Re: [ox] GPL-Gesellschaft kapitalismuskompatibel?
- From: Stefan Merten <smerten dialup.nacamar.de>
- Date: Sun, 04 Jun 2000 22:34:07 +0200
Hi Stefan und alle!
Witzig, dazu hatte ich in einer gleichzeitigen Mail auch schon was
gesagt :-) .
2 hours ago Stefan Meretz wrote:
Im Feudalismus war die Vergesellschaftung "personal-konkret"
strukturiert, und zwar in Form von mehr oder minder "persönlichen"
Abhängigkeits- und Unterdrückungsverhältnissen.
Ja, Herrschaftsverhältnisse allemal - aber eben auch welche, die
regulierend eingegriffen haben. Das was ich andernmails mit
Verantwortung bezeichnet habe.
Komplett anders in
Kapitalismus: Hier organisiert sich die Vergesellschaftung über den Wert
- subjektlos und automatisch, keiner sitzt an den Hebeln der Macht
(Gleichwohl gibt es Mächtige).
Genau: Und hier ist die Regulation z.B. gegen übermäßigen Verbrauch
die begrenzte Geldmenge - subjektlos, automatisch und ungerecht.
Diese "entfremdete" Vergesellschaftung
wird - so meine Hypothese - wiederum durch eine "personal-konkrete"
Vergesellschaftungsform (-> Freie Software!) aufgehoben.
Das denke ich nicht. Zwar spielt bei der Produktion Freier Software
das Personal-Konkrete sicher eine größere Rolle als bei der
Warenproduktion, aber ich z.B. kenne keinen einzigen von denen, die
die Software geschrieben habe, die ich tagtäglich benutze noch fühle
ich mich denen irgendwie besonders verpflichtet. (Na ja, RMS werde ich
in Stuttgart wohl kennenlernen ;-) ).
Nicht nur finde ich das bei Freier Software einen wichtigen
Unterschied zu feudaler Vergesellschaftung, sondern finde es wegen der
Entlastungsfunktion eben auch positiv.
Ich denke in der Tat, daß die GPL-Gesellschaft auch hier über die
bekannten Modelle hinausgehen, darüberhinaus fortschreiten wird. Wie
die gesellschaftlichen Regulative aussehen können - die sicher nötig
sind - sehe ich momentan auch noch nicht.
Mit li(e)bertären Grüßen
Stefan
----------------------
http://www.oekonux.de/