[ox] Autorenverguetung (was Herangereifte Widersprueche ...)
- From: Hans-Gert Graebe <graebe informatik.uni-leipzig.de>
- Date: Mon, 20 Nov 2000 10:23:19 +0100 (MET)
Thomas Gruettmueller (15 Nov) als Replik auf Ralf Krämer
(R.K.) Es ist m.E. falsch [...], wenn [...] grundsätzlich der
Anspruch von UrheberInnen auf angemessene Vergütung negiert
wird.
(T.G.) Das hat auch niemand von uns vor. Die Welt des
geistigen Eigentums soll nicht enteignet, sondern
zurückgelassen werden und dann verkümmern.
Genau. Die beiden Fragen ("Gemeineigentum an Wissen" und
"angemessene Vergütung") stehen nicht in Widerspruch zueinander.
Thomas hat selbst das Beispiel von Mandrake und K.L. gebracht,
das genau ein solches Verhältnis beschreibt, wo der Urheber
angemessene Vergütung erhält und das Produkt _danach_
Gemeineigentum ist. Es muss eben nur genügend in der Büchse sein
(hier von Mandrake als Statthalter von GPL?).
Ich sehe das auch bei GEMA und VG Wort etc. so: Sie sind die
Büchse auf dem Tisch, in die jeder angehalten wird, etwas
reinzutun und deren Inhalt von Zeit zu Zeit unter die
"Beteiligten" aufgeteilt wird. Das Wichtige ist die
Pauschalierung, die genau der Art der Sozialisierung von Wissen
folgt. Wissen ist Allgemeingut, also wird in einen allgemeinen
Topf gezahlt, wenn Du dieses Gut für individuelle Zwecke
nutzt. Der Inhalt des Topfes (der Töpfe?) wird unter denen
aufgeteilt, die das Wissen "produziert" haben. Das wichtige (und
gegenüber Marktmechanismen entscheidende) ist die Entkopplung der
Phase des Einzahlens in den Topf von der Phase des Verteilens
seines Inhalts. Genau _so_ ist Einbringen von Wissen als
Gemeingut (zB Programmieren von Freier Software) entkoppelt von
der Nutzung dieses Wissens (zB Nutzung Freier Software). In einer
Zeit, wo Geld die Welt regiert, ist eine derartige Entkopplung mE
eine beachtenswerte Errungenschaft, die man auf dem _Weg in die_
GPL-Gesellschaft nicht so einfach über Bord werfen sollte. Ob
wir es _dort_ noch brauchen ist eine andere Frage.
Thomas später zu dem Thema
Ich glaub das gern, daß Befürworter des Urheberrechts Freie
Software verwenden, denn ihre Qualität ist attraktiv, und man
kann bei Software ja auch problemlos "bei ihnen und bei uns
geniessen", ohne daß dadurch Ressourcen draufgingen. Der
umgekehrte Fall ist nur kaum vorstellbar, nämlich, daß einer,
der den Grauen proprietärer Software vor Augen habend Freie
verwendet, voranbringt oder verteidigt, das Urheberrecht
befürwortet.
Hier scheint Urheber der zu sein, der von _jeder_ Kopie seine
Tantiemen haben will. Wir sollten (wenn hier nicht schon vor
meiner Zeit geschehen) mal den Terminus "Urheberrecht" (oder
"Autorenrecht"?) genauer ventilieren. Hier mein Verständnis:
Wenn ich was in den Wissenspool _einbringe_, dann soll mein
Beitrag _registriert_ (zertifiziert?) werden (Dann kann ich noch
meinen Enkeln voll Stolz was vorweisen). Dagegen kann aus dem
Wissenspool jede(r) rausnehmen, was er/sie will, denn in dem
Wundertopf ist es ja _nach_ dem Rausnehmen immer noch drin! Und
neben dem Wundertopf steht die Büchse (siehe oben), in die ab und
zu aus Dankbarkeit mal jemand was reinwirft (zur Not geht es auch
etwas verbindlicher - den Staat wollten hier ja nicht alle
abschaffen). Und dann kommen all die Hungrigen und Beladenen mit
ihren Zertifikaten und teilen den Büchseninhalt gerecht unter
einander auf, auf dass sie weiter zum Nutzen aller schaffen
können ...
Hans-Gert Gräbe
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