[ox] Release 3 - Text zur Konferenz
- From: Thomas Uwe Gruettmueller <sloyment gmx.net>
- Date: Mon, 20 Nov 2000 04:36:21 +0100
Hallo, Stefan!
Am Inhalt habe ich nichts auszusetzen, wohl aber am Formellen. Mich stört am
meisten, daß du den Begriff Oekonux überdefinierst. Dies finde ich deshalb
schlecht, da so der Begriff für das Projekt Oekonux verlorengeht.
Desweiteren stören mich solche Begriffe wie "Selbstentfaltung", "Vernetzung"
oder "Selbstorganisation", mit denen normale Leute zunächst gar nichts
anfangen können, oder durch die sie nur auf den falschen Dampfer kommen. Es
muß doch möglich sein, mit Standardausdrücken, die jeder kennt, das selbe
auszusagen.
Ein Versuch dazu liegt bei.
Tschüß,
Thomas
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Das Projekt Oekonux ("Ökonomie und Linux") beschäftigt sich seit Juli 1999 mit
der Frage, was die wesentlichen Merkmale Freier Software und ihrer Erstellung
sind und wie sich darauf eine neue Wirtschaftsordnung begründen läßt.
Freie Software ist aus der heutigen Welt nicht mehr wegzudenken. Das Internet
gäbe es ohne sie nicht. Dennoch unterscheidet sich Freie Software so sehr von
der weit verbreiteten proprietären: Einmal veröffentlicht, gehört Freie
Software nämlich allen. Niemand muß also Lizenzgebühren abdrücken, um jene
Software benutzen, studieren, weitergeben oder verbessern zu dürfen. Und noch
etwas: Viele Entwickler schreiben Freie Software ehrenamtlich. Daran haben
sie persönlich ihre Freude und die Allgemeinheit einen grossen Nutzen. Dieses
völlig neuartige Prinzip müßte in Begriffen wie Angebot, Nachfrage und Geld
denkende Menschen erschaudern lassen.
Die hochgelobte "New Economy" hat von den Prinzipien Freier Software nichts
begriffen. Ihr Ziel ist auch weiterhin das Verhökern von Information mittels
Geheimhaltung und restriktiver Lizenzen. Dadurch entsteht eine künstliche
Verknappung, die sogar in Bereiche der materiellen Produktion hineinreicht.
Gedruckte und integrierte Schaltungen werden nämlich heute bereits nahezu
vollautomatisiert erstellt, das Zurückhalten der elektronischen Vorlagen ist
dabei die einzige Möglichkeit sich dem Konkurrenzkampf zu entziehen. Dadurch
entsteht unnötige Arbeit, gelähmter Fortschritt und Inkompatiblität der
verschiedenen Problemlösungen.
Freie Software und Knappheit sind unvereinbar. Information kann heute nur noch
künstlich knapp gehalten werden. Wird dies nicht getan, wie bei Freier
Software, entsteht Reichtum, und zwar nicht nur bei wenigen Hortern, wie bei
proprietärer Software, sondern bei allen Nutzern! Reichtum an Wissen zwar
zunächst nur, später aber auch an materiellen Dingen.
Freie Software hat neue Formen der weltweiten Zusammenarbeit erschaffen. Daß
tausende Programmierer gemeinsam an einem Stück Software schreiben können,
ohne daß darunter die Qualität zu leiden hat, war eine erstaunliche
Entdeckung. Erst dadurch wurde es jedem möglich, zwanglos an Projekten
teilzunehmen und problemlos selbst welche zu gründen. Dies ist auch eine
Sache, die in der Welt der Geheimhaltung und Kontrolle undenkbar erschien.
Auf der Konferenz wird der bisherige Diskussionsstand des Projekts Oekonux
vorgestellt. Dies umfaßt vor allem Überlegungen, wie die bisherigen
bahnbrechenden Entwicklungen Freier Software ihren Verlauf nehmen werden, wie
eine von Freier Software geprägte Welt aussehen könnte, wo etwa noch Probleme
im Weg stehen, und wie diese oder ob diese zu lösen sind.
Dortmund ist eine Stadt, die sich mit der "New Economy" schmückt, welche
bereits vor ihrem erwarteten Aufstieg als verfallen angesehen werden kann.
Daher ist Dortmund genau der passende Ort für die neuen Fragen. Wir laden
alle technikbegeisterten und -kritischen, enthusiastischen und ernüchterten,
utopisch-suchenden und realistisch-fragenden Menschen - alle, die eine Freie
Welt wollen - in diese Stadt zur ersten Oekonux-Konferenz.
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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de