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[ox] Re: Die Schlauch-Seil-Inkontingenz




Hallo,

Stefan Meretz schreibt:

 > Begriffe sind nicht diskret, denn sie _sind_ diese Welt (ein Teil
 > davon), die du kontinuierlich nennst, und nicht etwa von ihr
 > getrennt.

Na und? (das habe ich wirklich nicht verstanden)

Die Überlegung geht so: Nehmen wir die Begriffe "kontinuierlich" vs.
"diskret" aus der Mathematik und wenden sie in einem Analogieschluss auf
die ganze Welt an. Dann sagt StefanSf, dass die Welt kontinuierlich ist,
die Begriffe aber diskret (Sie "diskretisieren eine Welt, die
kontinuierlich ist"). Ich schliesse, eigentlich auch nur formal, dass
dann die Begriffe nicht zur Welt gehören.

Dieser Schluß ist falsch. Denn das Kontinuierliche (oder
Analoge) schließt das Diskrete (oder Digitale) nicht aus,
sondern ein. Die diskrete Welt der Wörter und Begriffe, der Bit
und Bytes, also allgemein digitaler Information ist ein Teil der
kontinuierlichen Welt, die aber doch eigene Gesetzmäßigkeiten
hat und die sich deutlich von der nur kontinuierlichen Welt
unterscheidet.

Die Lösung des scheinbaren Widerspruchs liegt darin, dass das
kontinuierliche am Diskreten unwesentlich ist.  Ob ein Text
gerade in Form von Schallwellen ausgesprochen wird, ob und mit
welcher Farbe es auf welches Papier gedruckt ist oder auf
welchem Monitor oder an die Wand projeziert, ob und wo es auf
Festplatte, CD oder auf Marmortafeln gespeichert ist, spielt
für den Inhalt des Textes einfach keine Rolle. Es ist zwar immer
Materie oder Energie nötig, um ihn zu speichern oder zu
übertragen, aber es ist nicht wichtig welche. Er ist von einer
Form in eine beliebige andere ohne Informations-Verluste
transformierbar.

Der Preis für diese Möglichkeiten ist die enorme Reduktion an
Information beim Übergang von der realen kontinuierlichen Welt
zur symbolischen diskreten Welt. Von der nahezu unbegrenzten
Fülle an Informationen, die ein realer Elefant mit sich trägt,
bleiben bei der Begriffsbildung gerademal 7 Bytes. Wenn der
Begriff bei irgendeinem Empfänger ankommt, entsteht zwar wieder
eine komplexere und informationsreichere Vorstellung vom
Elefanten, doch ist das nicht der ursprüngliche Elefant, sondern
eine Vorstellung, die der Empfänger schon vorher von Elefanten
hatte.

Wir sollten uns also bewußt sein, dass es immer nur unsere
Vorstellungen von der Welt sind, über die wir uns verständigen
können, nicht die reale Welt selbst.


Gruß, Jobst







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