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Re: [ox] Tausch




Hi Stefan und alle!

Stefan Merten schrieb am Tue, 15 May 2001 auf meinen Einwurf zum
"Tausch-Handel" 

   > HGG:
   > Spehrs neuen Gedanken habe ich eigentlich so verstanden:
   > 
   > Tausch -> _Verhandeln_ der Bedingungen gemeinsamen Handelns ->
   > _Verhandeln_ der Bedingungen, unter denen Bedingungen gemeinsamen
   > Handelns ausgehandelt werden

   Wenn ich es jetzt in bürgerlichen Kategorien sehe, dann haben wir im
   ersten Schritt den Vertrag und im zweiten Schritt gehen wir auf die
   politische Ebene, die die Rahmenbedingungen setzt.

Ich will eigentlich auf den zivilgesellschaftlichen, hegemonialen
Ansatz von Gramsci raus. Verträge werden in einem (inzwischen stark
kanonisierten, also im politischen System _verhandelten_) Rahmensystem
abgeschlossen, das auf die - obwohl weitgehend freie -
Vertragsgestaltung doch stark normativ wirkt. Genauso sieht es mit dem
_Verhandeln_ politischer Positionen aus, wo man auch viel mit
Nicht-Kooperation und Verweigerung drohen kann (siehe Meck-Pom), aber
selbst stark der normativen Wirkung der "Bedingungen der Bedingungen"
ausgesetzt ist, also den Settings des vorpolitischen Raums.

Zweifellos geht es heute darum, nicht nur ein anderes (politisches)
Spiel zu erfinden, sondern auch über die Spielregeln des
Spiele-Erfindens selbst zu streiten. Wobei das Streiten über die
Spielregeln des Spiele-Erfindens auch nicht im luftleeren Raum
stattfindet.

   > Allerdings nehme ich an, dass _Verhandeln_ der Bedingungen der
   > Bedingungen noch immer begleitet sein wird von den Bedingungen der
   > Bedingungen der Bedingungen, die sich hinter dem Rücken der Subjekte
   > durchsetzen. 

   Das kommt in meiner Sichtweise dann irgendwie eher auf der anderen
   Seite oder orthogonal dazu vor.

Eben nicht. Die Ebenen sind hierarchisch zueinander angeordnet,
allerdings auf eine subtil kausal-hierarchische. Das Verhältnis wird
von Systemtheoretikern heute meist mit dem Wort "Koevolution"
beschrieben, nachdem der Ansatz der "Versklavungstheoretiker"
(Obersystem determiniert weitgehend das Verhalten der Teilsysteme) als
zu eng erkannt wurde. Siehe etwa den Text von Fuchs-Kittowski.

Und irgendwo endet die bewusst reflektierte Welt, so dass der Rest
dann "hinter dem Rücken" abläuft, Fremdbestimmung und "blindes,
tautologisches Wirken" (bzgl. dieser Aspekte) inclusive.

-- 
Mit freundlichen Gruessen, Hans-Gert Graebe

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