Re: [ox] Unglaubliches Plagiat entdeckt
- From: "Casimir Purzelbaum" <casimir.purzelbaum utopix.net>
- Date: Tue, 15 May 2001 22:48:18 +0200
Hallo z'amm'!
sabine.nuss gmx.de
bemerkte zum Plagiat / zur Analogie zwischen der Entstehung der
Wirtschaft des Freihandels und der Entstehung der 'Wirtschaft' (?) der
Freien Software & Co., daß der Bruch mit dem Feudalismus nur gewaltsam
(und zwar i.d.R. auf den Knochen der Armen) vollzogen werden konnte.
»Wenn es nun Gewalt war, die die neue Epoche einläutete,
was sagt das dann aus in Bezug auf die Analogie????«
Die Frage ist gut, wie der Einwand schlechthin.
Aber ich glaube (oder hätte ich jetzt IMHO sagen müssen?), in erster
Linie bedeutet dies, daß es eben nur eine Analogie ist... (was auch
immer das jetzt wieder heißen soll...).
Will sagen, es gibt sicher Leute, die sich von freier Software & Co.
auch gewaltsam bedroht fühlen.*) Denn genauso wie den Bauern das Land
wird möglicherweise auch ihnen die Grundlage, auf der der sie sich ihr
Auskommen erwirtschaftet haben, entzogen, nämlich die Vermarktbarkeit
von Software. Man sagt ihnen, die Software würde jetzt einer anderen
Form der Produktion unterworfen, sowie damals das Land (statt Ackerbau
etc. Schafweiden), und seinen Lebensunterhalt müsse man sich jetzt mit
anderen Tätigkeiten verdienen (heute: mit Dienstleistungen für die
Software, die vorher noch selber der Goldesel war; damals: mit
[industrieller] Weiterverarbeitung der Wolle, die nun auf dem Boden
wuchs, von dem sich die Bauern vormals "direkt" ernährt hatten).
Zur Reproduktion brauchten die Bauern am nötigsten Land, das hat man
ihnen entzogen, die Lohnarbeiter brauchen vor allem Geld, und das soll
jetzt wegfallen. In dem Maße, wie die gesamtgesellschaftliche
Reproduktion am Geldkreislauf vorbei-funktioniert, in dem Maße wird
sich die Rolle des Geldes verringern. Die Frage nach der Bedeutung des
Geldes ist also, ob jemand unter diesem Prozeß zu leiden hat und wenn
ja wer**). Noch viel mehr dürfte unsere Frage sein: Wie kann man das
verhindern?
Soweit erstmal. Ich brauche jetzt wahrscheinlich doch nicht mehr
explizit hervorzuheben, daß ich den Ansatz sehr interessant (und
natürlich amüsant) finde und gerne weiter dranbleiben würde.
Gruß -- Casimir.
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*) Der kürzlich zitierte Kommunismus-Vorwurf von Steve Ballmer an die
FS... war sicher nicht einschmeichelnd gemeint, sondern mit der dem
Assoziationsmuster [Kommunismus = Reich des Bösen = Übelste Diktatur
und Unterdrückung einschließlich _gewaltsamer_ Gleichmacherei =
wirtschaftlich völlig daneben => Untergang der Zivilisation, wenn
nicht der Menschheit insgesamt] verknüpft.
**) Bei Steve Ballmer würde sich mein persönliches Mitleid in
erstaunlich engen Grenzen halten (außer vielleicht, wenn ihm die
/Existenz/-Grundlage entzogen würde, während er nichts mehr dazutun
würde, sie anderen zu entziehen).
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