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Re: [ox] GPL-Hardware



So ganz rohstofffrei sind Kopien von Software auch nicht
gerade, denn es werden Speichermedien (Disketten, CDs,
Festplatten...) dazu benötigt. Diese werden allerdings von
den Interessenten selbst besorgt und beschrieben, so daß
für den Autor keine Arbeit entsteht. 

Umgekehrt kann es auch dem Konstrukteur von Hardware egal
sein, ob diese von 10 oder 10.000 Leuten gebaut wird.

Ja, dem Konstrukteur schon. Aber nicht dem Hersteller, und daher nicht dem
Anweder. Selbst Disketten CD(-RW)s und Festplatten müssen nur *einmal*
angeschafft werden, man knn sich immer neue Sachen damit kopieren. Ich
würde das auch hauptsächlich als eine Frage sozusagen des "Vertriebs"
sehen, der ja auch bei Hardware zusätzlich zum eigentlichen
Produktionsaufwand anfällt.

Ob Du 100 oder 100 000 Brote backst, Quarzwerke baust, Tassen herstellst
ist für den Wert auch egal: Er tendiert gegen Null (die er gleichwohl
nie erreicht). Das ist wohl heute schon so: Das meiste Warenzeugs ist
kaum noch was Wert, denn es steckt immer weniger Arbeit drin. Nur gehört
unter unseren Bedingungen der Werbemüll, das Lizenzgerangel und die
Dumpingfeldzüge eben untrennbar mit zu den Verwertungsbedingungen: Wir
kaufen also nicht eine nützliches Ding, sondern 90% Verwertungsbedingung
und 10% nützliche Sache. Das alles so zu halten, ist Staatens Rolle.

So ganz egal auch nicht: Der Anteil für "Rohstoffe" wie Mehl und Quarz ist
natürlich immer geringer, aber dennoch vorhanden. Was die Werbung angeht:
Die ist doch auch Arbeit, unter unseren Bedingungen "gesellschaftlich
Notwendige" sogar. Das Produkt existiert nicht unabhängig vom Werbeaufwand
(was deutlich wird, wenn man Merktforschung etc. einbezieht) Wir kaufen
selbstredend ein "nützliches Ding", weil die Werbung *Teil* der
Nützlichkeit ist, weil sie entweder vom Ding nicht mehr zu trennen ist,
oder sogar weil die 'Nützlichkeit' erst durch Werbung erzeugt wird
(Gebrauchswertversprechen).

Eine andere Sache, die sich (spätestens) bei 'GPL-Hardware' stellt, ist die
nach den Gesellschaftlichen Implikationen der Technik selbst (vgl. etwa die
"Dialektik der Aufklärung" oder den "Eindimensionalen Menschen"). Die (IMHO
zu recht) kritisierte Unterwerfungslogik, die in die Technik einfliesst,
ist ja auch bei Computern etc. nicht weg, im Gegenteil, wer hat noch nie
geflucht weil das Scheissding nicht parieren will... In diesem Sinne
erschiene das ganze eher als Aufhebung des Kapitalismus im Sinne von 'auf
eine neue Stufe heben' als im Sinne von 'die negativen Seiten abschaffen'. 

Henrik


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