Re: [ox] Unser verschwendeter Reichtum
- From: Franz Maria Tabei <a8206574 unet.univie.ac.at>
- Date: Tue, 17 Apr 2001 01:16:20 +0200
ich möchte da kurz eine bemerkung einschieben:
es ist jetzt einigemale von konkurrenz die rede gewesen. wir haben ja als
einen teil unseres wahlspruches:
KOOPERATION statt KONKURRENZ
nun denke ich, müßte man zwei arten der konkurrenz auseinanderhalten. es gibt
produktive konkurrenz und destruktive konkurrenz. der kapitalismus hat die
"destruktive" konkurrenz als ein grundcharakteristikum. jeder gegen jeden. um
den arbeitsplatz, um den kunden, ... wird von klein auf eingeübt. im
kindergarten, in der schule. sport und gesellschaftsspiele SIND derartige
gewöhnungswerkzeuge! gerade da kann man die destruktivität dieser form von
konkurrenz sehr schön aufzeigen. der gipfel des ganzen erschien mir - der ich
normalerweise nicht fernsehe - das "robinsonspiel", das ich zufällig, als ich
wo auf besuch war, im fernsehen sah. es ging um zwei teams, die auf einer
insel wettkämpfe austrugen. in gewissen abständen gab es eine wahl, wobei die
- vom eigenen team - gewählte person auszuscheiden hatte. eine grausliche
angelegenheit, das war mein eindruck. übrigens, vor kurzem hat Miele ein werk
in Deutschland geschlossen und nach Wien ausgelagert. die reaktion des
hiesigen betriebsrates war auch sehenswert. KEINE SPUR von solidarität! im
gegenteil!!!
KONSTRUKTIVE konkurrenz findet man meines erachtens in der arbeitsweise bei
der produktion und weiterentwicklung von Freier Software. da laufen
verschiedene varianten nebeneinander her, ohne sich gegenseitig zu schaden
oder zu bekämpfen. es hat jedes seine vorteile, die anwendenden haben ihre
vorlieben, und solange es genügend menschen brauchen, wird die variante
gepflegt und weiterentwickelt. wenn es sich in eine sackgasse bewegt, und
sich niemand mehr dafür interessiert, dann wird es aufgegeben. und so können
auch neue formen entstehen.
ciao,
franz
Am Montag, 16. April 2001 19:33 schrieb Franz J. Nahrada:
liste oekonux.de (HorstHo)writes:
Wenn ich unter "Overhead" Wasserkopf verstehen darf, mchte ich mich
hier sehr gerne einklinken, denn es ist wirklich sehr interessant (mein
Lieblingsargument), mal eine Energiebilanz unserer momentanen "besten
aller Gesellschaften" aufzustellen, und zwar dar¸ber wie unendlich viel
Lebensenergie tagt?glich f¸r (im Sinne vitaler menschlicher Bed¸rfnisse)
unn¸tze, sch?dliche und sogar lebensgef?hrliche Arbeit verausgabt wird,
nur um unsere Geld-u. Gewaltmaschine am laufen zu halten:
Z.B. mal eine kurze und sicher unvollst?ndige
Aufstellung solcher Arbeiten:
Banken
das Geld-Abrechnungswesen
Versicherungen
Finanz?mter
Justiz
Gef?ngnisse
Polizei
Armee
Milit?rindustrie
etc. etc.
Irgendwo habe ich mal gelesen, da? bei Wegfall all dieser
Verschwendung von Lebenszeit die gesellschaftlich notwendige
Produktionszeit bie 30% der jetzigen liegen w¸rde
und zwar ohne jede Minderung der Lebensqualit?t!
Keine Rede von: zur¸ck in die Steinzeit.
MfG,
Horst
Also...Look at this:
"J.W. Smith's "The Worlds Wasted Wealth",
published by new worlds press in 1989, argued that
sixty percent of American labour is expended
unnecessarily and fifty percent of industry has nothing
to do with producing for consumer needs...."
ich habe J.W.S 1989 kurz nach der Publikation
seines Buches in Cambria/Kalifornien kennengelernt. Er ist
eine sehr interessante Gestalt, der in seiner
monomanischen Arbeit ein wenig an Marx
erinnert. Mit dem Unterschied daß er ein ziemlicher
Autodidakt ist. Er sitzt und studiert mitten im Empire und
ist daher ein recht einsamer Theoretiker, der
sehr hohe Ansprüche an seine Arbeit stellt und
einfach nicht verzweifelt. Sagenhaft! Und jetzt
hat er sehr viel davon aufs web gestellt:
http://www.slonet.org/~jwsmith
Also ich würde auch SEHR gerne so ein Projekt sehen.
Vielleicht opentheory? Das ist ja wirklich keine
Kleinigkeit - diese Frage kann man nicht mir nix dir
nix beantworten!!!
Es grassierte irgendwann in den 70er/80er Jahren
eine ähnliche Untersuchung aus dem Starnberger
Dunstkreis um Habermas, die zu wesentlich härteren
Zahlen kommt. Ich halte es auch mit eher 70% unnötige
Arbeit. Allerdings gibt es dann konditionale Verästelungen.
Vor allem das Auto, unser blecherner Gott, ist ja ein
Kapitel für sich. Da kämen wir vielleicht noch viel
weiter. Bei Einführung bestimmter "living machines"
- Technologien (J.Todd) wären auf Dauer Reduktionen bis zu
90% vorstellbar. Mehr davon auf der Konferenz.
Habe mir schon oft gedacht, daß dem nachgegangen werden
sollte. JW. ist jedenfalls *meines wissens* der einzige,
der je den Versuch gemacht hat, die verschiedenen Sektoren der
Ökonomie systematisch abzuklopfen. Das ist ja ziemlich
mühsam. Noch dazu, wenn man statt Marx eher Henry George
und den gesunden Menschenverstand im Gepäck hat.
Und zu Benni: ich gebe zu, daß wir in einer anderen
Gesellschaft einen völlig anderen "Overhead" bräuchten;
da würde, um ein Wort von Uli Sigor zu gebrauchen,
die Sicherung der Qualitäten und der gesellschaftliche
Diskurs darüber einen ganz anderen Stellenwert kriegen.
Ist ja sagenhaft welche notwendige Arbeit heutzutage
NICHT getan wird. In Amerika habe ich das extrem
erlebt; außerhalb der großen Städte gibt es einfach
keine anständige Infrastruktur. Wir steuern ja auch hier
perspektivisch auf diesen Zustand zu.... Dennoch glaube
ich, daß der Nettoeffekt positiv sein wird. Kapitalismus
ist Redundanz, ganz extrem in der New Economy; da
müssen immer 1000 Menschen das gleiche versuchen, obwohl
absehbar ist, daß sich nur ganz wenige Oligopolisten
durchsetzen können. Aufhebung des Kapitalverhältnisses
wäre Aufhebung dieser Redundanz - bei voller Benutzung
der Telekommunikationstechnologien.
Franz
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