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Re: [ox] Bericht vom SW-Patente Symposium in Frankfurt



Hallo Stefan und der Rest,

On Wed, Apr 25, 2001 at 11:47:51AM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Meretz wrote:
herzlichen Dank für Deinen Korrespondentenbericht, den ich mit
großem Interesse gelesen habe. Überhaupt finde ich diese Berichte
verallgemeinerungswürdig, denn das ist eine ganz praktische Form der
Akkumulation von Wissen - jenseits von Tausch;-)

Ich mach das natürlich nur, weil ich von euch was dafür
zurückkriege. Ich bin da total berechnend und tauschfixiert ;-)

Interessant fand ich die Einordnung von Patenten als Ausnahme
vom freien Wettbewerb und Copyright als Ausnahme vom Patentrecht.

Da täten mich die Begründungen interessieren.

Wenn ich mich richtig errinnere, hat er keine gegeben. Der Vortrag
war auch sehr gerafft. Das ist mir erst in der Nachbereitung so
richtig klar geworden wie viel er da in die halbe Stunde gepackt
hat. Ursprünglich wollte er auch noch was über Sicherheit und
Patente sagen, was leider aus Zeitgründen ausfiel. Vielleicht
findest Du was in der Langversion im Netz.

Von Lutterbeck kann man nicht erwarten, jenseits der ökonomischen
Funktionalität zu denken. Er ist ein immanenter Innovator, er zeigt
*nur* auf, dass Patente etc. immanent (als für die Wertverwertung)
zunahmend dysfunktional werden. Darin ist er für uns aber
interessant, weil er teilweise die immanente Widersprüchlichkeit
aufzeigt.

Ja, wie übrigens auch der Spieltheoretiker.

Gültigkeit. Er zitierte auch den amerikanischen Erfinder und
Politiker Benjamin Franklin, der eine ihm angebotenes Patent auf
einen Ofen, den er erfunden hatte, ablehnte, weil er es als Privileg
empfinde den Leuten, die vor ihm Erfindungen gemacht haben und auf
deren Arbeit er hätte aufbauen können, etwas zurückzugeben.

Das ist ein sympatisches moralisches Argument, dass in der Freien
Software auch manchmal gebracht wird (z.B. von Kalle Dalheimer).
Doch darauf kann man keine Vergesesellschaftung aufsetzen, die
GPL-Gesellschaft schon gar nicht.

Der Vortrag des Spieltheoretikers hat gezeigt, dass es eben nicht
nur ein moralisches Argument ist. Durch die Sequentialität der
Innovationen lohnen sich Patente eben volkswirtschaftlich gesehen
eventuell nicht. Alles natürlich modulo nicht vorhandener
Systemkritik und allgemeiner Fragwürdigkeit. 

Deswegen das Jammern des SAP-Menschen: Es geht *nur* um ein
Hochschrauben der Zahlenbilanz der Patente. Und gegen die immanente
Absurdität wenden sich viele Patentkritiker. Das ist schonmal was,
aber eigentlich viel zu wenig.

Auf der Tagung wurde auch mehrfach von Patenten als "Währung" in
den Verhandlungen zwischen Konzernen gesprochen. 

Dann erwähnte er auch noch kurz "Open Source" als "neuer sozialer
Mechanismus zur Produktion von Wissen". Da kam fast ein Hauch von
Ökonux auf.

Da hat er den Hagel auf den Kopf getroffen. Das wird mein Thema beim
Kongress ("Wem gehört das Wissen?"), hoffentlich sind Montag noch
ein paar da...: http://www.opentheory.org/ox_event.phtml?eid=2

Na, ich werde wohl noch da sein. Ob allerdings bei Deinem Vortrag
oder bei einem Parallelen weiss ich noch nicht. Hab mir das Programm
noch nicht so genau angeguckt. War das letzte mal schon schwer
gefrustet dass mein Lieblingsworkshop parallel zu Andy-Müller Maguhn
liegt :-( Aber sowas läßt sich natürlich nicht vermeiden. Volles
Verständnis.

Da hat sich ja echt Null getan, seit ich aus der Uni raus bin - der
gleiche Scheiss wie vor zehn Jahren.

Naja, ich bin ja nun auch schon ein paar Jahre lang nicht mehr so
wirklich an der Uni und sicher gibt es auch Dickbrettbohrer nur
haben die dann meistens andere Probleme ... aber das ist mein
persönlicher Unifrust.

Absurd wurde es dann aber schliesslich, als sein Hauptargument für
Softwarepatente darin bestand, dass er meinte, das könnte die
Informatiker zu "ingenieursmäßigerem" Vorgehen anhalten und deswegen
seien die Patente zu befürworten. Das war einer der wildesten
logischen Kurzschlüsse, die ich je vernommen habe.

Das gehört wirklich in ein Kuriositätenkabinett!

Erschütternderweise scheint das zur offiziellen Meinung der GI zu
werden, die sie als Lobbyorganisation in Brüssel vertreten wird,
wenn ich ihn richtig verstanden habe. Gibt es hier irgendwelche
GI-Mitlieder auf der Liste, die da vielleicht mal etwas bewegen
könnten?

Ich weiss nicht, ob Hartmut noch auf der Liste ist - damals gabs
ziemlich Zoff ob des Menschenbildes, das Hartmut vertreten hatte.

Zumindestens wusste er von meiner Korespondententätigkeit. Ansonsten
schick ich jetzt mal ein "who" an majordomo - wollte ich eh mal
wieder machen.

Grüße, Benni

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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