Re: [ox] Tagung zum Digitalen Dilemma - RICHTIG
- From: Benedikt Huber <bhuber special-net.de>
- Date: Sun, 24 Sep 2000 19:22:41 +0200
Hallo Liste hallo Uwe,
Mist habe meine Antwort versenehntlich unfertig abgeschickt -
so is es jetz richtig.
Thomas Uwe Gruettmueller wrote:
Hallo, Liste!
. . . .
Der Kapitalismus kann sich nur erhalten, wenn er es schafft, auch
aus der Verwendung von Informationen Mehrwert zu schöpfen - d.h.
der Umgang mit Informationen, mit Software aller Art, mit DNA-Code,
Büchern, Musik u.s.w. muss unter allen Umständen lizenzpflichtig
bleiben bzw. werden.
da dies für einen Konzern der einzige Weg ist, das Monopol auf die
Herstellung eines bestimmten Artikels (z.B. ein bestimmtes Buch) zu
erhalten.
Schafft er das nicht, dann wird er zwar nicht gleich ganz verschwinden
aber er wird schrumpfen und sich auf den Teil der Ökonomie zurück
ziehen müssen wo Kapital noch in der Form von Hardware, Maschinen,
Immobilien usw. festgelegt ist.
Ohne ein derartiges Monopol gäbe es nämlich eine wahnsinnige Konkurrenz,
so
daß Arbeitsaufwand, sowie Profit gegen null gingen. Dann könnten auch
kleine
Vereine diesem Monopol Konkurrenz machen. Dies wäre dann aber wirklich das
Ende des Kapitalismus.
Nun ich glaube es geht nicht darum ob kleine Firmen dem Monopol
Konkurrenz machen. Das Bauen von Betriebssystemen, APIs das setzen
von Standards ist nicht die normale Beschäftigung kleiner
Klitschen. Die verwenden diese Standards um Webseiten zu basteln.
Es geht darum, ob ein grosser Teil des in diesen Klitschen
erwirtschafteten Wertes über Lizenzgebühren an die Inhaber der
Standards abgeführt werden muss. Es ist die alte Story dass die
hochkapitalisierten Bereiche der Wirtschaft die unterkapitalisierten
aussaugen müssen um ihren Profit zu realisieren. Beispiel auch:
Energiewirtschaft.
(siehe http://www.anarchie.de/reag_start.html)
Das Blockieren dieses Transfers von der unterkapitalisierten
zur hochkapitalisierten ist ein wichtiger Knackpunkt jeder
antikapitalistischen Strategie.
. . .
Das bedeutet, daß es nichts bringt, eigene Betriebe zu gründen,
um darin als Arbeiter angeblich selbstbestimmt am Fließband
stehen zu wollen.
Wieso? kann ich jetz nicht ganz nachvollziehen.. Wie so kann ich
nicht mit meinen Kumpels ne Dienstleistungsklitsche machen und
damit genug kohle machen um auch einiges für sinnvolle Zwecke
abdrücken zu können? Das tu ich nämlich und ich fahre dabei
besser weil ich offene Standarts verwende.
Das Ziel eigener Betriebe kann zunächst nur die Forschung
und Entwicklung sein. Die Ergebnisse haben patentfreie
spezifikationen und copyleftete Implementationen zu sein.
Nur Forschung und Entwicklung? Wer zahlt denn die ohne Produkt?
Erstere führen zu einer Vielzahl von Implementationen (Beispiel:
Multisync-Monitor). Letztere hingegen führen, wenn die Startqualität
stimmt, zu einem Kooperationzwang. Eine völlig neue
Implementation zu erstellen, wäre Geldverschwendung, eine
Copyleftete zu benutzen, bedeutet aber, alle Zusätze
der Konkurrenz zur Verfügung zu stellen. Einige Firmen werden sich daher
völlig aus der Forschung zurückziehen, andere aber wie wild forschen, um
stets einen zeitlichen Vorsprung gegenüber den Nachahmern zu behalten.
Es geht meiner meinung nach nicht darum, JEDES Produkt zu copyleften
sondern zuerst mal alle Schnittstellen und Standarts also das was Du
verwenden MUSST. Das schliesst nicht aus dass ich zu einem bestimmten
Zweck auch ein Produkt kaufe oder erstellen lasse. Wenn ich z.B.
eine I-net Lösung für einen Kunden bastle, gehen fast 100% der
Kohle an mich, nicht 30% an mich und 70% an Microsoft oder Oracle.
Das heisst GPL bevorzugt die kleinen unabhängigen Einheiten. Das
kann natürlich auch einen kleines Yuppie Arschloch sein sein, das
halt im kleinen ausbeutet. Aber es ist EINE wichtige Vorraussetzung
für eine humanere, dezentrale Wirtschaft.
Da dabei jede Menge Automatisierung anfällt und somit jede Menge
Arbeitslosigkeit, muß eine Regelung getroffen werden, um diese gewollte
Arbeitslosigkeit zu finanzieren.
Ich glaub nicht dass die Arbeitslosigkeit primär von der Automation
kommt. Arbeit wär genug da im Pflegebereich z.B.. Hier in
dieser wiederlichen Protz und Bonzenstadt München verfaulen die
Leute in städtischen Alterheimen buchstäblich (dekubitus), weil
keine Kohle für die Pflege da ist. Die Kohle fliesst halt dahin
wo eh schon die meiste ist. Es ist kein Geld mehr für sinnvolle
Arbeit da, weil alles in den hochkapitalisierten Sektor fliesst.
So könnten etwa Steuern weniger auf den
Lohn
und stattdessen auf den Mehrwert erhoben werden.
Dadurch würden sich durch
eine höhere Arbeitslosigkeit die Steuereinnahmen nicht senken, sondern
erhöhen, was dazu verwendet werden könnte, gelangweilte Arbeitslose durch
sinnvolle (oder zumindest nicht destruktive) Freizeitangebote
(Fortbildung,
Kulturprogramm, Kotzmaschinen...) zu unterhalten. Diese Steuern dürfen
aber
von der Dosis her kein Hindernis auf dem Weg zur menschenleeren Fabrik
sein.
Menschenleere Fabrik? Viel Spass im menschenleeren Krankenhaus!
Guten Appetit zum Futter aus der Auto-Fab!
Sorry ich WILL arbeiten, aber in kleinen selbstbestimmten
Einheiten. Der Supermaschinen-Staat ist nicht meine Utopie.
Und wenn er kommt wird er sicher für die meisten nicht
besonders lustig sein.
Das Ideale Versorgungsmodell wäre das des Bürgergelds.
Sorry ich glaube nicht dass ein "netter" Superstaat der alles
umverteilt die Lösung sein kann. Es liegt im Wesen des Staates
dass die gierigsten Lobbies ihn für ihre Zwecke funktionalisieren.
Die Lösung muss von unten kommen. Sehe ich übrigens auch für
im GPL Gednaken.
Falls zuvor genannter Plan mangels staatlicher Unterstützung scheitern
sollte, muß noch ein alternativer Plan zur sozialen Absicherung her.
Sollten an einem bestimmten Punkt dieser Entwicklung (95% Arbeitslose) die
(ehemals) kapitalistischen Betriebe sich nicht auf den demokratischen
Aufbau
der initialen öffentlichen Forschungsbetriebe umgestellt haben, muß jetzt
auch die Produktion demokratisiert werden, und zwar indem die initialen
Forschungsbetriebe nun die noch immer undemokratischen Betriebe
niederkonkurrieren.
na glaub weiter an den Staat, vielleicht wirds ja was,
was ganz tolles
Gruss, Beni
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