handeln begrenzt wird, *Kontrolle* der Organisierenden brauchts, um im
Zweifelsfall antiemanzipatorische Organisation zu verhindern. *Freiwilligkeit*
der Mitgliedschaft ergibt sich als Muss aus unterschiedlichen Zwecken
unterschiedlicher Organisationen.

Ja, genau. Und IMHO gibt es nun die historische Erfahrung, dass das nicht
funktioniert.

Ich wuerde sagen FS ist ein real existierender Ort an dem das
zu funktionieren scheint. Das waere ja gerade das Feine daran, wenns
so waere.

Ganz weit dahinter steckt freilich der Glaube an letztendliche
Konfliktaufhebung in einer befreiten, wahrhaft rational organisierten
Gesellschaft. Da bin ich mir nicht mehr ganz so sicher, wie ichs mal war.

Ja, wenn der Glaube brüchig wird, das ist es aus mit der Selbstkasteiung im
Interesse "höherer Ziele". Eben: ist gescheitert. Daraus ist IMHO der Schluss zu
ziehen: so geht es nicht. Schon auch deswegen nicht, weil dann Weg und Ziel
total auseinander fallen.

Die hoeheren Ziele koennen mir gestohlen bleiben, wenn sie nicht
jederzeit meiner Selbstentfaltung dienen. War aber immer schon so, bin
einfach schlecht im Lustaufschub. Und die Protestanten (die ja
bekanntlich den Kapitalismus erfunden haben) verstehen einfach das mit
der Lust am Kasteien nicht, die wollen immer, dass da am Ende was
rausschaut fuer sie. Das ist nicht mein Glaubensproblem. Woran ich da
eher laboriere ist die Frage nach _notwendigen_ Interessenkonflikten.
Gibts die? Sind sie wirklich in letzter Instanz aufhebbar im
Dampfmaschinen-Computer-Produktivitaetsparadies?

Thomas

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