Re: [ox] Fetisch
- From: Hans-Gert Graebe <graebe informatik.uni-leipzig.de>
- Date: Mon, 17 Dec 2001 09:14:40 +0100 (MET)
Stefan Meretz schrieb
> Ist dieses "hinter dem Rücken" nicht eine Metapher für (in einem näher
> zu spezifizierenden Sinne) "unreflektiert"? Wenn ja, dann wäre ich mit
> Aussagen wie "*prinzipiell* unkontrollierbar" vorsichtig. "Derzeit
> (völlig?) unkontrolliert" ginge ich mit.
Nee, "hinter dem Rücken" meint "ohne Zutun konkreter Einzelner",
sondern "durch Tun der durchschnittlichen Einzelnen" bzw. "durch Tun
aller" (was das Gleiche ist). Das ist ja der Witz, und deswegen ist
es nicht kontrollierbar im Sinne von "in den Griff bekommbar".
*Es* setzt sich aber durch das Tun konkreter Einzelner durch, auch
wenn eine hohe Eigendynamik dabei ist. Und da sehe ich schon einen
Unterschied, ob es "hinter dem Rücken" oder "vor den Augen" abläuft.
Umgekehrt: Es hat uns im Griff.
Da es um das subtile Verhältnis von "Allgemeininteressen" und
"Partialinteressen" geht (diese Holzkampsche Dimension wird ja hier
aufgemacht), sehe ich das nicht so unidirektional, besonders dann
nicht, wenn *es* reflektiert wird. Im systemtheoretischen Sinne würde
man das Verhältnis wohl eher mit dem Wort "Koevolution" beschreiben.
Im Sinne des Alienbuches stimme ich dir allerdings zu: Es hat uns
_derzeit voll_ im Griff und die Chancen, dass es anders wird, sehen
nicht besonders rosig aus.
Reflektierbar ist das schon, tun wir ja gerade. Vielleicht meinst du
aber regulierbar? Da wäre ich auch vorsichtig und würde sagen:
Regulierbar in Grenzen, aber immer weniger. Sonst gäbe es ja keinen
Keynesianismus.
Da müssen wir uns wohl erst mal über den Begriff *regulierbar*
verständigen, denn mit einer Stellschraubenmentalität (die ich dir
nicht unterstelle, die bei Keynes aber wohl noch sehr präsent ist)
wird man den subtilen Mechanismen sicher nicht gerecht. Siehe die
geplante Diskussion "Gesetz und Zufall" am 2.2.2002 in Leipzig!
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Mit freundlichen Gruessen, Hans-Gert Graebe
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