Re: [ox] Die Finsternis der "Aufklaerung "
- From: Benni Baermann <benni obda.de>
- Date: Mon, 11 Mar 2002 23:02:05 +0100
Hallo Thomas und Mitleser,
On Mon, Mar 11, 2002 at 03:30:40PM [PHONE NUMBER REMOVED], Thomas Berker wrote:
At 16:48 08.03.02 [PHONE NUMBER REMOVED], Benni Baermann wrote:
Das ist mir zu wenig. Mein Verständnis von Emanzipation ist quasi
identisch mit Befreiung von Herrschaft, also so wie in den "Einige
Thesen über Befreiung" beschrieben:
http://co-forum.de/index.php4?Einige%20Thesen%20%DCber%20Befreiung
Deine Büger-Emanzipation kann da durchaus Teil von sein, das schon.
Da sprichst du ja auch nicht ueber Emanzipation sondern ueber Befreiung.
Emanzipation und Befreiung gleichzusetzen wuerde m.E. Befreiung ungut
einschraenken. Wieder ein Dissens als Definitionsproblem geklaert.
Halt nicht ganz so schnell.
Emanzipation (lat. Freilassung) 1. Befreiung aus einem Zustand der
Abhängigkeit, Verselbstständigung, 2. rechtliche und gesellschaftliche
Gleichstellung [der Frau mit dem Mann]
aus: Duden, Fremdwörterbuch.
Meine Definition deckt sich mit 1., Deine mit 2. oder?
Von Emanzipation zu sprechen, würde also Befreiung nicht einschränken,
sondern erweitern um "rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung".
Wenn ich mit der Aufklaerung gemeinsame Sache mache, dann will ich wissen,
auf was ich mich da einlasse. Da ist die Duesternis ein wichtiger Aspekt.
Dann kann ich auch entscheiden, wie weit ich mich darauf einlasse und wo
ich es auf keinen Fall tun will.
Bei den "natuerlichen" Dualismen, die in der Aufklaerung propagiert und
durchgesetzt worden sind (mann/frau, kultur/natur, geist/koerper,
oeffentlich/privat, subjekt/objekt, zivilisiert/wild, weiss/schwarz, ...)
hoerts fuer mich halt auf. Und, nein, diese Dualismen gibt es _nicht_ schon
immer! Das ist, was sie euch eingetrichter haben! Glaubt ihnen nicht,
schlagt diese Dualismen, wo immer ihr sie trefft!
Na, mit einfach schlagen wird es nicht getan sein. Aufheben hin zu
etwas neuem fände ich angesagter. Das ist dann auch der Punkt, wo ich
sage man kann durchaus von diesem aufklärerischen Denken _ausgehen_
solange man nicht dabei stehenbleibt. Ein gelungenes Beispiel dafür
finde ich "Gleicher als Andere", dass genau diesen Weg der Aufhebung
des Gleichheit/Freiheit-Dualismus geht.
Das ist alleine schon nötig, weil einen sonst niemand mehr versteht.
Kann sein, dass man in 500 Jahren diese Vermittlung nicht mehr
braucht, das ist nur grad für mich nicht so relevant.
Schade, dass sich kein schoener Slogan daraus machen laesst. Das mit der
neumodischen "Multitude" (Negri/Hardt), ist vielleicht gar keine so dumme
Idee, wer weiss?
Die Netzwerkmetapher, die da ja dahintersteht und die so unsagbar hip
ist, hat aber andere Probleme. Wo die allgegenwärtigen Dualismen zu
schwarz-weiss-Malerei neigen, neigt die Netzwerkmetapher zur
Beliebigkeit. Beispiel: Hab grad einen Artikel von Hardt zum Global
Social Forum gelesen (http://www.jungle-world.com/_2002/11/sub08a.htm)
und da sagt er am Schluss so ungefähr, naja die Etatisten hätten die
Antietatisten dort zwar in der Öffentlichkeit dominiert obwohl sie
faktisch eher eine Minderheit gewesen wären, aber das sei ja egal,
weil solche Dualismen eh der Vergangenheit angehören und die
Multitude/das Netz es schon richten werde. Das finde ich dann auch ein
wenig einfach.
Lasst uns ein Netzwerk aus Dualismenaufhebungen basteln!
Grüße, Benni
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