[ox] Literatur zur Kritik der Arbeit
- From: UlrichLeicht t-online.de (Ulrich Leicht)
- Date: Sun, 15 Oct 2000 19:45:20 +0200
UlrichLeicht t-online.de
Hallo FreundInnen,
anbei zwei Hinweise auf Publikation zum Thema Kritik der Arbeit, Wandel der
Arbeitsgesellschaft
Gruß Uli
---------------------------------- Erstens -----------------------------------
Bernd Hüttner
für die Rosa Luxemburg Stiftung Bremen
Die Linke und die (Zukunft der) Arbeit
Inhalt:
. Einleitung
1. Memorandum-Gruppe: Der Staat soll es richten
2. Betriebs- und Gewerkschaftslinke: Arbeit ist nicht (mehr) alles
3. Bourdieu: Protest des niederen Staatsadels und/oder ÖBS
4. Ehrenamt und Bürgerarbeit: Postmoderner Arbeitsdienst
5. Gruppe FelS und andere: Existenzegld statt Arbeit
6. Teilselbstversorgendes Wirtschaften
7. Arbeit abschaffen! - Das Krisis-Manifest
8. Und selbst?
9. Zwickmühlen und Sackgassen
10. Politische Alternativen
Vorbermerkung
Der nachfolgende Essay entstand im Zusammenhang mit der
(Vorbereitung der) Veranstaltungsreihe "Zukunft der Arbeit" im
Programm für das Frühjahr 2000 der Rosa Luxemburg Initiative
Bremen. Er wurde zuerst in alaska. Zeitschrift für
Internationalismus Nr. 227 (August 1999) veröffentlicht und dann
für die Vorbereitung der Diskussionsreihe stark erweitert sowie um
neue Literatur ergänzt.
Die in ihm vertretene Meinung ist alleine die des Verfassers.
Leider konnten aus unterschiedlichen Gründen nicht alle hier als
diskussionswürdig bezeichneten Positionen in der
Veranstaltungsreihe vorgestellt und dadurch die Breite des linken
Diskurses zur Zukunft der Arbeit nicht angemessen abgebildet und
öffentlich diskutierbar gemacht werden. Besonders das Fehlen
zweier Bereiche machte sich in meinen Augen bemerkbar. Zum
einen das eines feministischen Zugangs zur (Kritik der) "Zukunft
der Arbeit", sowie zum anderen, das eines historisch-kritischen
Zugangs (der etwa auch Verbindungen zur aktuellen Debatte um
Entschädigung für Zwangsarbeit aufgegriffen hätte).
0. Einleitung
Nein, ein sogenanntes festes Arbeitsverhältnis, also eine
unbefristete Vollzeitstelle hat kaum jemand in meinem
Bekanntenkreis. Einige studieren oder sind pro forma
eingeschrieben und arbeiten "nebenher" mehr oder weniger viel,
andere sind arbeitslos und engagieren sich ehrenamtlich in
politischen und sozialen Kontexten, wo auch schon mal der eine
oder andere Einkommensbetrag abfällt, von dem das Arbeits- oder
Sozialamt besser nichts erfährt; ja selbst die, die von außen wie
eine richtige Angestellte im öffentlichen Dienst aussieht, hat nur
einen Vertrag bis Mai 2001.
Gleichzeitig werde ich zum Beispiel immer mal wieder gefragt, ob
ich "denn heute frei hätte", wenn ich mit meiner eineinhalbjährigen
Tochter morgens einen Laden betrete. Oder meine Freundin, die -
unbenommen - einen stressigen Job hat, meint, ich sei ja -
schließlich bin ich ja im Erziehungsurlaub - "sowieso den ganzen
Tag Zuhause", was anklingen lässt, daß meine Tätigkeit keine
richtige Arbeit sei. Daß ein Mann sein Kind betreut, und daß
Kinderbetreuung "Arbeit" ist, ist keine gesellschaftlich anerkannte,
geschweige denn honorierte Tatsache. Ein Umstand, mit dem sich
bislang zuallermeist Frauen auseinandersetzen mussten. Es ist also
nicht so leicht mit der Arbeit.
Die Arbeitslosigkeit und die Veränderung der Arbeitsverhältnisse
schlägt sich bis in den sozialen Mikrokosmos durch - nicht nur im
nachakademischen Theorieproletariat. JedeR muß sich damit
auseinandersetzen. Arbeit ist weiter das große Thema der
öffentlichen Debatte. In einer Zeit, in der die Standortdebatte
wahnhafte Züge annimmt ("Kleinkleckersdorf muß Wurststandort
bleiben!") und die Ankündigung einer "Reform" nur noch als
Drohung verstanden werden kann, debattiert "die Linke" über ihr
Verhältnis zur Arbeit, ebenso wie diverse Kommissionen und
VordenkerInnen sich den Kopf darüber zerbrechen.
Einigkeit besteht vielerorts darin, daß die Lohnarbeit als
Normalmodell in ihrer bisherigen Form der Vergangenheit
angehört. Die Sockelarbeitslosigkeit wird so hoch bleiben wie jetzt,
wenn nicht noch höher werden, steht doch die
Rationalisierungswelle im sog. Dienstleistungssektor, der bislang
immer noch für neue Jobs sorgte, erst in ihren Anfängen. Eine
Besserung der Lage ist nicht in Sicht, da Investition heute immer
Arbeitsplatzabbau und nicht -schaffung bedeutet ("jobless
growth"), was alle Strategien, die auf Wirtschaftswachstum
orientieren, in einem sehr schlechten Licht dastehen lässt.
Gleichzeitig wird die noch abgeleistete Arbeit zunehmend unter
entgarantierten Bedingungen, d.h. z.B. ohne unbefristetem
Arbeitsvertrag, zu Löhnen unter Tarif, "schwarz", etc. pp.
geleistet. Schon jetzt wird an der Hälfte aller Arbeitsplätze nicht
Vollzeit gearbeitet. Das bedeutet, daß die Arbeitsverhältnisse sich
enorm ausfächern, ein Tatbestand, der Gewerkschaften wie
radikalen Linken theoretische und praktische Probleme macht.
Diese Ausfächerung wurde durch den Streik für die 35-Stunden
Woche 1984, bzw. sein Ergebnis mitverursacht. Das Ergebnis war
unter anderem die Flexibilisierung der Arbeitszeiten und eine
Verbetrieblichung der Tarifpolitik: Belegschaften konnten nun ihre
Arbeitszeiten etc. vor Ort entscheiden. Damit begann das
Rutschen auf der schiefen Bahn von der Branche über den Betrieb
hin zum Individuum, die jeweils ihr Verhältnis zum sog. Arbeitgeber
regeln. Der/die einzelne ArbeiterIn stand und steht den
ArbeitgeberInnen immer machtloser gegenüber.
Zweitens, und hier fangen dann die Unterschiede an, gibt es
gleichwohl eine Unmenge an "Arbeit" oder Tätigkeiten, die nicht
(mehr) geleistet wird, weil sie zu teuer sei, oder familiäre Netze
nicht mehr vorhanden sind und der Staat oder die Gesellschaft
dies dann übernehmen soll bzw. muß, wenn er eine gewisse soziale
Kohärenz garantieren will.
Es lassen sich - in aller Vereinfachung - sieben Positionen zur
Lösung der "Krise der Arbeit", zum Abbau der Arbeitslosigkeit und
zur Bewältigung (vorgeblich) notwendiger Tätigkeiten
unterscheiden. Sie werden nun vorgestellt, dabei richtet sich der
Blick weniger auf die akademische Debatte, sondern auf die für die
politische Linke relevante Diskussion auf
populärwissenschaftlichem Niveau[1]. Grundlegende Fragen, wie
etwa die nach "Arbeit und "Tätigkeit" werden nicht aufgegriffen,
ebenso einige diskussionswürdige Aspekte von Gewerkschaften
und ihrem männlich codierten Bild von Arbeit (was sich dann in
ihrem ausbleibenden praktischen Engagement für gute
Teilzeitarbeitsplätze oder Erziehungszeiten auch für Männer
ausdrückt). Ausgespart bleibt auch das Verhältnis von Arbeit und
Antisemitismus und die spezifisch deutsche Geschichte von
"Arbeit" und die damit zusammenhängende - weit über den
Nazismus hinausreichende - Prägung des Begriffs: Arbeit als positiv
bewerteter Teil des Volkscharakters, was auch bedeutet, dass
wer nicht gut arbeite, kein/e Deutsche/r sein könne und
umgekehrt, wer nicht gut arbeitete, sich aus der
Volksgemeinschaft ausschloß[2].
Die programmatisch-theoretischen Positionen in der Linken lassen
sich anhand ihres Abstandes zu zwei Polen beschreiben: Den einen
Pol bildet die Subsistenz mit ihrer Eigenorientierung, ihrer Kritik von
"Politik" und Staatlichkeit, ihrer Propagierung einer moralischen
Ökonomie und ihrem ökologischen Rigorismus[3], den anderen
bildet die staatliche (Global-) Steuerung bzw. Regulierung der
Ökonomie.Die Linke und die (Zukunft der) Arbeit
(...)
7. Arbeit abschaffen!: Das Krisis-Manifest
Etwas außer der Reihe liegt die Position der vor allem durch
Robert Kurz bekannten Gruppe Krisis. In ihrem Manifest gegen die
Arbeit [16], das bislang in der für einen solchen Text sehr hohen
Auflage von 6000 Exemplaren verbreitet und auch in der linken
Wochenzeitung jungle world abgedruckt wurde, leistet Krisis eine
fulminante Kritik der Arbeit und der Arbeiterbewegung. Die
Arbeitsgesellschaft, die auch als neoliberale Apartheidsgesellschaft
bezeichnet wird, sei an eine "absolute Schranke"gestoßen, und die
Reichtumsproduktion habe sich völlig von der menschlichen
Arbeitskraft entkoppelt. Emanzipation sei daher nur noch gegen
die Zwangslogik der Arbeit möglich.
Mit dem Manifest scheint Krisis einen Wunsch angesprochen zu
haben, der viele dazu bringt, es zu lesen. Den berechtigten
Wunsch nach Abschaffung der Arbeit und dem nach dem Ende der
Debatte darüber, wie noch mehr Arbeit geschaffen werden kann,
statt sich nützlicheren und vor allem schöneren Dingen
zuzuwenden. In der Kritik - wenn mensch einmal die
Voraussetzungen des Theoriemodells von Krisis außer acht lässt -
ist das Manifest sehr stark. In der Formulierung von Alternativen,
die doch stark an Selbsthilfe, Alternativökonomie und Dritten
Sektor erinnern, aber eher schwach.
8. Und selbst?
In der Linken als sozialem Zusammenhang schlägt der
Neoliberalismus voll durch. Zwar (noch) nicht ganz in dem Sinne,
wie es einmal mit der Wiederkehr der Proletarität prophezeit
wurde[17]. Daß die Linke massiv verarmt, ist nicht der Fall, auch
wenn viele mit ihrer Existenzsicherung mehr als ausgelastet sind.
Linke müssen arbeiten, und dies ist im Vergleich zu vor 15 Jahren
anders: viele wollen es auch. Bildeten damals Arbeitsverweigerung
und selbst herbeigeführte lange Ausbildungszeiten einen
Bestandteil linker Lebensentwürfe, so wird heute Arbeit und Beruf
wieder zu einem wichtigen Bestandteil linker Selbstdefinition und
soll so den Verlust politischer Utopien und von sozialen
Beziehungen kompensieren. Was sich verändert hat, merkt mensch
dann, wenn Linke einem mit sehr angestrengtem Gesichtsausdruck
erzählen, daß sie mit ihrer Arbeitslosigkeit eigentlich ganz gut
leben können.
Gleichzeitig ist die Linke Bestandteil, wenn nicht kleiner Motor des
gegenwärtigen Transformationsprozeßes. Fallen einem nicht
permanent Beispiele aus dem eigenen Umfeld ein, wenn neue
Arbeitsverhältnisse beschrieben werden: ungesichert, mit neuen
Technologien arbeitend etc. Wollen wir nicht alle Zeitsouveränität,
flache Hierarchien etc., also all das mit dem heute moderne
Ausbeutungsverhältnisse beschrieben werden? - ob sie in
Wirklichkeit so sind, ist noch eine andere Frage. Auch unter Linken
geht es individuell sehr stark darum die drei C zu haben:
competence, concepts, connections. Egal ob es nun um das
individuelle Fortkommen oder die Existenz des Betriebes oder
Projektes geht, wer die drei C hat, kommt weiter, wer nicht, soll
halt sehen, wo er oder sie bleibt. Der moderne Arbeiter als
"Mischung aus Tagelöhner und Unternehmer", trifft das nicht für
die Linke zu? Konkurrenz - das nicht so zu sehen wäre naiv - gibt
es immer, und mit ihr muß umgegangen werden. Gleichzeitig sind
kollektive Strukturen, egal ob innerhalb einer Stadt ("alle
Jugendprojekte ziehen an einem Strang") oder eines Projektes
(wer bekommt welche Stellen/Bezahlung) immer schwieriger
aufrechtzuerhalten. Die Individualisierung macht sich bemerkbar,
und da werden Leute auch schon mal etwas rausgemobbt.
9. Zwickmühlen und Sackgassen
Wenn mensch nicht die Hoffnung auf die Arbeiteraufstände
setzen will, die die Sozialrevolutionäre immer kommen sehen und
sein Glück nicht in einer eher spartanischen Land-WG suchen will,
und auch nicht, a la Krisis, auf die Selbstabschaffung des
Kapitalismus durch die mikroelektronische Revolution oder den
weltweiten Börsencrash setzt, hat zwar wenige, aber doch einige
Möglichkeiten. Wichtig ist, einige Punkte zu prüfen und zu
versuchen, sich aus der schlechten Logik von Arbeit, Lohn und
Geld zu befreien. Konstitutiv für eine radikale Linke dürfte der
historische Bruch mit dem kommunistischen und
sozialdemokratischen Arbeitsethos sein, wie er sich in Kämpfen der
endenden 60er und beginnenden 70er Jahre zeigte. "Arbeit für alle"
ist keine Utopie, sondern eine Drohung. Dahinter kann eine
vorwärtsweisende Diskussion und Strategie nicht mehr zurück.
So fallen die Position eins und große Teile der zweiten, dritten und
natürlich die vierte für eine weiterführende Debatte weitgehend
weg. Impulse gibt es aus ihnen nur, wenn sie wie z.B. Position drei
darauf hinweist, daß der Staat nicht einfach aus seiner
Verantwortung für die Gesellschaft entlassen werden kann, wie es
leicht bei allen Modellen und Praxen der Fall ist, die sich als
Alternative zum herrschenden Vergesellschaftungszusammenhang
begreifen (Position sechs und sieben). Position zwei führt zur
Revision einiger gewerkschaftlicher Dogmen und könnte damit
Möglichkeiten für neue Bündnisse mit der institutionalisierten
ArbeiterInnenbewegung ermöglichen. Perfide ist, daß ein öffentlich
geförderter Beschäftigungssektor eine offene Flanke zur
Bürgerarbeit hat und Kritik an Arbeit in eine softere Variante von
Arbeit(szwang) ummünzt. Bürgerarbeit andererseits ist z.B. nur
noch insofern interessant, als es zu beobachten und natürlich zu
bekämpfen gilt, wie ihre Argumente für eine Transformation der
staatlichen Aufgaben und der Gesellschaft benutzt werden.
Alternativen aufzuzeigen fällt schwer. Relevant ist im Grunde nur
noch die Forderung eines Existenzgeldes, wenn es gelänge, aus
dieser Forderung eine Bewegung zu machen. Dies ist aber
momentan nicht der Fall. Interessant ist auch das
teilselbstversorgende Wirtschaften, für das aber noch weniger
Praxisbeispiele existieren, als beim öffentlich geförderten
Beschäftigungssektor. Das teilselbstversorgende Wirtschaften
kann zwar unter Umständen eine individuelle Perspektive für
einzelne oder kleine Gruppen, gerade im urbanen Milieu sein
(Wagenplätze oder auch Stadtkommunen) sein.
Es entsteht der Eindruck, daß programmatisch die gedachte
Polarität zwischen staatlich-gewaltförmiger Regulierung und
moralistischer Subsistenz nicht aufgelöst werden kann, bewegt
mensch sich doch immer auf der Linie zwischen den beiden
gedachten Polen. Dies korrespondiert mit der individuellen
Problematik. Hier muß mensch sich zunehmend zwischen Beruf
oder Freiheit entscheiden, oder immense Zeit- und
Selbstmanagementkompetenz aufweisen, wenn mensch die
Entscheidung vermeiden will (übrigens ähnlich wie bei der
Entscheidung bei der zwischen Beruf oder Kind).
10. Politische Alternativen
Dies führt zu einer Kritik eines verengten Arbeitsbegriffes. Unter
"Arbeit" wird fast durchweg Lohnarbeit unter garantierten
Bedingungen verstanden. Dies ist aber, wenn mensch an Pflege-,
Erziehungs- und Haushaltsarbeit denkt, nur der geringere Teil der
gesamten anfallenden Arbeit. Programmatische Positionen, die die
geschlechtliche Arbeitsteilung nicht aufheben, bzw. sie nicht
einmal erkennen wollen, sind nach dreißig Jahren neuer
Frauenbewegung nicht mehr diskutabel. Unter diesem Blickwinkel
fallen bis auf die hier vorgestellte Position sechs alle anderen mehr
oder minder negativ auf. Sie nehmen zu diesen Problematiken
entweder keine Stellung, oder führen zu einer Fortsetzung, wenn
nicht Verschärfung des Status Quo (wenn auch u.U. unter
anderem Namen).
Angebracht und nützlich wäre ein Dialog zwischen den kritischen
Positionen 2, 5, 6 und 7 (und auch Position 3 bietet einige
interessante Aspekte), den es bislang zu wenig gibt. Ein Dialog,
der darauf hinausläuft, individuelle Freiräume zu erweitern,
geschlechtsspezifische Arbeitszuweisungen abzubauen und sich
programmatisch nicht der Illusion hin gibt, mit einigen
Alternativexperimenten sei eine gesamtgeschaftliche Alternative
aufzubauen. Das bedeutet, daß auch in Zukunft eine Einrichtung,
die jetzt "Staat" heißt, existieren wird. Die Einführung eines
Existenzgeldes z.B. würde weder den Staat noch einen der
anderen grundlegenden Widerspruches dieser Ordnung abschaffen,
aber den Zwang zur Lohnarbeit vermindern. Politisch muß mensch
dem zunehmenden Zwang zum Dienen, zu Treue und innerer
Identifikation mit der Arbeit und dem sog. Arbeitgeber [18]
entgegentreten. Kollektive Strukturen sind weiterhin wichtig.
Politisch und auch individuell ist eine weitere Kritik an Arbeit als
individuellem Leitbild notwendig. Denn nur bei radikaler Kritik an
Lohnarbeit als Vergesellschaftungsmodus Nr. 1 und als dem
persönlichem Leitbild der Linken sind wir gewappnet für die
Zumutungen die das Arbeits-Lager, das mittlerweile parteipolitisch
bis weit in die völlig neoliberal gewordenen Grünen und auch in die
PDS hineinreicht, in Zukunft noch bereithalten wird.
[1] Um die Debatte nachvollziehbar zu machen, wird hier auch
ausführlich Literatur genannt, ebenso einige Web-Adressen. Auf
das neue und vieldiskutierte Buch von Andrè Gorz, Arbeit zwischen
Misere und Utopie (Frankfurt 2000) konnte leider nicht mehr
eingegangen werden.
[2]Hierzu siehe Holger Schatz/ Andrea Woeldike: Einschluß,
Ausschluß und Vernichtung. Gedanken zum Begriff der "Deutschen
Arbeit", in VVN/BdA Kreisverband Esslingen: "Räder müssen rollen
für den Sieg. Zwangsarbeit im "Dritten Reich", Stuttgart 2000
sowie diess.: "Deutsche Arbeit" und eliminatorischer
Antisemitismus, in Jürgen Elsässer/Andrei S. Markovits (Hrsg.):
"Die Fratze der eigenen Geschichte". Von der Goldhagen-Debatte
zum Jugoslawien-Krieg; Berlin 1999
[3] V. Bennholdt-Thomsen u.a. (Hrsg.): Das Subsistenzhandbuch.
Widerstandskulturen in Asien, Europa und Lateinamerika, Wien
1999
[4] Ein neues Netzwerk von Betriebs- und Gewerkschaftslinken
entfaltet seit einiger Zeit rührige Aktivitäten. Laufende Berichte in
den Zeitschriften Sozialismus (www.sozialismus.de) und express,
sowie unter www.labournet.de
[5] Siehe auch die Abschlußerklärung des Kongreßes "Lichter der
Großstadt - Für soziale BürgerInnenrechte" Ende 1999 in Hamburg.
Dokumentiert in analyse und kritik Nr. 433 (www.akweb.de)
[6] Pierre Bourdieu: Gegenfeuer. Wortmeldungen im Dienste des
Widerstands gegen die neoliberale Invasion, Konstanz 1998
[7] Harald Werner (Hrsg.): Zwischen Markt und Staat. Der
öffentlich geförderte Beschäftigungssektor; Hamburg 1999
[8] Ulrich Beck: Schöne neue Arbeitswelt. Vision:
Weltbürgergesellschaft, Frankfurt 1999
[9] Kommission für Zukunftsfragen der Freistaaten Bayern und
Sachsen (Hrsg.): Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit in
Deutschland, München Olzog Verlag 1998 (Kurzfassung des
Abschlußberichtes)
[10] Siehe z.B. Willy Bierter, Uta von Winterfeld (Hrsg.): Zukunft
der Arbeit - welcher Arbeit?, Basel 1998
[11] Kritisch: Gisela Notz: Die neuen Freiwilligen. Das Ehrenamt -
Eine Antwort auf die Krise, Neu-Ulm 1999 (2. aktual. Auflage)
[12] Laufende Debatte in den Zeitschriften arranca! (Nr. 14ff),
analyse und kritik, diskus (www.copxriot.com/diskus) oder unter
www.nadir.org/nadir/initiativ/fels/
[13] Apropos veröffentlichen: Mit Hans-Peter Krebs/Harald Rein
(Hrsg.): Existenzgeld. Kontroversen und Positionen (Münster 2000)
ist ein Sammelband zum Thema angekündigt, der aus der
genannten Konferenz entstanden ist und auch Erfahrungen aus
Italien und Frankreich dokumentieren soll.
[14] Siehe z.B. die Beiträge in Das Argument 226, Anders
wirtschaften, anders arbeiten (1998) oder auch in Carola Möller
u.a.: Wirtschaften für das gemeine Eigne. Handbuch zum
gemeinwesenorientierten Wirtschaften, Berlin 1997 sowie jetzt neu
M. Fröse u.a. (Hrsg.): Ökonomie und Arbeit - Frauenansichten.
Neue Arbeitsformen und neue Widerstandsformen, Frankfurt 1999
[15] Ulrike Wagner u.a.: Liebe zur Freiheit, Hunger nach Sinn.
Flugschrift über Weiberwirtschaft und den Anfang der Politik,
Rüsselsheim 1999 (www.flugschrift.de)
[16] Gruppe KRISIS: Manifest gegen die Arbeit, 1999
(www.magnet.at/krisis)
[17] Karl Heinz Roth: Die Wiederkehr der Proletarität.
Dokumentation der Debatte, Köln 1994
[18] Christian Marazzi nennt das in seinem empfehlenswerten und
leider viel zu wenig bekannten Buch "Der Stammplatz der Socken.
Die linguistische Wende der Ökonomie und ihre Auswirkungen in der
Politik", Zürich 1998 (S. 34f) die "Tendenz zum Servilismus", die er
als zentrales Moment der postfordistischen Umstrukturierung
auffasst. Es soll wieder gedient werden!
Im Web zu finden unter:
http://www.rosaluxemburgstiftung.de/Bib/VBib/doku/huettner.htm
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Kursbuch Arbeit, Ausstieg aus der Jobholder-Gesellschaft - Start in eine neue
Tätigkeitskultur (Hrsg. jan Engelmann und Michael Wiedemeyer, DVA-Verlag 2000
Namhafte Experten und Praktiker über den atemlosen Wandel unserer Arbeitswelt,
"eine Zugfahrt durch die Kapitel 'Economy Class', 'Buisness Class' und
Working Class' mit über 40 Beiträgen, darunter von Zygmunt Baumann über Oskar
Negt, Andrè Gorz bis Richard Senett. Und als besondere Leckerbissen:
Bob Black, Die Abschaffung der Arbeit (in dt. Übersetzung)
Norbert Trenkle (Krisis), Die Affenliebe zur Arbeit
Ralf Schröder, Die Aufheber - ein Porträt der Sozialistischen Selbsthilfe
Mühlheim
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http://www.oekonux.de/