[ox] Overhead (was: joytopia)
- From: Benni Baermann <benni cs.uni-frankfurt.de>
- Date: Tue, 24 Apr 2001 20:59:18 +0200
On Tue, Apr 24, 2001 at 01:01:33AM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Merten wrote:
Das ist sicherlich richtig. Allerdings hat das Argument einen
kleinen Haken. Es setzt nämlich vorraus, dass in einer anderen -
besseren - Gesellschaftsordnung keinerlei solche Tätigkeiten nötig
sind. Also dass es keine Tätigkeiten mehr gibt, die zur
Aufrechterhaltung der Gesellschaftsstruktur und nicht zur direkten
Bedürfnisbefriedigung verwendet werden.
Das ist m.E. ein falscher Schluß. Das Argument wäre ja, daß mit dem
Geld lediglich ein Fetisch aufrecht erhalten wird, der *zusätzlich* zu
den konkret gesellschaftlich notwendigen Arbeiten gepflegt werden muß.
Kurz: Produktion und Distribution ist eine anthropologische Konstante
- - Verkaufen und Kaufen nicht. Wenn wir aber dem Götzen nicht mehr
dienen müssen, dann entfällt dieser Aufwand ganz real. Oder?
Dieser schon. Mein Argument war, dass dafür wahrscheinlich anderer
Aufwand entsteht. Zum Beispiel größerer Diskussionsaufwand.
Das Selbe kann man ja beim Übergang vom Despotismus zur Demokratie
beobachten. Es werden weniger Sicherheitskräfte benötigt, dafür mehr
Wahlurnen (nur mal so als plattes Beispiel).
Was ich sagen will, ist nur: Jede Gesellschaftsform hat ihre eigenen
Meta-Aufwendungen auch die freie Assoziation freier Individuen. Und
ich würde mal davon ausgehen, dass sie in etwa gleich gross
ausfallen. Das ist nur geraten, aber die einfachste Theorie und
somit erstmal als richtig vorauszusetzen ;-)
Daraus folgt auch, dass man mit rein utilitaristischen
Argumentationen den Kapitalismus nicht überwinden kann. Man muß
schon begründen, warum eine weniger gewaltförmige
Gesellschaftsformation einer gewaltförmigeren vorzuziehen ist. Naja,
begründen ist vielleicht das falsche Wort. Man kann es auch
axiomatisch setzen, da die meisten Leute dem eh zustimmen werden.
Aber schon die Erkenntnis, dass es sich bei diesen Aufwendungen um
solche, die nur dem Erhalt der Gesellschaftsform als solcher dienen,
handelt, bringt ja sehr viel weiter. Ausserdem kann man dann die
These aufstellen, dass Gesellschaftsformen, deren "Overhead" zu groß
wird, zum Untergang bestimmt sind. Das ist ja dann die Krisis-These,
oder?
Wie man sieht, alles nur ein Optimierungsproblem ;-)
Grüße, Benni
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