[ox] Kritik
- From: Hans-Gert Graebe <graebe informatik.uni-leipzig.de>
- Date: Mon, 20 Nov 2000 10:22:35 +0100 (MET)
Ich stimme Ralf Krämer (15 Nov) voll zu, wenn er schreibt
Da und soweit die kapitalistische Monopolisierung und
Verwertung von Eigentumsrechten an Informationsprodukten dies
behindert und insoweit eine Schranke für die Entwicklung der
Gesellschaft darstellt, ergibt sich daraus das Bedürfnis
vieler, diese Schranke zu überwinden. Daran kann
antikapitalistische Bewegung anknüpfen. Die ProduzentInnen und
NutzerInnen Freier Software umgehen diese Beschränkung von
vornherein und leisten damit wichtige Beiträge, den Nutzen und
die Möglichkeit der Beseitigung dieser Schranke
gesellschaftlich zu demonstrieren und darüber hinaus (das ist
m.E. das Spezifikum von Oekonux) den Blick auf die Frage zu
richten, inwieweit nicht auch darüber hinaus in der Ökonomie
und Gesellschaft die Überwindung kapitalistischer Produktions-
und Herrschaftsverhältnisse möglich und erforderlich wäre.
Bringen wir diesen Aspekt von Oekonux doch endlich mal auf den
Punkt: Es geht um die Frage, ob das bisher in großen Teilen noch
realisierte Prinzip des Gemeineigentums an Wissen ein hohes
gesellschaftliches Gut ist, das wir hart vor den vermehrten
Begehrlichkeiten der Privatisierer verteidigen wollen. Und wenn
ja, wie das zu bewerkstelligen ist, auf wen man warum und unter
welchen Konditionen rechnen kann etc. Basis für _weitergehende_
Überlegungen in Richtung Gesellschaftsalternative ergeben sich
dann vor allem aus der Frage: Gelten die Gründe und Motive, die
für Gemeineigentum an Wissen sprechen, auch für andere
Gesellschaftsbereiche? Also im Kern: Wo und in welchen Strukturen
ist Gemeineigentum sinnvoll?
Übrigens ist diese Diskussion m.E. auch schon in Bezug auf
eine andere, nichtkapitalistische gesellschaftliche
Organisation des Umgangs mit Informationsprodukten im Sinne
von Reformalternativen noch im Rahmen des Kapitalismus
notwendig. Dabei ist wichtig, nicht schlicht von sich auf
andere zu schließen, wie es mir hier bei vielen Beiträgen
erscheint, sondern nach der gesellschaftlichen
Verallgemeinerungsfähigkeit und sozialen Basis von
Alternativen zu fragen. Deshalb auch meine Beiträge zum
notwendigen Entgelt für UrheberInnen und wie das auch auf
Basis digitalisierter Form ihrer Produkte umzusetzen wäre.
Genau.
Hans-Hert Gräbe
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