Re: [ox] TCPA/Palladium
- From: tian075 gmx.net
- Date: Wed, 04 Dec 2002 13:31:17 +0100
Der Übergang vom handgestanzten Lochstreifen zum maschinell
| beschreibbaren Medium (z.B. Diskette, Festplatte...) führt
| zunehmend zur Dekommodifizierung der Software. Stefan
| Dingsbums schlägt daher vor, die Software-"Produktion" auf
| freie Software zu beschränken. Ich denke dagegen, dass
| durchaus auch ein gesellschaftlicher Bedarf an proprietärer
| Software existiert. Daher sollte ein CD-Rohling hundert Euro
| kosten und der Profit an Microsoft usw. abfließen.
Das Problem bei "Techies" ist, dass sie für eine solche Entwicklung an der
Schnittstelle zwischen Informatik und Gesellschaft nur eine technische Lösung
suchen, d.h. im konkreten Fall einen nicht Intel/AMD Prozessor. Genauso wird
bei der zunehmenden Verfolgung von P2P-Usern auf Verschlüsselung gesetzt,
ungeachtet der Tatsache, die Unterhaltungsindustrie die Staatsmacht hinter
sich hat und deshalb immer am längeren Hebel sitzt.
Thomes Uwe Gruettmueller möchte einen universell programmierbaren PC
erhalten. Dies bedeutet jedoch, dass dieser PC immer auch von "Audio-,
Video, Softwarepiraten" und "Crackern" in ihrem Sinne programmierbar ist.
Und genau dies ist die Unterhaltungsindustrie nicht mehr bereit hinzunehmen.
Demnach ist es immer weniger möglich, sich in eine kuschelige Ecke
zurückzuziehen und ansonsten das Feld der Unterhaltungsindustrie zu
überlassen. Ich denke, dass die Suche nach neuen Prozessortypen letztendlich
in die Irre führt, denn selbst im Erfolgsfall werden einfach Gesetze wie der
CBDTPA verabschiedet, die ihren Einsatz verbieten. Insofern wird man um
eine Konfrontation mit den Interessen der Unterhaltungsindustrie kaum
herumkommen. Hierfür wäre es jedoch sinnvoll, sich möglichst Gedanken über
ein Alternativmodell zu machen und nach Verbündeten zu suchen. Dies
könnten z.B. die P2P-User, aber auch globalisierungkritische Gruppen wie
attac sein.
Als Alternartivmodell schlage ich vor, dass die kulturelle Produktion in zukunft
genauso wie die sozialen Sicherungssysteme (noch) durch Steuern und
Pausachalabgaben, nicht aber durch Einzelabrechnung finanziert werden. Dies
ist meiner Meinung nach die einzige Möglichkeit, wie man der Tyrannei des
TCPA entkommen kann. Dieser Vorschlag wirft allerdings eine ungelöster
Probleme auf. Allerdings wird das Argument, man müsse für etwas bezahlen,
wofür man nicht sofort eine Gegenleistung bekommt, auch dafür genutzt, die
sozialen Sicherungssysteme zu zerschlagen, die ja auf ähnliche Weise
finanziert werden.
Der Musikgeschmack ist natürlich individuell unterschiedlich und man sollte
nicht den eigenen Geschmack zum Masstab für andere machen. Wenn sich
jedoch P2P durchsetzen würde, wird dies den Superstars massiv schaden und
langfristig zu einer diversifizierung des musikalischen Schaffens führen. Auch
würde die freie Software von einem solchen Voschlag viel mehr profitieren als
MS, die ein solches System in keinster Weise akzeptieren würde.
viele grüsse
tian
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