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Re: Kooperation und Konkurrenz (was [ox] Unser verschwendeter Reichtum)



wieder ein interessantes thema. und ich glaube grundlegend. möchte jetzt nur 
die fragen beantworten, unklarheiten ausräumen...

Am Dienstag, 17. April 2001 15:23 schrieb Benni Baermann:
Hallo Franz und Liste,

On Tue, Apr 17, 2001 at 01:16:20AM +0200, Franz Maria Tabei wrote:
ich möchte da kurz eine bemerkung einschieben:
es ist jetzt einigemale von konkurrenz die rede gewesen. wir haben ja als
einen teil unseres wahlspruches:
KOOPERATION statt KONKURRENZ

Kurze Zwischenfrage: Ist das ein Oekonux-Wir oben oder ein anderes
"wir"?

sorry, in Wien haben wir die "OEBGDK", wir diskutieren das "Manifest gegen 
die Arbeit" und OEKONUX und beschäftigen uns mit "desillusionierung", 
versuchen ua. die unmenschlichkeit unserer gesellschaft aufzuzeigen und damit 
die notwendigkeit an alternativen außerhalb der marktwirtschaft zu arbeiten. 
vielleicht mag jemand anderer aus der liste (besser) darüber sprechen, wenn 
als notwendig erachtet.

nun denke ich, müßte man zwei arten der konkurrenz auseinanderhalten. es
gibt produktive konkurrenz und destruktive konkurrenz.

:-) Naja, bösartig könnte man jetzt wieder mit "schaffend" und

"raffend" anfangen. Aber das heben wir uns mal für den anderen
aktuellen Thread auf.

FALSCH (siehe unten)

der kapitalismus hat die
"destruktive" konkurrenz als ein grundcharakteristikum. jeder gegen
jeden. um den arbeitsplatz, um den kunden, ... wird von klein auf
eingeübt. im kindergarten, in der schule. sport und gesellschaftsspiele
SIND derartige gewöhnungswerkzeuge!

Auf diese Meinung muss ich leider schon fast reflexartig reagieren.
Für die es nicht wissen, ich bin manchmal als Spieleerfinder tätig
und auch sonst ein grosser Zocker, so dass mich sowas persönlich
betrifft und ehrlich gesagt auch ziemlich aufregt.

Du weißt doch was ich meine, nicht wahr? ich arbeite mit kindern und daher 
ist mir die wichtigkeit vom ERFINDEN solcher spiele klar! weiter unten machst 
Du mich aufmerksam darauf, daß ich die FS szenen nicht kenne, ich muß also 
vorsichtig sein ;-) , ich kenne Dich ja auch nicht, aber ich nehme mal an, da 
Du spiele erfindest, wird Dir ja bewußt sein, daß die VORHANDENEN spiele 
oftmals sehr problematisch sind - und DIESE habe ich gemeint, nicht Deine - 
die ja - jetzt wiederhole ich mich - das manko ausgleichen sollen, ua. wir 
brauchen spiele, die NICHT als einführung in den kapitalismus dienen oder dem 
festlegen von geschlechterrollen, sondern der entwicklung des menschen und 
seiner entfaltung förderlich sind, der freude usw.

Du lieferst einen wundervollen diskussionsbeitrag, aber hast Du Dich schon 
mal hinterfragt, warum Deine formulierungen so "stachelig" sind (besonders in 
der diskussion mit den utopisten ist mir das - nicht von Dir, sondern 
allgemein - stark aufgefallen? könnte da nicht unbewußtes 
"konkurrenzverhalten"  dahinterstecken? ;-) also ich komm bei mir immer 
wieder drauf, wie sehr - ob ich nun will oder nicht - mein verhalten sich von 
dem, was ich mir eigentlich vorstelle, unterscheidet UND da sehe ich die 
wichtigkeit der selbstreflexion. (Ya Basta NY hat zb. als vorbereitung auf 
den gipfel in Quebec, der heute beginnt, einen workshop zur hinterfragung der 
männlichen rolle (FIGHT THE MAN! A discussion workshop for radical 
self-identified men on anti-sexism and anti-authoritarianism.) angeboten.
solche sachen muß man lange VOR der revolution angehen, denn über nacht 
ändert sich sowas nicht. 
OK, aber nun nochmals: interessanter beitrag:

Zunächst mal allgemein: Kooperation und Konkurrenz widersprechen
sich nicht, im Gegenteil sie bedingen sich. Reine Konkurrenz
existiert genausowenig wie reine Kooperation.

Konkurrenz ist nur möglich in einem kooperativ abgesteckten Rahmen.
Im Falle eines Spieles sind das die Spielregeln auf die man sich
vorher einigt im Falle des Kapitalismus sind das die staatlich
durchgesetzten Bedingungen des Marktes, die ja auch nur so lange
funktionieren, wie die Masse der Leute kooperiert, eben "mitspielt".

Für den umgekehrten Fall möchte ich mal wieder auf Christoph Spehrs
Theorie der "freien Kooperation" verweisen. Dort wird sehr genau
deutlich, dass gerade die prinzipielle Möglichkeit zur Konkurrenz
nämlich des jederzeit aussteigen Könnens, eine Bedingung der
Kooperation ist.

Das Problem ist also nicht Kooperation oder Konkurrenz an sich und
auch nicht Produktivität oder Destruktivität sondern die Modi ihrer
Aushandlung und vor allem die Tatsache, dass dieser Modus immer
verhandelbar bleibt.

Gerade beim Spielen wird jedoch so sehr deutlich, wie sonst
nirgendwo, dass die Regeln Teil der Aushandlung sind und nicht
naturgesetzmaessig vorgegeben. Gäbe es mehr Spieler, hätten wir den
Kapitalismus schon längst abgeschafft. Oder auch mit Schiller
gesagt: Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.

gerade da kann man die destruktivität dieser form von
konkurrenz sehr schön aufzeigen. der gipfel des ganzen erschien mir - der
ich normalerweise nicht fernsehe - das "robinsonspiel", das ich zufällig,
als ich wo auf besuch war, im fernsehen sah. es ging um zwei teams, die
auf einer insel wettkämpfe austrugen. in gewissen abständen gab es eine
wahl, wobei die - vom eigenen team - gewählte person auszuscheiden hatte.
eine grausliche angelegenheit, das war mein eindruck.

Ich bin ein grosser Fan dieser Sendungen. Allerdings noch mehr von
Big Brother. Diese Sendungen decken ziemlich schonungslos die
Funktionsweisen des postfordistischen Kapitalismus auf. Natürlich
muss man sie richtig "lesen" können. Aber das wäre wieder ein neuer
Thread und gehört vielleicht wirklich nur am Rande hier hin.

richtig, sie entlarven sich selbst, trotzdem eine bemerkung: die kritischen 
seher, so wie Du, sind wohl nicht gerade in der überzahl. glaubst Du dennoch, 
daß es auf das publikum eine "heilsame" wirkung hat?

KONSTRUKTIVE konkurrenz findet man meines erachtens in der arbeitsweise
bei der produktion und weiterentwicklung von Freier Software. da laufen
verschiedene varianten nebeneinander her, ohne sich gegenseitig zu
schaden oder zu bekämpfen. es hat jedes seine vorteile, die anwendenden
haben ihre vorlieben, und solange es genügend menschen brauchen, wird die
variante gepflegt und weiterentwickelt. wenn es sich in eine sackgasse
bewegt, und sich niemand mehr dafür interessiert, dann wird es
aufgegeben. und so können auch neue formen entstehen.

Hast Du jemals eine dieser Auseinandersetzungen aus der Nähe
miterlebt? Ich glaube nicht, sonst würdest Du nicht so reden. Gegen
die in der FS-Szene üblichen Glaubenskämpfe ist Dein Miele-Beispiel
ziemlich harmlos. Natürlich nach ein paar Monaten bis Jahren hat
sich der Rauch meist wieder etwas gelegt, so dass es für den
Aussenstehenden alles wie eitel Sonnenschein aussehen mag.

also ich finde das Miele beispiel HAARSTRÄUBEND. und, was SF betrifft: ich 
spreche vom ergebnis (obwohl ich Linux verwende, bin ich kein insider), von 
dem, was für die anwendenden herauskommt; daß da harte arbeit dahintersteckt 
- auch auf menschlichem gebiet, nicht nur fachlich - kann ich mir trotz 
meiner nichtkenntnis der szene schon vorstellen.

Wenn man Kooperation als das Gute an sich ansieht und Konkurrenz als
das Böse an sich, oder zwischen produktiver und destruktiver
Konkurrenz unterscheidet, wirkt das für mich immer wie
Blümchenutopismus. Heile Welt.

Auf die richtige Mischung zwischen Kooperation und Konkurrenz kommt
es an. Man muss anerkennen, dass es immer Interessenkonflikte geben
wird. Interessant ist, wie sie gesellschaftlich vermittelt werden.

wie sie AUSGETRAGEN werden, würde ich sagen

Beide, Kooperation und Konkurrenz haben ihre destruktiven und ihre
konstruktiven Seiten. Auch im Kapitalismus gibt es ja Kooperation
und die kann durchaus auch mal destruktiv sein, zB. bei
Grossfusionen.

großfusionen sind doch nicht kooperation, sondern anschluß, oder?

Grüße, Benni

ciao,
franz

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