Re: [ox] WOS2 -- Wohlstand
- From: Robert Gehring <zoroaster snafu.de>
- Date: Tue, 30 Oct 2001 23:52:25 +0000
Am Dienstag, 30. Oktober 2001 schrieb Gregor Zeitlinger:
On Tue, 30 Oct 2001, Robert Gehring wrote:
In der "Knappheit" mag eine "Wertung" (Auffassung, Ideologie etc.) drin
stecken, in der "Begrenztheit" sicher noch nicht. Wer versuchen wollte,
neutral und nicht ideologisch zu formulieren, käme eventuell mit
Begrifflichkeiten wie "Begrenztheit" weiter, könnte ich mir vorstellen.
Kommt drauf an, wo man hin will, mit der Betrachtung.
Vielen Dank für deine Betrachtungen. Was impliziert Knappheit denn für
dich, was es von Begrenztheit unterscheidet. Für mich sind diese Begriffe
Synonyme. Vielleicht bin ich ja aber auch nicht sensibilisiert genug.
Vielleicht am Beispiel: Man nehme eine natürliche Ressource, deren Vorkommen
begrenzt ist. Solange niemand auf ihre Nutzung Anspruch erhebt, kann man wohl
nicht von Knappheit sprechen. Es macht wenig Sinn. Nichtsdestotrotz ist die
Ressource begrenzt, man kann sinnvoll (d.h. im Sinne des Zweckes einer
spezifischen Betrachtung) von Begrenztheit sprechen.
Knappheit entsteht dann, wenn Ansprüche erhoben werden und die Ansprüche
größer als die vorhandene Menge werden - aus welchen Gründen auch immer. In
diesem Fall folgt aus der Begrenztheit die Knappheit. Und auch erst dann hat
man ggf. ein Verteilungsproblem.
Die Knappheit kann selbstverständlich auch künstlich herbeigeführt werden.
Sie kann aber auch natürlich entstehen, z.B. wg. unsinniger Ansprüche (wobei
das wertende "unsinnig" immer das Mitdenken einer als "sinnvoll" erachteten
Norm beim Beobachter impliziert). Das "unsinnig" muß dabei nicht immer einer
bewußten, planvollen Handlung zuzuschreiben sein. Gedankenlosigkeit genügt
oft auch schon. Und da endet es noch lange nicht ...
Analog: Statt ökonomische "Gesetze" vielleicht "Regulationsmechanismen".
usw.
Regulationsmechanismus geht aber schon etwas weiter. Ökonomische
Gesetzmäßigkeiten lassen sich ja auch ohne Regulationsmechanismen
beobachten.
Wirklich?
Wo keine Regelmäßigkeiten zu entdecken sind, lassen sich m.E. auch keine
Gesetzmäßigkeiten formulieren. Gesetze sind m.W. immer allgemeine Aussagen
über regelmäßig zu beobachtende bzw. reproduzierbare Erscheinungen.
Dort, wo sich Regelmäßigkeiten beobachten lassen, wirken immer auch
Regulationsmechanismen - natürliche und/oder künstliche "Gesetze" können
diese beschreiben. Das eine (Regelmäßigkeit) bedingt die Existenz des anderen
(Regulationsmechanismus) und umgekehrt. Wenn man also Regelmäßigkeiten -als
Vorbedingen einer Gesetzesformulierung- beobachtet, sind diese Ergebnis von
wirkenden Regulationsmechanismen.
[Physikalisch: Die Kraft, die man nur an ihren Auswirkungen erkennen kann.]
Wenn man die Regulationsmechanismen nicht beobachten kann, dann haben die
Gesetze in meinen Augen nicht mehr Bedeutung als jede andere Aussage, die
sich durch das zu Beobachtende nicht wiederlegen läßt: Der "Wahrheitsgehalt"
läßt sich dann schlicht und einfach nicht bestimmen und man landet bei einer
Glaubenssache.
"Ökonomische Gesetze" machen in einer retrospektiven Betrachtung sicher
sehr viel Sinn. Ob damit jedoch ("ewiggültig") auch eine prospektive
Betrachtung mit Sinn zu füllen ist, kann man diskutieren. "Neutrale(re)"
Termini -die ggf. erst per Konsenverfahren zu bilden bzw. zu wählen
währen- könnten einen Einstiegspunkt in eine nicht-ideologische,
fruchtbarere Diskussion sein. [Erfahrungswert]
Ja, hoffentlich. Ich würde mich gerne beteiligen, fände aber schade, wenn
das soweit ausartet, das man zu nix anderem mehr kommt.
;-)
Insbesondere wenn
dann über Begrifflichkeiten gestreitet wird, ehe man zu einer inhaltlichen
Diskussion kommt und diese dann vorweggenommen wird, wie ich das in
einigen Mails vermute.
Mit der Vermutung liegst Du wahrscheinlich nicht ganz falsch. [Abhilfe ist
leider nicht in Sicht.]
Gruß, Robert
--
Von/From: Dipl.-Inform. Robert Gehring
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