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Re: [ox] Zur Kritik der Freien Kooperation



Hi Benni, Ralf, Stefan, alle!

Puh. Ich gehe gleich noch ausführlicher auf Stefans Mail aus diesem
Thread ein - wenn sich mein Adrenalinspiegel hoffentlich wieder ein
bißchen gesenkt hat.

Zu Ralf enthalte ich mich mal, weil ich dessen Bemerkungen praktisch
durchgängig unterschreiben kann. Ja, wirklich witzige Koalitionen.

Hierzu nur kurz.

Today Benni Bärmann wrote:
Du kannst hier zurecht meine unpräzise Ausdrucksweise kritisieren, weil es
ging in der Tat nicht ums Diskutieren als solches, sondern schon ums
Verhandeln bzw. darum, ob bestimmte Entscheidungen überhaupt zur Verhandlung
stehen oder schlicht durchgesetzt werden müssen im Eltern-Kind-Verhältnis.
Mein Beispiel sollte das aber klar gemacht haben.

Nein, hat es überhaupt nicht. Man kann auch das als Verhandlungen auffassen.

Ja, wahrscheinlich kann ich jeden buchstäblichen Furz als Verhandlung
auffassen. Das war genau Gegenstand meiner Kritik der unklaren,
mega-vereinheitlichenden Begriffe. Mit diesem Stil lassen sich
Ideologien schaffen - aber keine Theorien.

Man muss sich doch nur mal angucken, wie denn genau dann die Eltern ihre
Kinder im Zweifel dazu bringen, das zu tun, was sie wollen. Was ist denn
"Wenn Du jetzt nicht sofort mit dem Feuerspielen aufhörst, geht´s heute ohne
Abendessen in´s Bett" anderes als eine Androhung der Einschränkung von
Kooperationsleistungen?

Und auch Kinder wissen sich - trotz der an sich asymmetrischen Lage -
durchaus zu wehren. Trotz, Nölen, Flennen, alles Einschränkungen der
Kooperationsleistung.

Ja genau: Flennen ist eine Einschränkung der Kooperationsleistung.
<polemik> Und dieser selbe Benni hat Schwierigkeiten mit "mensch" und
"-Innen"... </polemik>

Mal ein paar Fragen zu diesen begrifflichen Vergewaltigungen.

Was soll es eigentlich bringen, die ganze Reichhaltigkeit menschlicher
Interaktion in den Begriff "Verhandlung" zu pressen? Was wird dadurch
gewonnen - außer das dann alles so prima ins Stereotyp paßt?

Das Menschen vielfältig interagieren ist doch klar. Schafft es die
Freie Kooperation diese Interaktion auch ohne Machtbrille - denn das
ist Verhandlung - zu sehen? Spricht die Freie Kooperation mir ab, daß
ich z.B. Dinge jenseits von Verhandlung tue - einfach weil ich sie
schlicht und für mich richtig halte - alleine aber auch in Interaktion
mit anderen?

Ich hatte schon in meiner Basiskritik die unglaubliche
Machtfixiertheit, ja geradezu Machtverliebtheit der Freien Kooperation
kritisiert. Wenn hier der Begriff der Verhandlung über jeden Furz
gestülpt wird, dann stülpt die Freie Kooperation ihr völlig
vermachtetes Weltbild allen Menschen als Ideal über. Auch wenn das im
Kapitalismus und in der Hölle (auch wenn Benni der Meinung ist, daß
das alles nicht so heiß gegessen wird, wie gekocht: Das gilt für den
Kapitalismus auch.), die die Freie Kooperation nach meinem Dafürhalten
fordert, sicher eine sinnvolle Überlebensstrategie ist, dann kann es
m.E. unmöglich ein Leitbild für eine Überwindung dieser ganzen
Machtscheiße sein. Dazu braucht es etwas *ganz* anderes - jenseits von
Macht und Ohmacht zumindest im wesentlichen.

Oder warum muß alles zwanghaft Kooperation sein? Warum kann ich nicht
Zwang zu Zwang sagen, oder bürgerlicher Arbeitsvertrag zu einem
bürgerlichen Arbeitsvertrag, oder Geschäftbeziehung zu
Geschäftbeziehung oder Liebesbeziehung zu Liebesbeziehung oder
Eltern-Kind-Verhältnis zu Eltern-Kind-Verhältnis? Warum müssen diese
vielfältigsten menschlichen Beziehungen nur als Machtspiel begriffen
werden? Wem außer einem, der überall dieses Machtspiel betreiben will,
bringt das was? Wie wäre es, eine Liebesbeziehung als Liebesbeziehung
zu betrachten - mit ihren ganz spezifischen Besonderheiten. Oder ein
Eltern-Kind-Verhältnis als solches - mit Ähnlichkeiten aber auch
wieder haufenweise Besonderheiten. Oder eine Geschäftbeziehung mit
weniger Ähnlichkeiten aber auch ihren je spezifischen Besonderheiten.
Daß da Macht *auch* drin vorkommt und je entfremdeter desto mehr will
ich nicht bestreiten. Daß sie da auch noch reingestopft werden muß,
wie die Freie Kooperation es fordert, das halte ich für
kontraproduktiv. Ach so, das ist ja alienistisches Programm auf
Unterschiede hinzuweisen... Ja, hat sich schon ziemlich gegen Kritik
immunisiert diese Freie Kooperation...


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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