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Re: [ox] GPL-Hardware



Hi all,

Henrik Motakef schrieb:
Ob Du 100 oder 100 000 Brote backst, Quarzwerke baust, Tassen herstellst
ist für den Wert auch egal: Er tendiert gegen Null (die er gleichwohl
nie erreicht). Das ist wohl heute schon so: Das meiste Warenzeugs ist
kaum noch was Wert, denn es steckt immer weniger Arbeit drin. Nur gehört
unter unseren Bedingungen der Werbemüll, das Lizenzgerangel und die
Dumpingfeldzüge eben untrennbar mit zu den Verwertungsbedingungen: Wir
kaufen also nicht eine nützliches Ding, sondern 90% Verwertungsbedingung
und 10% nützliche Sache. Das alles so zu halten, ist Staatens Rolle.

So ganz egal auch nicht: Der Anteil für "Rohstoffe" wie Mehl und Quarz ist
natürlich immer geringer, aber dennoch vorhanden. Was die Werbung angeht:
Die ist doch auch Arbeit, unter unseren Bedingungen "gesellschaftlich
Notwendige" sogar. Das Produkt existiert nicht unabhängig vom Werbeaufwand
(was deutlich wird, wenn man Merktforschung etc. einbezieht) Wir kaufen
selbstredend ein "nützliches Ding", weil die Werbung *Teil* der
Nützlichkeit ist, weil sie entweder vom Ding nicht mehr zu trennen ist,
oder sogar weil die 'Nützlichkeit' erst durch Werbung erzeugt wird
(Gebrauchswertversprechen).

Nein, sehe ich nicht so. Werbung ist *nichts* wert, sie hat weder
Gebrauchswert (nur durch 'Versprechen' entsteht keine 'Nützlichkeit' -
eher im Gegenteil: Verblödung) noch hat sie überhaupt Wert. Wert hat
einzig das Produkt, das beworben wird, und aus dessen Wert die Werbung
eben mitbezahlt werden muss. Werbung selbst ist kein "Produkt", sie kann
nur "für sich" gar nicht existieren: Verschwindet das Produkt,
verschwindet auch die Werbung. Werbung gehört natürlich dennoch
untrennbar zu den Bedingungen der _Verwertung_ von _Wert_, nämlich dem
Produkt. All das Gerede von der "Wertschöpfung" in den
"Informationsbereichen" der Wirtschaft (gerade auch von vielen
Gewerkschaftern) vernebelt das völlig. IMHO.

Eine andere Sache, die sich (spätestens) bei 'GPL-Hardware' stellt, ist die
nach den Gesellschaftlichen Implikationen der Technik selbst (vgl. etwa die
"Dialektik der Aufklärung" oder den "Eindimensionalen Menschen"). Die (IMHO
zu recht) kritisierte Unterwerfungslogik, die in die Technik einfliesst,

Olle Macuse mit seinem eindimensionalen Menschen gehört in die zeit des
Fordismus. Heute stimmt das alles so nicht mehr, die Probleme liegen
komplett anders.

ist ja auch bei Computern etc. nicht weg, im Gegenteil, wer hat noch nie
geflucht weil das Scheissding nicht parieren will... 

Das Beispiel spricht ja genau dagegen: Heute musst Du Dich um alles
kümmern, heute bist Du total auf Dich zurückgeworfen, mit dem PC, Deinem
Job usw. In der eindimensionalen Gesellschaft gings da ja richtig
kuschlig zu: Man dachte für Dich. Das, was du damals nur erdulden (oder
erleiden) musstest, sollst Du heute auch noch selbst aktiv praktizieren:
Als Marktsubjekt den Verwertungsprozess exekutieren (jeder (s)ein
eigener Unternehmer).

In diesem Sinne
erschiene das ganze eher als Aufhebung des Kapitalismus im Sinne von 'auf
eine neue Stufe heben' als im Sinne von 'die negativen Seiten abschaffen'.

Ja, cool, mach ma' n Vorschlag...

Stefan

-- 
  Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen
  HA II, Abteilung Datenverarbeitung
  Kanzlerstr. 8, 40472 Duesseldorf
--
  stefan.meretz hbv.org
  maintaining: http://www.hbv.org
  private stuff: http://www.meretz.de
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