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Re: [ox] Tausch



Hallo Paul & Alle!

On Wed, 16 May 2001, Casimir Purzelbaum wrote:

Paul Imbusch schrieb unter anderem:

Auch in diesem Beitrag hoere ich heraus, dass Tausch immer
an Markt und Kapital gebunden sein muss. Eine Gesellschaft
kann sehr wohl vereinbarenm, entspechend dem Aufwand zu
tauschen, also ohne Preisbildung.

Kannst Du das nochmal erklären? Ist es nicht das, was der
Markt eigentlich tut, Tausch nach Aufwand organisieren?
Jedenfalls behauptet das die Arbeitswerttheorie, und mir
scheint, da ist zumindest was Wahres dran.

Ich kann den Aufwand erfassen welcher noetig ist um
zB ein Elektronenmikroskop herzustellen, 

Das halte ich für ein Gerücht. 

Wie machst Du das, was die finanzstärksten Firmen und die
Intelligenzstärksten Institute nur mit erheblichem Aufwand
(wenn überhaupt) nur annäherungsweise hinkriegen??? 
(Ein Kollege erzählte mir gestern von seinem Modell eines
historischen Segelschiffes und schloß mit der Bemerkung,
er wolle nicht wissen, wieviel Zeit er dareininvestiert
habe. Und damit meinte er nur die Zeit, die er selbst 
investiert hat, die in diesem Falle "recht leicht" zu 
ermitteln sein müßte... was aber ist mit all den 
erforderlichen Qualifikationen, Vor- und Zuarbeiten,
die ja auch eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen usw.)

angenommen
10.000 Arbeitsstunden. Oder der Aufwand für ein Kilo
Reis, eine Stunde vielleicht. 

Wie willst Du denn das schon wieder rauskriegen ohne zu
pauschalisieren? 
(etwa: Gesamtarbeitszeit eines Jahres durch produzierte
Menge Reis oder so, was natürlich nur funktioniert, wenn der
betreffende Produzent nur Reis und nichts als Reis und
Reisproduktionsmittel produziert und seine Arbeitszeit sowie
die genaue Lebensdauer seines Produktionsgeräts genau
beziffern kann. Übrigens fällt mir da ein einfaches
rekursives (im mathematischen Sinne) Moment auf:
Wie kriegt man denn die Arbeitszeit für die "Anfertigung" des 
Saatguts raus?
(Und was ist mit den Ausgaben für das
Arbeitszeiterfassungssystem?)).

Habe ich Tausch nach
Aufwand vereinbart, gibt's fuer 10 Tonnen Reis ein
Elektronenmikroskop. Wenn es ein weiteres Kollektiv
schafft das gleiche Geraet in 5.000 Stunden zu bauen,
hat diese Gesellschaft ein Problem, denn wer gibt
schon gerne 10.000 Stunden seines Lebens her,
wenn er die gleiche Befriedigung mit 5.000 Stunden erhaelt.
Die historisch gewachsene Loesung: 
Angebot ./. Nachfrage,...

Na Klasse! Das heißt, wenn ich mörderisches Pech habe, dann
bleibe ich auf meinem Elektronenmikroskop sitzen, kann es
aber nicht essen und muß also irgendwas anderes verkaufen,
um an das lebensnotwendige Kilo Reis ranzukommen. Am besten
meine Arbeitskraft. 
Warum sollte mir dann Dein geldloses System besser gefallen
als die kapitalistische Marktwirtschaft mit Geld???

[...]
Jede Oekonmie, ob Staat oder Tauschring kontrollieren ihren
eigenen Massstab, Staaten lassen ihn meist im Jahr einige
Prozent laenger werden. Wenn Tauschring will kann er das
auch, Geld drucken.
[...]

Worin besteht eigentlich der Unterschied zum Markt,
außer,
daß das Tauschen nicht so flüssig vorangeht, weil das
Zwischenstück des allgemeinen Äquivalents fehlt?

Dem Anspruch universeller Massstab kommt fuer mich die
menschliche Lebenszeit am naechsten, da dieser ob in Indien
oder Euroland gleich wert ist, wenn ich will. Viele
Tauscringe benutzen dieses Aequivalent, aber auch "normales"
Geld, Talent, Kiesel, ... - abstrahiert vom Menschen weil
gewoehnt.


Das Problem ist nicht, ob ich Geld oder Kieselsteine oder 
Tabak oder Gold-Nuggets oder ... oder... oder ... zum Tauschen
nehme, oder ob ich mir den Maßstab nur einbilde und direkt
tausche (Naturaltausch). 

             Das Problem ist der Tausch selbst. 
Genauer: die Vorstellung von Äquivalenz. Die ist nämlich
nicht zu machen (wie schon gesagt: "Angebot./.Nachfrage..."
mit allen Folgen). Äquivalenz ist schlicht eine Illusion
(genau wie homo oeconomicus etc)-- egal wie man sie zu
bestimmen meint. Sie ist natürlich auch eine sehr reale
Abstraktion,da ihr heute 'zunehmend alle' (?) Aspekte des
menschlichen Zusammenlebens unterworfen werden. Und sie ist
ein Imperativ, eine Norm der bürgerlichen Ideologie, etwas
"natürliches", der anzustrebende "Normalzustand" oder so...
(Übrigens basiert der Stoffwechsel in der Natur auch nicht
auf äquivalentem Austausch.) 

Gruß,
Casimir.

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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