[ox] Re: Definitionen - Arbeit
- From: Thomas Uwe Grüttmüller <sloyment gmx.net>
- Date: Thu, 20 Jan 2000 01:24:25 +0100
Hallo!
Wie angekündigt, werde ich mein kleines Baumdiagramm vom
letzten Mal nun etwas kommentieren:
Also...
Was ist unter Arbeit zu verstehen?
Ich werde die Punkte aus meiner letzten Mail nun ein wenig
textlich ausweiten, sowie anhand von (meistens) zwei
Beispielen etwas verdeutlichen, bei jeder Art von Arbeit
anhand eines Softwareproduktes (z.B. CD + Handbuch +
Pappschachtel) und eines technischen Gerätes.
1. schöpferische Arbeit
1.1. (immer ausgeführt durch Menschen)
Durch schöpferische Arbeit entsteht in der Regel ein
literarisches Werk - also ein theoretisch GPL-fähiges Werk.
Dieses enthält wesentliche Informationen über Eigenschaften
und Funktionsweise eines Produktes, sowie zu dessen
Fertigung. Die Fertigung wird in Punkt 2, "algorithmisierte
Arbeit" genauer beschrieben.
Beispiele:
a) Schreiben eines Programms
b) Konstruktion eines Geräts
1.1.1. bezahlungsorientiert
Bei bezahlungsorientierter Arbeit ist bei der Betrachtung
des Motives, aus dem heraus gearbeitet wird, das Produkt
irrelevant. Man kann sagen, daß bezahlungsorientierte
Arbeit zumeist nur soweit ergebnisorientiert ist, daß das
Produkt möglichst viel abwirft.
Beispiele:
a) Schreiben eines kommerziellen Programms
b) Konstruktion eines zu patentierenden Geräts
c) Ersinnen von schwachsinnigen Werbekampagnien
1.1.1.1.) zur Deckung der eigenen (Grund-)Bedürfnisse
Steht keine andere Form (z.B. zeitraubende
Subsistenzwirtschaft, Förderung) der Deckung der
elementaren Bedürfnisse zur Verfügung, ist man genötigt,
die Mittel zu ihrer Befriedigung zu "erarbeiten". Dabei
stellt "Sozialhilfe" in ihrer jetzigen Form keine
Alternative dar, da ihre Empfänger gesetzlich geregelt
keine Produktionsmittel besitzen dürfen.
Die über die Befriedigung primärer Bedürfnisse
hinausgehenden Einnahmen werden oft, angeregt durch die
Werbung, für künstlich erzeugte Bedürfnisse verwendet oder
(weil man so später angeblich noch mehr künstlich erzeugte
Bedürfnisse decken könne) zeitweise aus den Händen gegeben.
Künstliche Bedürfnisse können aber auch Schulden sein.
1.1.1.2.) zur Vergrösserung des eigenen Kapitals
Die Alternative zum vorhergehenden Punkt.
1.1.2. ergebnisorientiert
Vorbildlichstes Beispiel für ergebnisorientierte Arbeit
(allerdings nur im schöpferischen Feld) ist die
Linux-Produktionsweise. Subsistenzwirtschaft,
Nachbarschaftshilfe und gemeinnützige Arbeit (in Vereinen
etc.) sind ebenso hier einzuordnen. Dies wurde hier in der
Liste ja bereits ausreichend diskutiert. Aber auch die
Planwirtschaft der sozialistischen Staaten ist als
ergebnisorientiert (aber nicht sauber stilistisch
durchgehalten - schließlich gab es ja Lohn) anzusehen.
Zur Erinnerung: Zunächst werden nun schöpferischen Arten der
ergebnisorientierten Arbeit betrachtet, d.h. die, bei denen
meist ein literarisches (d.h. kopierbares) Werk entsteht.
1.1.2.1.) Konstruktion von Konsumgütern
Beispiele:
a) Programmieren eines GPL-Spiels
b) Konstruktion eines GPL-Fernsehers
1.1.2.2.) Konstruktion der Produktionsmittel
Dieser Bereich ist besonders interessant, da dieser Bereich
erst Fortschritt in der Entwicklung der Linuxökonomie
ermöglicht.
Beispiele:
a) Programmieren eines GPL-Tools
b) Konstruktion eines GPL-Platinenlötautomaten
1.1.2.3.) unkommerzielle künstlerische Betätigung
Diesen Punkt habe ich aufgenommen, um die Arbeit zu
erfassen, die weder Konsumgüter noch Produktionsmittel
hervorbringt, oder bei der keine Serienfertigung sinnvoll
ist.
a) Programmieren eines schönen Grafik-Sound-Demos
b) Gestaltung einer großen, häßlichen Skulptur aus
verschrotteter Computerperiferie
2. algorithmisierte Arbeit
2.1. ausgeführt durch Menschen
Diese Form von Arbeit ist obsolet und wird eines Tages
vollständig durch vollautomatisierte Arbeit (2.2.) ersetzt
sein.
Um die Parität zwischen Planungs- und Fertigungsanteil bei
einem Produkt, die sich auch in der Arbeit an ihm
wiederspiegelt, zu berücksichtigen, werden die Punkte
unter 1. "schöpferische Arbeit" weitgehend, aber angepaßt,
übernommen.
Beispiele:
a) CDs pressen, Handbücher drucken, beides verpacken
b) Geräte produzieren
2.1.1. bezahlungsorientiert
Beispiele
a) unbrauchbare, aber teure Software vermarkten
b) unbrauchbare, aber schicke Geräte produzieren
2.1.1.1.) zur Deckung der eigenen (Grund-)Bedürfnisse
2.1.1.2.) zur Vergrösserung des eigenen Kapitals
Kommentare siehe oben.
2.1.2. ergebnisorientiert
Weiter oben sind schon Beispiele aufgezählt, wo
ergebnisorientierte Arbeit in der Praxis gefunden
werden kann.
Linuxökonomie ist hier nicht vertreten. Die
Massenfertigung der jeweiligen Distribution erfolgt nämlich
kommerziell (wenn auch wenigstens konkurrierend). Im
unkommerziellen (ergebnisorientierten) Bereich findet man
nur das Selbst-Brennen und Handbuchausdrucken, was man
fast schon als Subsistenzwirtschaft bezeichnen könnte.
Was für eine Expansion der Linuxökonomie in Richtung
Hardware fehlt, sind Betriebe, die die Entwickler
die Produktionsplanung betreiben lassen. Ebenso fehlt eine
Möglichkeit, derartige Betriebe gegen "Privatisierung"
abzusichern.
2.1.2.1.) Konsumgüterproduktion und -wartung
Beispiele:
a) GPL-Spiele-CDs brennen
b) GPL-Fernseher nach Plan zusammenlöten
2.1.2.2.) Herstellung/Wartung von Produktionsmitteln
Beispiele:
a) Linux-Distribution brennen
b) Anfertigen und warten eines Platinenlötautomaten
2.2.) ausgeführt durch Maschinen (oder Tiere)
Die Zukunft algorithmisierter Arbeit. (Die Bemerkung
"Tiere" weist auf das schon lange bestehende Bestreben der
Menschen hin, schwere körperliche Arbeiten (z.B. Acker
umgraben) nicht selbst durchzuführen. dazu wurden in
Ermangelung von Maschinen Tiere oder Sklaven eingesetzt.
Beides soll aber keinesfalls als Alternative zu Maschinen
gemeint sein.)
Beispiele:
a) automatische Fertigung der Serie
b) automatische Fertigung der Serie
So, das wars.
Stefan, ist dir das ausführlich genug? ;o)
Mit Pinguingegrunze,
Thomas
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