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Re: OS vs FS (was: [ox] Zum Begriff der Herrschaft)



Thomas Berker wrote:

Ich uebersetze deine Klarheit und Konsistenz fuer mich erstmal in:
Minimieren von informeller und Maximieren von formeller Organisation.

hmm, das ist dann wohl falsch r"ubergekommen. Mehr oder weniger Formalismus
im Prozess f"uhrt nicht zwangsl"aufig zu mehr oder weniger Konsistenz.

Also, ich kann enorm viel Aufwand ins Design stecken und ein sehr klar
strukturiertes St"uck software entwickeln, und doch beim Entwickeln
selbst sehr informell vorgegangen sein.  Mir geht es also in erster Linie
nicht darum, zu kontrollieren wie wir in unserem Projekt (jeder einzeln
und alle zusammen) arbeiten, sondern dass wir dieselben Paradigmen,
Idiome, etc. gebrauchen, also dass wir in diesem Sinne ein koh"arentes
team sind. Das setzt Verst"andnis voraus, und viel mehr design als code,
aber nicht notwendigerweise Formalismen.

Also nochmal, ich will auf keinen Fall den Leuten vorschreiben wie sie
arbeiten sollen (damit w"urde ich jede Kreativit"at im Keim ersticken !),
sondern den team-Geist st"arken, im Sinne der gemeinsamen Erkenntnis.

Das leuchtet ein, noch so offene Quellen helfen nichts, wenn ich a)
ewig brauche um sie zu verstehen und v.a. wenn b) ein Haufen
impliziter "Geschichte" dahinter verborgen ist.

stimmt.

Gleichzeitig lauert
aber dahinter ein Machtfaktor, den du auch schon andeutest: Formale
Regeln sind nicht machtneutral. Zum einen gibt es denjenigen, der sie
durchsetzt und interpretiert, zum anderen sind auch in noch so
abstrakten Regeln, Techniken und Technologien Machtverhaeltnisse
eingeschrieben.

genau. Somit ist das Durchsetzen bestimmter Regeln immer eine "ausserst
delikate Angelegenheit, und ich gebe mir gr"osste M"uhe, dies nicht als
Machtaus"ubung erscheinen zu lassen, sondern als Konsensbildung. Wichtig
ist hier allerdings, dass Konsens nicht im Sinne b"urgerlicher Demokratie
verstanden werden darf. Es geht letztlich nicht darum welche Alternative
popul"arer ist, sondern welche die bessere ist.

Ein Zweifel bleibt: Wir wissen aus der Arbeitssoziologie, dass
ueberall da, wo Menschen zusammenarbeiten, ein Haufen informelle
Organisation stattfindet. Gerade die Zunft der CSCW (Computer
Supported Cooperative Work) hat sich lange die Zaehne daran
ausgebissen, dass eine ganze Menge an Arbeitsinteraktion (und
uebrigens auch Wissen) nicht formalisierbar ist. Wo bleibt das dann?
Und ist es nicht auch das, was Arbeit manchmal spannend macht, dass
wir Freund oder Feind werden mit unseren Chefs und KollegInnen?

Klar. Wir sind in erster Linie Menschen, nicht Programmierer. Das gilt
ganz besonders in Projekten wo Menschen sich freiwillig an der Entwicklung
beteiligen. Und das ist ja wohl auch der zentrale Punkt, zumindest f"ur
mich: hier (in FS Projekten) kann ich mich da und auf die Weise einbringen,
wo es mir am meissten Spass macht. Da nehme ich keine mir zugewiesene Rolle
an, es sei denn ich w"ahle sie selbst.

Hier noch ein paar hoffentlich interessante links:

* Auf der http://www.advogato.org Seite findet ihr regelm"assig "ausserst
  interessante Diskussionen um und "uber Freie Software. Viele 'gurus' haben
  dort ihre Tageb"ucher, und denken 'laut' "uber Freie Software nach.

* zum Thema ((in)formelle) Kooperation im Netz, die 'community' zeigt, wie
  kreativ sie sich ihre eigenen tools schafft: vom 'issue tracker' bis
  hin zum 'wiki' (Beispiel: http://wiki.fresco.org). Letzteres ist
  besonders interessant unter dem Gesichtspunkt des informellen Austauschs

Beste Gr"usse,
		Stefan



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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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