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Re: [ox] Krise oder nicht?



Hallo Stefan und Mitleser,

On Wed, Oct 03, 2001 at 12:41:31PM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Merten wrote:
Ok, ich lasse es.

Aber ...

*grummel*

hattest du nicht ein paar Mails vorher die allgemeine
Anschlußfähigkeit von Christophs Stil an den Alltagsdiskurs gelobt?
Ich verstehe gar nicht, warum du dann so empfindlich bist.

Weil ich den Alltagsdiskurs vielleicht für _nicht_ durchgängig antisemitisch
halte?

Ich sage nur noch eins dazu: Wenn mir diese Assoziationen so schnell
kommen, dann kommen die denen, die sie als Programm haben sicher auch.
Ich finde das nicht unproblematisch und in diesem Fall auch
verzichtbar.

Also beim Lesen des Buches hatte ich die nicht. Ich denke mal, da liegt viel
dran, dass ich hier teilweise in letzter Zeit Ausdrücke wie "Alien" oder
"Alienismus" verwendet hatte, weil ich dachte, ich kann die Kenntnis des
Buches mehr oder weniger vorraussetzen. Das war wohl ein Fehler. Ich werde
das in Zukunft auch versuchen einzuschränken.

Womit sie dem selben Arbeitsfetisch erliegen, den sie kritisieren. Warum
bitte muss da "Arbeitskraft eingesaugt" werden? Dem liegt der Irrglaube
zugrunde, dass nur Arbeit im marxistischen Sinne wirklich produktiv ist,
oder? 

Nein. Sie analysieren den Kapitalismus und dessen Grundlage ist nun
mal die Verwertung von Arbeitskraft und damit dessen Fetischisierung -
jedenfalls nach Marx'scher Analyse (MarxistInnen sind da durchaus
unterschiedlicher Auffassung).

Das ist mir schon klar. Ich kann halt mit dieser Analyse nix anfangen. Der
einzige Grund, weswegen es ausgerechnet "Arbeitskraft" sein sollte, die der
kapitalismus als einziges (!) verwertet, wäre in der anthropologischen
Bedeutung von Arbeit bei Marx (oder vor allem Engels?) zu suchen (oder? was
sonst?). Die kritisiert Krisis ja aber zu recht, nur müsste IMHO daraus auch
folgen, dass es dem Kapitalismus eigentlich scheissegal ist, was er
verwertet, Hauptsache er verwertet. Sprich: Krisis ist dem Arbeitsfetisch
selber aufgesessen. Aber ich lass mich da auch gerne auf Krisistexte
verweisen, die mich eines Besseren belehren.

Ach. Wir müssen also noch warten bis wir uns emanzipieren dürfen?

Ach du hast den kompletten Entwurf schon in der Schublade? Warum
enthältst du ihn uns vor?

Weil Emanzipation sich nicht nach "kompletten Entwürfen" richtet? 

Na klasse,
das hat uns der tote Sozialismus auch versprochen. Das brauch ich nicht
mehr.

Der hatte es aber nach der Einführung der neuen Gesellschaft immer
noch versprochen. Das ist in der Tat verwerflich.

Nein, war es auch schon vorher. Der Kapitalismus macht im übrigen genau das
selbe in grün. Leistung lohnt sich und so...

Allerdings spielt im Entwicklungsfünfschritt die Krise eine wichtige
Rolle. Ich denke nicht, daß die wirklich verzichtbar ist.

Ja ja, wir müssen durch schwere Zeiten aber dann kommt das Paradies. Damit
lockst Du niemand hinter dem Ofen vor.

Nun, wenn die Analyse Hand und Fuß hat, dann hilft kein noch so lautes
populistisches Krakeelen und dann müssen wir halt da durch. 

Das macht nur Sinn, wenn man sich "Analyse" als etwas der Praxis
vorangestelltes vorstellt. Das ist es aber genau, wie weder Analyse noch
Emanzipation funktioniert.

Die Analyse ist genauso im Fluß wie die Gesellschaft und was dabei rauskommt
ist völlig offen, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Kapitalismus. Es
gibt keine Analyse, die nur "Hand und Fuß" zu haben braucht und dann muß man
ihr nur folgen und dabei dann eben auch im Zweifel über Leichen gehen.

Davon
abgesehen gibt es in der Krise ja auch (keimförmig) schon das Neue,
daß dann Linderung verschaffen kann.

Na dann. Der Linuxkeim in der Steuerung der Atombomben, die mich verglühen
lassen, hilft mir glaub ich nicht so recht weiter. Mit Windows hätte ich
wenigstens noch die Chance auf einen Bluescreen in letzter Minute ;-)

Grüße, Benni
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Organisation: projekt oekonux.de


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