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[ox] GPL-Gesellschaft - Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft -- Teil 4



4. Zukunft
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Nach diesen Betrachtungen zu in Vergangenheit und Gegenwart
vorfindlichen Phänomenen, die Hinweise auf eine GPL-Gesellschaft
geben, nun zum eher visionären Teil dieses Beitrags. Es handelt sich
bei dem Folgenden allerdings nicht um eine geschlossene Vision oder
gar Utopie, sondern um mehr oder weniger ausgearbeitet Elemente.
Aktuelle Entwicklungen werden weitergedacht und mit einigen, wenigen
Beispielen illustriert. Hier und da sind die Ideen vielleicht etwas
gewagt, aber wenn sie Denkanstöße geben können, dann haben sie einen
wichtigen Zweck erfüllt.

4.1. Politische Bewegung
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Bislang ist eine politische Bewegung[42] im engeren Sinne, die Freie
Software auf ihre Fahnen geschrieben hätte noch nicht entwickelt. Eine
GPL-Gesellschaft anzustreben, eine Gesellschaft also, die auf den
Prinzipien der Entwicklung Freier Software beruht, wird aber ohne eine
Bewegung zum Scheitern verurteilt sein.

4.1.1. Freie-Software-Bewegung erkämpft gesetzliche Rechte
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Allerdings agiert die Freie-Software-Bewegung mittlerweile durchaus im
politischen Raum, um ihre ganz konkreten Interessen zu vertreten.
Organisatorisch getragen werden entsprechende Aktionen von den
verschiedenen und verschiedenartigen Organisationen, die im
GNU/Linux-Umfeld entstanden sind.

Für Verbreitung Freier Software
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Insbesondere der breite Einsatz Freier Software wird immer wieder
eingefordert. Während GNU/Linux-EnthusiastInnen im Projekt PingoS
[http://www.pingos.schulnetz.org/] die Verbreitung von GNU/Linux an
Schulen voran treiben, hat sich der LinuxTag e.V.
[http://www.linuxtag.org/] vor einiger Zeit nachhaltig für den Einsatz
Freier Software in der Bundesverwaltung [http://linux.kbst.bund.de/]
stark gemacht[43].

Gegen Behinderung
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Software-Patente sind ein aktuell heiß diskutiertes Thema, das eine
Bedrohung für Freie Software darstellen könnte. Viele
Freie-Software-AnhängerInnen[44] sind in der Abwehr dieser Bedrohung
[http://petition.eurolinux.org/signatures.html] engagiert.

BeFreiung staatlich geförderter Ergebnisse
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Die BeFreiung von Ergebnissen staatlicher Förderung könnte ein
nächster Schritt sein. In den USA hat es ähnliche Regelungen
gegeben[45]. Es könnte argumentiert werden, daß steuerfinanzierte
Informationsprodukte ohnehin durch die Gesamtgesellschaft finanziert
und also dieser Gesamtgesellschaft auch zugänglich gemacht werden
müssen.

4.1.2. GrundversorgungsbezieherInnen müssen ihre Produkte beFreien
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In einem weiteren Schritt könnte gefordert werden, daß alle staatlich
alimentierten Produkte Frei zur Verfügung gestellt werden müssen. So
wäre eine Forderung möglich, die eine finanzielle Grundversorgung
jenseits des Armutsniveaus[46] damit verbindet, daß die EmpfängerInnen
ihre überschüssigen informationellen und materiellen Produkte Frei der
Allgemeinheit zur Verfügung stellen müssen.

Während die staatliche Alimentation das Überleben im Kapitalismus
garantiert, könnten sich die EmpfängerInnen einer solchen
Grundversorgung dann individuell oder kollektiv selbstentfalten. Was
auf den ersten Blick absurd klingt, würde auf auf Freie Software
bezogen lediglich bedeuten, daß Freie-Software-EntwicklerInnen eine
Grundversorgung bekommen.

Jede solche Forderung, die sich innerhalb des Geldrahmens bewegt, kann
dabei natürlich nur eine Übergangslösung sein, die so lange nötig ist,
so lange eine Freie Reproduktion[47] noch nicht möglich ist.
Allerdings könnte eine solche Forderung eine solche Freie Reproduktion
befördern.

Fazit: Bewegung setzt ihre Interessen durch
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Die Freie-Software-Bewegung setzt sich bereits für ihre Interessen
ein[48]. Wenn die Freie Software tatsächlich eine Keimform einer
GPL-Gesellschaft ist, dann setzt sie damit sogar allgemeine Interessen
durch.

Eine originäre politische Bewegung für eine GPL-Gesellschaft müßte
allerdings noch entwickelt werden und steht mittlerweile auf der
politischen Tagesordnung[49].

4.2. Freie Produktion
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Auf dem Weg in eine GPL-Gesellschaft müßte vor allem auf dem Sektor
der Güterproduktion die Entwicklung weitergeführt werden, die mit
Freier Software bereits vorgeführt wird.

4.2.1. Vielfältig im Bereich der Informationsgüter
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Im Bereich Informationsgüter[50] sind die technischen Grundlagen
bereits gelegt, die sich der Freien Software zum Erfolg verholfen
haben. Ist die These verallgemeinerbar, daß das Entwicklungsmodell
Freier Software bessere Ergebnisse bei der Informationsproduktion zur
Folge hat, so gibt es keine prinzipiellen Gründe, warum sich dieses
Modell nicht auch für andere Informationsgüter durchsetzen sollte. Es
fehlt eigentlich nur noch ein Personenkreis, der sich die Entwicklung
eines entsprechenden Informationsguts zum Ziel setzt.

Mit den heute verfügbaren Internet-Angeboten[51] wäre es z.B. leicht,
eine eigene Zeitung zu gestalten, die aus den verfügbaren News
zusammengesetzt ist und denen Freie ZeitungsmacherInnen nur noch
regelmäßig eine Struktur hinzufügen. Würden Links zu den
Originalanbietern gelegt, so wäre sogar denkbar, daß die
Originalanbieter mit dieser Art der Verwertung höchst einverstanden
wären.

Ähnlich Freier Software wird es sich bei solchen Freien MacherInnen um
ExpertInnen auf ihrem jeweiligen Gebiet handeln müssen - hohe Qualität
ist schließlich in jedem Entwicklungsmodell oft nur mit einer
gehörigen Portion Sachverstand zu haben.

4.2.2. Freie Hardware wird real
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Im Bereich der materiellen Güter gibt es besonders weitgehende Freie
Projekte[52] im Bereich der Elektronik[53]. Der Utopia WebRing
[http://opencollector.org/cgi-bin/utopia/index] zählt einige Projekte
auf, die Freie Designs für den Bereich von der elektronischen
Schaltung bis hin zum Mikroprozessor entwickeln. Da es im
Elektronikbereich bereits so fortgeschrittene Projekte gibt, dürfte
dies der erste Bereich sein, in dem breitflächig Freie materielle
Güter, Freie Hardware verfügbar wird.[54]

Analog zu den Industrierobotern und Fabbern gibt es auch im Bereich
der Digitalelektronik bereits heute interessante Entwicklungen, die
Freie Hardware begünstigen. FPGAs (Field Programmable Gate Arrays)
sind Chips, deren konkrete Funktion erst durch eine Programmierung
festgelegt wird. Sie bilden damit eine universelle Hardware-Basis,
deren funktionaler Anteil wesentlich durch die Programmierung, also
durch Information bestimmt wird. Zwar sind solche Chips etwas
langsamer als ihre festverdrahteten Kollegen, aber in vielen
Situationen überwiegen die Vorteile der freien Programmierbarkeit
diesen Nachteil bei weitem.

Natürlich werden auch solche Chips heute noch kommerziell hergestellt,
aber die Massenproduktion, die bei massenhafter Nachfrage auftritt,
und die Konkurrenz unter mehreren Herstellern des gleichen Produkts
macht solche Chips immer billiger und damit erschwinglich.[55] FPGAs
könnten also im Hardware-Bereich einen wichtigen Schritt hin zu Freier
Hardware bilden.

4.2.3. Fabber breit verfügbar und billig
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In einem weiteren Schritt könnten ähnlich PCs die heute schon
verfügbaren Fabber zu einem Massenphänomen werden. Als
Universal-Materialisatoren könnten sie von Personengruppen angeschafft
werden, die mit ihrer Hilfe Freie Entwürfe materialisieren. Es wäre
naheliegend, solche Freien Fabber-Gruppen regional zu organisieren.

Voraussetzung für eine solche Entwicklung ist, daß Menschen auf diese
Weise zu Gütern kommen, die Vorteile gegenüber Waren haben, die sie
auf dem Markt kaufen können. Einer der zu erwartenden Vorteile wäre
die hohe Qualität, die aus dem Freien Entwicklungsprozeß resultiert.
Ein weiterer Vorteil wäre, daß Nischenprodukte hergestellt werden
könnten, für die es gar keinen entwickelten Warenmarkt und also gar
keine Waren gibt. Damit könnten Bedürfnisse erfüllt werden, die der
Warenmarkt mangels ausreichender zahlungskräftiger Nachfrage überhaupt
nicht befriedigen kann[56]. Prototypenproduktion im Bereich der
Wissenschaft könnte ein solcher Anwendungsbereich sein.

4.2.4. Freie Produktivgruppen arbeiten industriell
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In einem weiteren Schritt wäre vorstellbar, daß die Freien
Fabber-Gruppen dazu übergehen, sich weitere universelle
Produktionsmittel zu besorgen und damit einen immer
leistungsfähigeren, aber dennoch universell benutzbaren Maschinenpark
zuzulegen. Es könnten Industrieroboter und andere Produktionsautomaten
eingesetzt werden, die von kommerziellen Firmen ausrangiert und
preiswert abgegeben werden.

Ein solcher Maschinenpark könnte kollektiv von einer Freien
Produktivgruppe besessen, gepflegt und genutzt werden. Die
individuellen Produkte würden von den einzelnen Gruppen-Mitgliedern
auf der Grundlage Freier Entwürfe aus dem Internet hergestellt.

In der Übergangsphase zu einer GPL-Gesellschaft müßten solche Freien
Produktivgruppen vermutlich genau regeln, wie ihr Verhältnis zur
Außenwelt gestaltet werden soll. Insbesondere: Soll es
Gruppenmitgliedern erlaubt sein, erzeugte Produkte nach außen zu
verkaufen und somit die gemeinschaftlichen Maschinen für eine private
Aneignung durch Warenproduktion zu verwenden? Unter welchen
Bedingungen wäre so etwas erlaubt und könnte dies vielleicht durch
entsprechende Abgaben zur Refinanzierung des Maschinenparks genutzt
werden? Wie sieht es aus, wenn die Gruppe als Ganzes Produkte nach
außen verkauft?

An dieser Stelle werden die Unterschiede zwischen materiellen und
Informationsgütern deutlich, bei denen die Reproduktion durch die
digitale Kopie heute nahezu kostenlos geworden ist. Die Produktion
materieller Güter benötigt aber auch bei noch so universellen
Maschinen Rohstoffe und auch der anteilige Maschinenverbrauch kann
einen erheblichen Teil der Produktionskosten eines materiellen Gutes
ausmachen. Solange noch nicht alle, oder zumindest wesentliche Güter
so zu Verfügung stehen, wie Freie Software, sind diese Fragen wichtig
und müssen geklärt werden.

Fazit: Idee der Freien Produkte gewinnt Breite
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Es ist also durchaus vorstellbar, daß die Idee Freier Produktion
weiteren Zulauf erhält. Wie an der Freien Software zu studieren ist,
macht das Prinzip einfach Spaß. Die Entstehung von Communities, die
sich mit dem Entwurf bestimmter Güter befassen, ist heute schon an
einigen interessanten Beispielen zu sehen. Wie der Übergang genau
ablaufen kann, ist zwar momentan noch nicht vollständig erkennbar,
Ansätze sind aber bereits sichtbar.

Eine solche Entwicklung liegt im unmittelbaren Interesse der Menschen
und zwar nicht nur in einer fernen Perspektive auf eine bessere Welt,
sondern es ist ein ganz konkreter Nutzen erfahrbar. Eine solche
Entwicklung müßte also nicht gegen die Menschen durchgesetzt werden,
sondern würde sich aus ihren Bedürfnissen heraus von selbst
entwickeln.

4.3. Organisationsformen
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An vielen Stellen können Freie Formen für bereits bestehende
Organisationen nützen. Auch hier gibt es also Potentiale, die es bei
der Tätigkeit für eine GPL-Gesellschaft zu nutzen gelte.

4.3.1. Firmen sind an Freier Entwicklung interessiert
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Die globale Kooperation, die Freie Software so nützlich macht, die
hohe Qualität, die mit den Prinzipien der Entwicklung Freier Software
erzielt wird, von diesen Vorzüge können auch Firmen profitieren.
Genauso ist es denkbar, daß Firmen auf anderem Sektor von analoger
Freier Entwicklung profitieren.

Ganz konkret kann dies dort vorteilhaft sein, wo die
Markteintrittskosten für ein Produkt immens hoch sind - z.B. weil
jedes neu entwickelte Produkt mit großem Marketingaufwand in den Markt
gedrückt werden muß. Freie Entwicklungen haben dagegen den Vorteil bei
Fachleuten allgemein bekannt zu sein und ebenso ihre Vorzüge. Eine
Firma, die eine solche Freie Entwicklung konkret herstellt, könnte auf
Produktmarketing weitgehend verzichten[57].

4.3.2. Entwicklungsökonomien kooperieren Frei
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Gerade für Entwicklungsökonomien in den armen Ländern dieses Planeten
könnten Freie Entwicklungen eine Riesenrolle spielen. Wenn auch die
Lage in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich ist, so gibt es
immer wieder Probleme, die in mehreren Ländern auftreten und die in
Freier Kooperation[58] besser bewältigt werden könnten.[59]

4.3.3. Freie-Bahn-Gruppe arbeitet mit betriebsinternem Wissen
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Eine Freie-Bahn-Gruppe könnte sich um eine Optimierung der Bahn nach
den Interessen der BahnfahrerInnen kümmern - EnthusiastInnen, die so
etwas gerne tun würden, gibt es wohl genug. Die Aufgabe einer solchen
Gruppe würde erleichtert, wenn sie von der Bahn betriebstinterne
Information bekäme. Auch BahnmitarbeiterInnen wären als Teil einer
solchen Gruppe denkbar und sicher hocherwünscht. BahnfahrerInnen
könnten in oder gegenüber einer solchen Gruppe viel direkter ihre
Bedürfnisse formulieren und einbringen, als das bei den momentanen
Strukturen der Fall wäre.

4.3.4. Freie BeraterInnengruppen koordinieren sich über Netzterminkalender
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Bei vielen Beratungstätigkeiten gibt es einen Widerspruch zwischen den
Selbstentfaltungsbedürfnissen der BeraterInnen und der Beratenen durch
die simple Tatsache, daß eine Face-To-Face-Beratung zeitlich
koordiniert werden muß. Die heutige Lösung geht bei (zunächst)
anonymer Beratung von einer permanenten Verfügbarkeit der BeraterInnen
während der Arbeitszeit aus.

Dieser Widerspruch wäre durch eine Koordination über einen
Netzterminkalender heute einfach zu lösen. Die BeraterIn würde einfach
im Internet Termine zur Verfügung stellen, die InteressentInnen dann
belegen und wahrnehmen könnten.

4.3.5. Kommerzielle Datensammlung positiv gewendet
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Heute werden an allen Ecken und Enden Daten erfaßt und gesammelt.
Insbesondere im Internet ist die Datensammelwut besonders groß und wer
heutzutage noch nicht regelmäßig Spam in der eMail hat, kann sich
glücklich schätzen.

Gezielte kommerzielle Datensammelei dient dazu, potentielle KundInnen
möglichst zielgenau erfassen zu können. Was heute lediglich dem
Profitinteresse der VerkäuferInnen entspricht und deswegen nervtötend
wirkt, könnte positiv gewendet werden, wenn es den Menschen als
Hilfestellung beim "Nehmen" dienen würde.

4.3.6. NGOs entwickeln sich zu Maintainern weiter
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Was NGOs heute schon tun - z.B. im Umweltbereich - könnte weiter
ausgebaut werden. Versehen mit entsprechenden Einflußmöglichkeiten
könnten die, denen heute das Wohl der Umwelt am Herzen liegt, zu
Maintainern der hinterlassenen Umweltprobleme werden: Greenpeace als
Ozonloch-Maintainer.

Fazit: Wenig Phantasie genügt um vieles vorstellbar zu machen
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Relativ wenig Phantasie genügt, um sich vieles vorstellen zu können.
Oft sind die Hürden für eine Umsetzung erstaunlich niedrig und mit ein
wenig gutem Willen könnten weitere Projekte bereits heute begonnen
werden.
_____________________

[42] Richard M. Stallman betont allerdings immer wieder, daß es sich
bei Freier Software um etwas Politisches handelt. Dieser Aspekt wird
durch die Bezeichnung "Open Source" nachhaltig vernebelt und sollte
daher nicht verwendet werden.

[43] Eine Studie, die den breiten Einsatz Freier Software befürwortet
hatte, war nach kurzer Zeit wieder aus dem Web entfernt worden.
Daraufhin startete der LinuxTag e.V. eine virtuelle
Unterschriftensammlung, die die Verantwortlichen dazu brachte,
innerhalb weniger Tage das verschwundene Dokument wieder verfügbar zu
machen.

[44] Vgl. insbesondere http://www.ffii.org/

[45] Tatsächlich bestehen sie möglicherweise noch fort. Für weitere
Informationen zu diesem Punkt wäre ich dankbar.

[46] Eine solche müßte also deutlich höher liegen als die heutige
Sozialhilfe.

[47] Gemeint ist eine Reproduktion der Lebensbedingungen
ausschließlich durch Freie Güter. Heute ist eine Freie Reproduktion
nur im Bereich der Software und einiger anderer Informationsgüter
möglich.

[48] Dabei kann sie auf eine breite Basis heimlicher Verbündeter
stützen: Die MitarbeiterInnen in Verwaltung und Kapital, die Freie
Software wegen ihrer Qualität schätzen oder einfach nur sympathisch
finden und sich daher z.B. für die Einführung Freier Software stark
machen.

[49] Wenn die Anstrengungen des Projekts Oekonux einer solchen
Bewegung hilfreich sein können, dann wäre das vermutlich das Schönste,
was aus Oekonux werden kann.

[50] Genaugenommen gilt dies für den Bereich digitalisierbarer
Informationsgüter. Mit der heute verfügbaren Computer-Technik sind
aber sehr viele Informationsformen auf Computern reproduzierbar, so
daß diese Einschränkung eher gering ist.

[51] Viele Zeitungen präsentieren ihre Angebote heute bereits als
kostenlosen Service online (siehe z.B. die Sammlungen
http://paperball.fireball.de/ oder http://www.paperazzi.de/).

[52] Ein besonders ambitioniertes und höchst spannendes Projekt
außerhalb des Elektronikbereichs ist das
[jump="http://www.theoscarproject.org/"OSCar-Projekt, bei dem ein
Freies Auto entwickelt wird. Spannend insbesondere, wie hier die
ökologische Bedürfnisse zur Geltung kommen.

[53] Diese Projekte beziehen sich oft ganz explizit auf Freie
Software. Hier ist also sehr deutlich die Ausstrahlung zu
registrieren, die Freie Software in andere Bereiche hat. Begünstigt
wird das für den Hardware-Bereich durch die engen Bezüge zwischen
Hard- und Software.

[54] Wird Freie Hardware als solche verstanden, bei der die Entwürfe
in einem Freien Prozeß erstellt werden, so gibt es bereits heute Freie
Hardware.

[55] Dies ist übrigens ganz analog zu der Entwicklung im PC-Bereich,
bei der die Massenproduktion vereinheitlichter Bauteile zu einem
permanenten Preisverfall geführt hat, der lediglich durch die
permanente Leistungssteigerung einigermaßen kompensiert wurde.

[56] Es ist ja pure Ideologie, wenn behauptet wird, daß
Warenproduktion alles produziert, was Menschen zu ihrer
Bedürfnisbefriedigung brauchen können. Da Waren für den Verkauf
hergestellt werden, werden konsequenterweise keine Waren hergestellt,
die nicht verkauft werden können - unabhängig von einem evt.
vorhandenen gesellschaftlichen Bedürfnis. Es kann also tatsächlich nur
solche Waren geben, bei denen sich das Bedürfnis nach ihnen mit einer
gewissen Zahlungsfähigkeit kombiniert. Umgekehrt werden Luxuswaren
hergestellt, nach denen das gesellschaftliche Bedürfnis verschwindend
gering ist, dessen TrägerInnen sich aber einer hohen Zahlungsfähigkeit
erfreuen können.

[57] Ähnlich wie Freie Software auf jegliches Produktmarketing völlig
verzichtet - oder wann hat es die letzte Marketingkampagne für eine
neue Option bei grep gegeben?

[58] Interessante Entwicklungen gibt es bereits u.a. in Indien.
Gedanken dazu finden sich in der The Bangalore Declaration on
Information Technology for Developing Countries
[http://www.csa.iisc.ernet.in/bangit/bangdec/bangdec.html]. Ein
konkretes Hardware-Projekt ist der Simputer [http://www.simputer.org].

[59] Zahlreiche Vorteile, die Freie Software für Entwicklungsökonomien
hat, sind in der Sammlung Freie Software - Chancen für
Entwicklungsökonomien [http://www.merten-home.de/fsw_IIIwelt.html]
zusammengetragen.

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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