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[ox] Krise oder nicht? (was: Draengt die Zeit?)



Hallo Franz und Mitleser,

On Tue, Sep 25, 2001 at 04:11:34AM [PHONE NUMBER REMOVED], Franz Maria Tabei wrote:
Wir erleben also nicht die Krise des Kapitalismus (zumindestens nicht mehr,
als das er sowieso schon immer in der Krise ist), sondern seine weitere
Durchsetzung.

gut daß Du das einbringst. hier liegt nämlich unser diskussionspunkt mit den 
linken gruppen. 

Wer ist "uns"? Krisis? Wer sind "die linken Gruppen"?

ist schon spät und ich möcht dazu nur eine idee äußern:
in der sichtweise der kapitalisten mag das zutreffen. aber "von außen" 
betrachtet gibt es durchaus hinweise, daß es so nicht mehr funktioniert. und 
es spricht übrigens nichts dagegen einige schritte vorauszudenken. zb:
-welche märkte sollen da erschlossen werden?
-wer konkurriert hier wirklich (noch) ums öl?
-in diesen ländern geht es nicht - wie Du irrtümlich annimmst - darum den 
kapitalismus durchzusetzen, da gab es bereits strukturen (wie hier), da wurde 
in den letzten jahren alles zerstört (Iran, Irak zumindest, Afghanistan kenn 
ich nicht so genau - gehört aber in diesen raum)
auch das argument, die uSA sind bestrebt Rußland einzukreisen, klingt 
durchaus plausibel, sollte aber nicht daran hindern, die dinge von einer 
höheren ebene zu betrachten.

Das Szenario, wie es für mich auch denkbar ist, sieht ungefähr so aus:

- Mit dem Fordismus kam das alte Entwicklungsdenken in eine Krise.
Spätestens nach dem Zerfall des Ostblocks sind dann ganze Regionen
aufgegeben worden und die ursprüngliche Akkumulation wurde in die Subjekte
der Zentren verlagert (New Economy, Internet, Verwissenschaftlichung der
Produktion, Privatisierung, Börsenblase, Selbstentfaltung als
Produktivkraft, ...).

- Mit der Krise der New Economy wurden die Grenzen dieser Strategie
offensichtlich. Folglich muss wieder was anderes her. Momentan gibt es
durchaus erste Hinweise, dass sich da einiges Ändern könnte. Die USA
scheinen z.B. wieder zu erwägen die UN mit einzubeziehen und ich glaube man
hat schon verstanden, dass man den Rest der Welt nicht mehr einfach
ignorieren kann.

- Welche konkreten Märkte und Produkte das sein werden die den Club in die
nächste Runde tragen, darüber kann man nur spekulieren, aber ich sehe keinen
Grund warum man da am Erfindungsreichtum des Kapitalismus zweifeln sollte.
Schliesslich hat der schon so absurde Dinge wie allgemeinen Autoverkehr und
das Privatfernsehen hervorgebracht. Nanotechnologie, Gentechnik, was weiss
ich. Vielleicht schaffen sie es sogar irgendwann uns die Raumfahrt wieder
schmackhaft zu machen. Der Kapitalismus besiedelt schliesslich bisher nur
einen verschwindend kleinen Teil des Universums. Eigentlich ein unhaltbarer
Zustand aus deren Sicht, oder? Die Dreifüßler von Alpha Centauri haben
bestimmt noch keine Microwellenherde und Handys.

Für mich ist ein solches Szenario mindestens so wahrscheinlich wie die
Krisis-Apokalypse. Ist es nicht irgendwie ziemlich erbärmlich, wenn man eine
Apokalypse braucht um sich Emanzipation vorstellen zu können? Was ist denn
das dann für eine Emanzipation?

Grüße, Benni
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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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