Re: [ox] "Oekonux - wie weiter?" - Selbstverstaendnisdebatte
- From: Stefan Merten <smerten oekonux.de>
- Date: Wed, 02 May 2001 19:08:19 +0200
Hi Liste!
23 minutes ago Stefan Merten wrote:
Auch zur Selbstverständnisdebatte habe ich mir Notizen gemacht.
...
Meine
Kommentare schreibe ich noch extra als Reply hierauf auf.
Ich habe diese Selbstverständnisdebatte auch nochmal offline
reflektiert. Dabei kamen einige interessante Gesichtspunkte auf:
* Ein Selbstverständnis schließt immer auch aus
Wenn wir ein Selbstverständnis definieren, dann schließt es auch
Leute, Meinungen, Positionen aus - nämlich die, die nicht in das
Selbstverständnis passen. Wenn wir das also wirklich glauben zu
brauchen, dann sollten wir das extrem offen machen.
Die Vielfalt und die Offenheit nach allen Seiten sind (wohl nicht
nur) nach meiner Meinung das Lebenselixier dieses Projekts, das, was
uns für so viele unterschiedliche Leute spannend macht und uns allen
ganz konkret gut tut. Wenn wir ein Selbstverständnis definieren,
dann schränken wir diese Vielfalt ein. Wenn wir z.B. sagen, daß wir
ein reines Diskussionsforum sind, dann schließen wir eher
bewegungsorientierte Bedürfnisse aus.
* Wozu brauchen wir selbst eigentlich ein Selbstverständnis?
Mein Eindruck ist, daß alle, die *im* Projekt sind, schon ein Gefühl
dafür haben, was das Projekt Oekonux ist. Auch wenn die lebendige
Vielfalt, die hier herrscht, wahrscheinlich keineR in drei Sätzen
zusammenfassen kann und vielleicht auch überhaupt nicht. Aber gehört
das nicht dazu, wenn wir Spannungen aushalten wollen?
Ist der narrative Charakter, den wir hier haben, durch ein fest
hingeschriebenes Selbstverständnis nicht eher behindert als
gefördert?
- Wie soll Oekonux als Subjekt nach außen treten?
Diese Frage bleibt natürlich bestehen. Aber wie ich schon geahnt
hatte und dem flüchtigen Lesen der beiden Presse-Web-Seiten
entnehme: Das bestimmen wir zum guten Teil nicht selbst. Ist ja auch
klar: Aus einer solchen Vielfalt kann sich jedeR das rauspicken, was
sie gerade will. Wer das tut, macht zwar einen Fehler, aber das
können wir nicht verhindern - auch nicht durch ein
Selbstverständnis.
Während der Debatte wurde der CCC eingebracht als ein gutes Beispiel
dafür, wie die innere Vielfalt auch von außen wahrgenommen wird.
Klar, daß wir auch etwas dafür tun müssen und nach meiner
Wahrnehmung mindestens "die Stefans" spätestens jetzt auch tun. Aber
sollten wir uns nicht vor allem auf unsere Stärke besinnen und
einfach in der ganzen Buntheit, Widersprüchlichkeit, Vielfalt nach
außen treten?
* Ist es nicht zu früh für eine Selbstverständnisdebatte?
Auch das. Sooo schrecklich lange gibt es den Laden ja nun auch noch
nicht und die Konferenz dürfte wohl als vorläufiger Höhepunkt
gelten. Müssen wir jetzt schon ein klares Selbstverständnis haben?
Können wir nicht später noch die In- und Out-Groups definieren?
* Dennoch: Was verbindet uns?
All das gesagt habend versuche ich trotzdem zwei inhaltliche Punkte
festzumachen, die konstitutiv sein dürften für das Projekt Oekonux.
Wahrscheinlich gibt es auch gar nicht viel mehr.
- Interesse an politisch-gesellschaftlichen Vorgängen im weitesten
Sinne
Ich denke, wer hier überhaupt keine Interessen hat, den
interessiert auch das Projekt nicht. Wobei ich unter dieser weiten
Definition z.B. auch ökonomische Vorgänge verstehen würde.
- Interesse am Phänomen Freie Software
Auch das würde ich für konstitutiv halten und auch in bewußter
Abgrenzung zu Bemühungen, die z.B. "nur" das Internet als Phänomen
betrachten.
Daß und die Offenheit und der Wunsch nach Vielfalt verbindet, ist
wohl spätestens seit der Konferenz klar geworden.
Das mußte ich unbedingt noch loswerden. Kommentare hocherwünscht.
Mit Freien Grüßen
Stefan
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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de