Message 02377 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT02320 Message: 8/15 L2 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

Re: [ox] post-conference mail





Olaf Brandt wrote:

Olaf wrote:


Und: selbst wenn sie Kapitalisten werden, sollte das nicht personalisiert
werden.
Zum einen legen _diese_ Umstände es Informatikern schon nahe,
Kapitalist zu werden. Da braucht es schon eine ordentliche Portion
(vielleicht
sogar moralisches) Bewusstsein sowas nicht zu machen. Was aber auch eine
Selbstbeschissperspektive unter den jetzigen Verhältnissen
darstellen kann.


und Flo darauf:


aber _diese_ umstaende beinhaltet ja auch, dass _wir_ in wirklichkeit
keine andere
(materielle) perspektive anzubieten haben. ich kanns den leuten auch
schwer vorwerfen,
wenn sie aus der wahl "ausbeuten oder ausgebeutet werden" ersteres
waehlen, darum
gings mir ja garnicht. mir gings darum nachzufragen, ob wir _wirklich_
keine andere
perspektive haben. und "klassenkampf", mit verlaub, kann ja nicht die
antwort sein.
wofuer? wohin? das war meine frage.


Vielleicht ist der Begriff Klassenkampf nicht eindeutig (muss mir noch
Gedanken machen), meinte aber, dass "wir" (also z.B. 200 Leute vom Kongress)
eben nicht mal eben eine andere Welt schaffen können.
Insofern ist das richtig. Die Frage ist doch, wie wir es sdann doch schaffen
und: was wir schaffen wollen.
Dass das historisch sehr unterschiedlich ist, keine Frage. Aber in einigen
Punkten hatten wir doch in der Analyse (zumindest in einigen Diskussionen)
gemeinsame Kritikpunkte am jetzigen Zustand.
Es besteht ja bei einigen ein Bewusstsein darüber, was schlecht ist.
Insofern kann also darauf aufbauend darüber nachgedacht werden, wie diese
Zustände geändert oder gar abgeschafft werden können.

klar ist aber, dass diese "zustaende" gewisse probleme loesen (wenn auch vielleicht
schlecht) und andere probleme schaffen - deshalb muessen wir erstmal drueber nachdenken,
wie _wir_ diese probleme loesen wollen (z.b. verteilung, rohstoffgewinnung,
organisation von ballungszentren, verkehr etc.) bevor wir munter drauflos
klassenkaempfen. ansonsten endet alles entweder im chaos (langfristig eher
unwahrscheinlich) oder mangels ideen werden danach im wesentlichen die selben
macht- und herrschaftsstrukturen von anderen leuten aufgefuellt (sehr
wahrscheinlich und historisch leider schon oft geschehen). und darauf hab ich
echt wenig lust muss ich sagen.

Das ist m. E.  nach
Klassenkampf. Und das muss langfristig eine gemeinsame Positionen gefunden
werden. Ich hoffe das macht dann auch die Frage wohin klarer. Das gibt dir
und mir keine geschichte vor.

von der geschichte lass ich mir eh ungern was vorgeben, lieber von meinem hirn.
und das sollten wir schon gebrauchen, um die frage nach dem wohin zu klaeren.

Wir können Klassenkampf aber auch anders nennen, ist kein Ding.

mit dem wort klassenkampf hab ich ueberhaupt kein problem. ich fands nur hier
unangebracht. ich denk mir immer, da sitzen weisse mitteleuropaeische maenner
und schwafeln was von klassenkampf - find ich ein bissl grotesk. wir sind
doch die ersten die vom klassenkampf - voellig zurecht - eins auf die birne
bekommen.

und genau diese peering-aspekte halte ich fuer ganz zentral. vielleicht
ist geld
ja deshalb so erfolgreich, weil es das einfachste und leistungsfaehigste
peer-to
peer kommunikationsmittel bis dato ist? vielleicht ist das netz dabei, ihm
diesen
rang abzulaufen, und erstmals eine leistungsfaehigere
kommunikationsstruktur zu
ermoeglichen?

Ich halte das für eine gefährliche Untertreibung. Geld ist nicht einfach ein
Komminuikationsmittel, auch wenn es jetzt Informationsgeldmässig im Web
unterwegs ist. Es ist _das_ Gewaltmittel schlechthin.
Und Kommunikation wofür und unter welchen Umständen?

ich hab ja auch nicht behauptet, dass geld _nur_ ein kommunikationsmittel ist.
aber ich wollte diesen aspekt mal hervorheben, der zweifellos auch sehr zentral
ist. ich versuche hier einfach fragen zu stellen, denkanstoesse zu liefern,
ideen weiterzuspinnen, und nicht aus einem fertigen ideologischen gebaeude zu
referieren. das geld ein gewaltmittel ist, ist mir voellig klar, aber darum
gings mir ja nicht.

faktum ist, dass geld historisch irgendwann einmal "erfunden" wurde, um gewisse
probleme zu loesen. meine these war (sogar als frage formuliert), dass geld eine
kommunikationsfunktion erfuellt - neben anderen, macht- und gewaltfunktionen.
deshalb halte ich es fuer notwendig, wenn man die abschaffung des geldes fordert
(was ich tue) sich mit diesen dingen differenziert auseinanderzusetzen, um nicht
ganz gewaltig auf die schnauze zu fliegen.

s.o. ich habe gefragt "was wollen wir ?" und du hast geantwortet "das
kommt darauf
an was wir wollen" ;) ueber den weg (= "klassenkampf" in deiner
argumentation)
mache ich mir noch gar keine gedanken, solange ich nicht weiss wohin ich
will.


Naja, ich hoffe du weisst, was du nicht willst ;-)

und wohin bringt mich das?

f/0

--
|-
| Flo Ledermann <flo subnet.at>
| "Those who make peaceful revolution impossible
| will make violent revolution inevitable." - JFK
|-
| http://www.mediavirus.org//f/0/
|-


________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


[English translation]
Thread: oxdeT02320 Message: 8/15 L2 [In index]
Message 02377 [Homepage] [Navigation]