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Re: [ox] Re: Monopole und Kooperation



Hi Benni und alle!

Ich habe über diesen Punkt nochmal ein bißchen nachgedacht. Mal
sehen...

4 days ago Benni Bärmann wrote:
On Wed, Aug 22, 2001 at 10:17:24PM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Merten wrote:
Wie Du ja weisst, hab ich eine bisschen andere Einstellung zur Kooperation
und an diesem Beispiel kann man das gut sehen. Kooperation ist nicht immer
gut und Konkurenz nicht immer schlecht. Das scheinst Du aber vorauszusetzen.

Nehmen wir doch unseren Hauptbezug die Freie Software. Wenn du dir da
das Verhältnis zwischen Kooperation und Konkurrenz anschaust und mit
demselben Verhältnis auf dem Markt vergleichst, dann wirst du schnell
feststellen, daß Kooperation bei der Freien Software deutlich
überwiegt - bis hin zu "Monopolen" wie (lange Zeit und seit längerer
Zeit wieder) `gcc'/`egcs' - um nur ein Beispiel von vielen zu nennen.
Oder nimm' die ganzen GNU-Tools der Kategorie `diff' und Konsorten. Da
gibt es schlicht keine Alternativen - wozu auch.

Im Prinzip hast Du Recht. Aber Du wirst glaub ich kein Gnutool finden, zu
dem es nicht auch eine Alternative gaebe.

Ja, an dieser Stelle müssen wir unsere Begriffe wohl noch schärfen.

Ich verstehe unter einer Konkurrenz eine Situation, in der das
Interesse jeder einzelnen Partei ist, daß sie die einzige ist. Mein
Lexikon spricht von "Wettstreit" bzw. "Wettbewerb". Deutlich wird, daß
es um's Siegen geht - nur einer kann gewinnen. Das halte ich als
Gesellschaftsmodell für inhärent destruktiv. Im Kapitalismus
rechtfertigt sich das nur aus der Peitsche, die die Konkurrenz den
KapitalistInnen gibt.

Sie sind halt nur nicht so
verbreitet.

Ja, mir war später auch noch eingefallen, daß es z.B. einige Freie
Editoren gibt. Die bilden aber Alternativen und konkurrieren nicht in
der selben Form wie proprietäre Software. Sie bedienen teilweise auch
ganz unterschiedliche Bedürfnisse und haben verschiedene
Einsatzgebiete (selbst der Emacs ist nicht für alles die erste Wahl
;-) ).

Vielleicht sollten wir deutlich zwischen Alternativen und Konkurrenz
unterscheiden.

Es gibt zum Beispiel ein Projekt, dass sämtliche Unix-Tools in
Perl reimplementiert (ob das sinnvoll ist, sei mal dahingestellt).

Ja, eine Folge der unbeschränkten Selbstentfaltung halt. Wenn's
jemensch spaßig findet, warum nicht?

Und BTW könnte ich mir das sogar sehr nützlich vorstellen. Warum nicht
die `grep'-Engine in eigenen Perl-Programmen nutzen? Wenn es `grep' in
Perl gäbe, dann wäre das schnell rausgeklaubt.

Im Sprachenbereich gibt es jede Menge Konkurrenz Tcl vs. Perl vs. Python vs.
PHP, aber das ist natürlich nicht ganz zu vergleichen.

Ja, auch da müssen wir genauer unterscheiden. Die Sprachen sind in der
Tat nicht richtig vergleichbar und können somit gar nicht miteinander
konkurrieren. Aber sie bilden verschiedene Alternativen - das haut
hin.

Konkurrenz mag für den Kapitalismus das Lebenselixier schlechthin
sein. In einer GPL-Gesellschaft wäre es ein Phänomen, das vorkäme,
aber keine dominante Rolle spielen würde - wie in früheren
Gesellschaftsformationen auch.

Das war das was ich mit meiner Formel von Konkurrenz in kooperativer
Atmosphäre ausdrücken wollte. Du schreibst ja selbst, das Konkurrenz das
einzige ist, was die Profitinteressen bändigt. Ich wehre mich nur dagegen
Konkurrenz allgemein zu verteufeln oder als eigentliches Problem
darzustellen. Die Konkurrenz ist nicht das Problem, sondern dass sie
erzwungen wird (und systemlogisch werden muss) auch in Situationen in denen
Kooperation sinnvoller ist.

Daß sie Konkurrenz systemlogisch erzwungen wird ist ein Problem.
Darauf können wir uns verständigen. Inwieweit Konkurrenz aber jenseits
*sportlichen* Wettstreits sinnvoll sein kann - zumindest auf einer
gesellschaftlichen Ebene (um mal den ganzen Psycho-Kram kurz draußen
zu lassen ;-) ) -, das sehe ich noch nicht.

Nur denke ich eben auch, dass es Situationen
gibt, in denen Konkurrenz sinnvoll ist. Wenn Leute z.B. schlicht nicht
zusammenarbeiten können macht es keinen Sinn Kooperation zu erzwingen oder
einem der Beteiligten das Arbeiten an dem Problem zu verbieten oder wenn
viele Leute verfügbar sind, kann es auch mal sinnvoll sein einfach mehrere
Gruppen zu haben, die am selben Problem arbeiten, weil sie sich sonst eh nur
im Weg stehen würden. Wichtig ist halt, dass diese Konkurrenz in
Kooperativer Atmosphäre stattfindet eben z.B. in dem Sinne, das die
Ergebnisse nicht geheim sind und man sich gegenseitig abkupfern darf.

Das würde ich halt nicht mehr als Konkurrenz bezeichnen, sondern
meinetwegen als mehrere parallele Arbeitsgruppen, die u.U. auch wieder
kooperieren. Es kann auch klarerweise nicht darum gehen, Kooperation
zu erzwingen - ein klarer Bruch der Selbstentfaltung.

Um die Begriffe nochmal zusammenzufassen, zwischen denen ich
unterscheiden würde:

* Konkurrenz

* Alternativen

* Paralleles

Parallelen unterscheiden sich von Alternativen durch ihre noch höhere
Gleichartigkeit.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

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