Re: [ox] Wissenschaft
- From: Stefan Merten <smerten dialup.nacamar.de>
- Date: Sat, 18 Nov 2000 15:39:08 +0100
Hi Hans-Gert!
3 days ago Hans-Gert Graebe wrote:
Benni Baermann on Wed, 15 Nov 2000
Naja, auch im Wissenschaftsbetrieb gibt es nun wirklich genug
Beispiele von Heissluftproduzenten. Da zaehlt doch nun wirklich
meistens nicht Qualitaet sondern was weiss ich,
Drittmittelergattern, Konferenzhopping und Studentenfertigmachen.
Sicher gibt es auch Beispiele wo das anders laeuft, aber die gibt es
ueberall.
Das mag in gewissen "Wissenschaften" so sein, aber in den ernsthaften
bestimmt nicht. Also Mathematik, (theoretischere) Informatik, Physik
etc. Es gibt wohl doch so was wie soft science und hard science
Ich kann mich nur der Kritik von Benni und Annette anschließen. Ich
arbeite selbst an einem Informatik-Forschungs-Institut (als
Software-Ingenieur, nicht als Wissenschaftler - was auch weiterhin
alle verfügbaren höheren Mächte verhüten mögen...) und habe von daher
eine Innensicht.
Mein Eindruck von dem, was du wohl als Wissenschaft bezeichnest und
was ich als Wissenschaftsbetrieb bezeichnen würde ist der, daß die
hehren Ideale, die du so gerne vor die herträgst, ungefähr den
gleichen Stellenwert haben wie die bürgerlichen Heilsversprechen bzgl.
des Kapitalismus: Bei einer super Konjunkturlage für wenige
Privilegierte eingelöst und ansonsten gut für Sonntagsreden.
Wissenschaftsbetrieb ist nach meinem Dafürhalten nie sehr viel anders
gewesen als heute: Mit Konkurrenz, heißer Luft in rauhen Mengen und
Mittelergattern (nicht nur Dritt- übrigens), mit Hauen und Stechen,
mit "publish or vanish", mit Fertigmachen von KonkurrentInnen und
Methoden, die allem anderen als den wissenschaftlichen Idealen
entsprechen, sondern sich eher mit mafiösen Strukturen vergleichen
lassen. Und das gilt nach meiner Wahrnehmung für alle Fächer.
Und was du oben machst mit "ernsthaften Wissenschaften" und
logischerweise eben nicht ernsthaften reiht sich nahtlos in diese
unselige Tradition ein. Danke auch.
Mit Freien Grüßen
Stefan
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