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[chox] Offener Brief der Wertkritischen Kommunisten Leipzig



Liebe FreundInnen und Bekannte aus wertkritischen Zusammenhängen,
Liebe GenossInnen,
Liebe Ehemalige,


Vermutlich ist es Robert Kurz sehr gut gelungen, die einschlägigen
wertkritischen Grüppchen durcheinanderzuwirbeln. Auch wir fühlten uns
angesprochen
oder besser: angebrüllt. Obwohl in seiner Vorstellung wohl nur "Irrläufer
...
die gerne mal 'Krisis' lesen", können wir dennoch die Schnauze nicht halten
und
behelligen euch mit folgendem Text. Wir nehmen uns das Recht dazu aus der
Tatsache, dass uns "Das Spiel ist aus" für die Etablierung einer
wertkritischen
Gegenposition zur antideutschen verdammt geschadet hätte, wenn wir nicht
rechtzeitig die Notbremse gezogen hätten. Wir sahen uns also gezwungen, auf
unserer Veranstaltung am 01.04. im Leipziger Conne Island ("Der Wert, das
Kapital, die Krise") eine Distanzierung zu verlesen, die im Anschluss an
diese Mail
wiedergegeben wird.
Damit wird für Robert Kurz sowieso schon wieder alles klar sein: Das Conne
Island ist als antideutscher Schuppen, der Conne-Island-newsflyer "cee ieh"
als Kinder-Bahamas verschrien (fragt die Webmaster der Krisis-Seite!); wir
machen dort eine Veranstaltung, also sind wir damit ein einziges
Querfront-Projekt, um der Antikriegsposition der "Krisis" zu schaden. In
diesen
Verfolgungswahn einzubrechen, dürfte schwer werden. Wir wollen es dennoch
versuchen.
Wie ihr seht, nehmen wir uns verdammt wichtig: Nix bisher geleistet, als
lediglich eine Veranstaltung organisiert - und schon machen wir uns mausig.
Aus
folgenden Gründen:
Uns ist die "Krisis" zu wichtig, als dass wir uns mit einem Niveau der
Auseinandersetzung anfreunden könnten, das dem normalen
Indymedia-Antisemiten
Argumente für sein Antideutschen-Bashing liefert.
Wir glauben, dass im ganzen paranoiden Getöse über Ausgrenzen, Boykottieren,
Kaputtmachen die inhaltliche Kritik am Bellizismus der Antideutschen
untergeht.
Nach wie vor können wir nicht einsehen, weshalb alle Verbindungen  zu Leuten
zu kappen seien (Robert Kurz geht es ja nicht um das Ende irgendeines
Kuschelkurses, sondern um den Abbruch aller Gespräche) für die
erklärtermaßen die
Kritik der Politischen Ökonomie Dreh- und Angelpunkt jeder
Gesellschaftsanalyse ist und denen die unbedingte Solidarität mit dem Staat
Israel genau so am
Herzen liegt, wie uns.
 So werden wir also weiter mit Antideutschen reden, streiten und socializing
pflegen (Übersetzung für Robert Kurz: mit Hardcore-Bellizisten und
Kriegshetzern Händchen halten). Die Vorherrschaft der Antideutschen in
unserer Stadt
hat dazu geführt, dass hier nicht wie überall seit dem 11.09. die
Palästina-Soligruppen aus dem Boden schießen konnten, dass hier in der
linken Szene die
auch von Robert Kurz angemahnte "unbedingte Solidarität" mit Israel nicht in
Frage gestellt wurde, dass hier Linksradikale keine Verschwörungstheorien
über
den 11.09. pflegen, sondern sich mit Antisemitismus auseinandersetzen. Und
darüber sind wir -bei aller Kritik am antideutschen Kriegskurs- froh. Aus
Krisis- und Streifzüge-Ecke kommt bezüglich Kritik des linken Antisemitismus
seit
dem 11.09. ja überhaupt wenig und wenn, dann immer nur widerwillig im
Kontext des Abbürstens der angeblich längst von allen als obsolet erkannten
Anti-Imps. "Daß (die radikale Linke) die konsequente Kritik von
völkisch-antisemitischen Tendenzen ohne und gegen diese Paranoia-Politiker
in die Hand nimmt"
("Das Spiel ist aus") ist billiger Wunsch - dass sie es nicht gemacht hat,
sondern im Angesicht von Israelfahnen immer noch kollabiert, hat Gründe,
über die
man sich Gedanken machen sollte. Sollte in dieser Aufforderung allerdings
der
Anspruch an sich selbst formuliert sein, in Zukunft diese Kritik in Angriff
zu nehmen (im "Neuen Deutschland", in der "jungen Welt"?), würde uns das
sehr
freuen.

Der folgende Text ist nicht freundlich; er antwortet auf Roberts
publizistischen Schlag in die Magengrube und achtet ebensowenig auf
ritterliche
Verhaltensregeln - wie in diesem, so wird auch in jenem nicht die
feinziselierte
Argumentation gepflegt. Unnötig zu betonen, dass wir "Das Spiel ist aus"
nicht
eigenständig vervielfältigen und weiterverbreiten.
Wir haben die eindeutige Botschaft verstanden und wir werden in Zukunft
(hier völlig einsichtig) nie wieder abwiegeln und beschwichtigen in der
Hoffnung,
dass Nürnberg sich wieder beruhigen möge - auch wenn wir den Verdacht haben,
dass die Begeisterung für die Friedensbewegung sich wohl kompletter
Unkenntnis der realen Demonstrationen verdankt. (Vielleicht geht man in
Nürnberg
einfach mal auf die Straße und liest sich ein paar Transparente durch!)

Nicht zuletzt wollen mit unserer Wortmeldung Klarheit schaffen über unsere
Position und Klarheit erlangen darüber, ob, und wenn ja in welchem Umfang,
die
veröffentlichte Kurzsche Position von allen Redaktionsmitgliedern der beiden
unterzeichnenden Redaktionen geteilt wird.

Was allerdings nie eintreten wird: Dass wir "aus Gründen der Parteiräson"
("Konkret im Krieg") ein Statement verteidigen, das von Analyse gänzlich
unbeleckt ist und das neben sozialromantischen Projektionen lediglich
Polemik
enthält, die nicht treffen kann, weil sie nicht mehr zielt, sondern auf
alles
draufhaut, was nach "antideutsch" auch nur riecht.-
Das wäre Bahamas-Style, nicht unserer. So viel Punkrock muss sein.


Wertkritische Kommunisten Leipzig, 04.04.03


--------------------


Das Spiel geht weiter oder 
Die Krise verschont niemanden

Es gibt Situationen, in denen es zukunftsträchtiger ist, lieber einsam zu
werden als mit den Schafen zu blöken und mit den Fröschen zu quaken. (Robert
Kurz: "Das Spiel ist aus")
Wenn er wüsste, wie recht er hat. Worum geht es? Robert Kurz, prominentes
Redaktionsmitglied der Zeitschrift "Krisis" sieht rot. Unter dem label
"Krisis", dem der bekannten wertkritischen Zeitschrift, das auch unserer
Gruppe zur
Identifikation dienen sollte, weil wir deren Analyse, insbesondere die
Diagnose der jetzt akuten finalen Krise des Kapitals teilen, unter diesem
label also
wird sein Entwurf eines Pamphlets gegen antideutsche Kriegshetzer bei
"Indymedia" versehentlich veröffentlicht. Nur Stunden später gibt es auf der
Krisis-Webseite eine leicht gemilderte Version (ohne Boykottaufruf gegen
alle
linken Zeitungen) unter dem Titel "Das Spiel ist aus" zu lesen, die aber
keineswegs den Einsturz des im Entwurf errichteten bizarren Wahngebäudes
bedeutet.
Äußerer Anlass ist die Vorbereitung des Münchner Kongresses "Spiel ohne
Grenzen", an dem auch bahamasnahe Referenten teilnehmen werden. Robert Kurz
macht
klar: Er kenne keine Parteien mehr - nur noch Antideutsche. Die
Zeitschriften
Incipito, Phase 2 und konkret, zahlreiche Antifagruppen, die PDS Bayern, der
Kriegsgegner Hermann L. Gremliza, die Gruppe Demontage, der Computerblödian
Boris Gröndahl und die schwer gestörte PoMo-Tante Katja Diefenbach sind für
ihn
lediglich publizistische Handlanger der antideutschen, sagen wir besser:
anti-islamischen, Zeitschrift "Bahamas". "Linke Kriegsgegnerschaft" sei
bereits
zum "braven Haustier" der Kriegshetzer domestiziert; Antideutsche "und ihr
Nachwuchs" hätten es "mit einer Doppelstrategie von skrupelloser
denunziatorischer Hetze einerseits und einer stalinistischen
'Bündnispolitik' zwecks
Mobilisierung von nützlichen Idioten andererseits" geschafft, "die radikale
Linke in
der BRD zu ihrer Schafherde zu machen". Kurz diagnostiziert den
Antideutschen einmal "klinischen Verfolgungswahn", dann wieder kühl
kalkulierenden
Macchiavellismus und schließlich pure Dummheit der Analyse an den Hals,
letzteres
mit der Begründung, dass man in der Einschätzung der gegenwärtigen Situation
sich nicht von den immergleichen Bildern der Anti-Hitler-Koalition frei
machen
könne. Ja, was denn nun? Einen eiskalt kalkulierenden, dummen
Verfolgungswahnsinnigen können wir uns nicht vorstellen. Vielmehr ist für
uns der Fall
klar: Wer wie die Antideutschen, weil er überhaupt keine Vorstellung vom
synthetisierenden Prinzip dieser Gesellschaft hat, keine Krisendiagnose
haben kann,
muss annehmen, dieser Kapitalismus ginge in eine leuchtende Zukunft, wenn da
nicht die antisemitische Internationale wäre, die wieder und wieder die
negative Aufhebung des Kapitalverhältnisses versucht. Zum synthetisierenden
Prinzip
später mehr in den Hauptreferaten.
Es wirkt wie direkt aus wildcat-Verlautbarungen abgeschrieben, wenn von Kurz
wieder und wieder die unverbrauchten Bewegungen, die sicherlich am Anfang
noch eine verkürzte Kapitalismuskritik hätten, gehypt werden. Statt kritisch
an
ihnen anzuknüpfen, würden die "transnationalen Bewegungen" von den
antideutschen Miesmachern kaputtgeredet, deshalb seien diese jetzt endgültig
auszugrenzen und zu boykottieren. Jeder, der diese Ausgrenzung nicht aktiv
betreibt,
wird so zum Feind, weil mindestens so schlimm wie das Zentralorgan selbst.
Und auch wir wären für ihn vermutlich bereits eine Vorfeld-Organisation der
"Bahamas", mindestens "nützliche Idioten" oder "Softcore-Bellizisten", die
sich fix ein bisschen Krisentheorie angelesen haben um den Frontverlauf
zugunsten der Antideutschen zu verschieben, wenn wir uns etwas früher an die
linke
Szeneöffentlichkeit gewagt hätten. So bleibt es bei der Betitelung als
"Irrläufer ... die gerne mal 'Krisis' lesen" ("Konkret im Krieg"). Die
"Bahamas"
selbst wird Kurz in der unautorisierten Erstfassung zum "Stürmer-Hetzblatt",
wobei wir uns fragen, wie Robert Kurz weiter in einer Zeitung schreiben
kann,
die ein verständnisinniges Ganz-Seiten-Interview mit dem Antisemiten Martin
Walser bringt, im "Neuen Deutschland" nämlich.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Wir empfinden den Bellizismus der
Antideutschen als schwer erträglich, wir beziehen eine eindeutige
Antikriegsposition, wir lehnen es ab, Demokratie und sog. "westliche Werte"
mit
Bombergeschwadern den Kaschmauken, die angeblich noch "archaischen
Verhältnissen"
(Tomorrow-Flugblatt ... ein paar Sätze weiter schreiben sie, dass "überall
auf der
Welt kapitalistische Zustände herrschen") verhaftet seien, einzubläuen. Auch
uns machen die Massen der blöden Nachplapperer von "Sherry statt Scharia"
Angst, die den Geldbollo-Spruch "Eure Armut kotzt uns an" mit
kommunistisch-ideologiekritischer Phraseologie einkleiden und ihn denkfaulen
Post-Popantifas,
die eben in ihrer dreizehnten Sinnkrise angekommen sind, als neuesten Schrei
der Gesellschaftskritik andrehen wollen. Das Leipziger Transparent mit der
Bahamas-Losung "Hinter dem Ruf nach Frieden verschanzen sich die Mörder!"
ist
blöde und zwar nicht wegen irgendwelcher strategischer Überlegungen oder
polemischer Überspitztheiten, die angeblich unzulässig seien, sondern wegen
der
schlichten Tatsache, dass sich Saddam Hussein und seine Bande hinter
vermutlich
meterdicken Mauern und George W. Bush, Donald Rumsfeld und Condoleezza Rice
hinter der US-Militärmaschine verschanzen. Hinter den traurigen Tröpfen aus
Leipziger Kulturbürgertum und moralisch schwer aufgeregten Schülern
verschanzt
sich im Moment niemand.

Allerdings sollen ebenso keine Missverständnisse über folgendes aufkommen:

1. Wenn wir die Wahl zwischen Deutschland und Amerika hätten, wählten wir
Amerika. Das wäre nämlich nicht die Wahl zwischen Pest und Cholera, sondern
die
zwischen Pocken und Grippe. - Haben wir aber nicht. In der globalen Endkrise
des Kapitals ziehen sich alle ideologischen Gegensätze wieder auf einen
Punkt zusammen. Doch an dem entsteht nicht ein entspanntes Gemeinwesen mit
Kaugummi, Coke und sozialem Netz, sondern ein totalitäres mit paranoiden
Protestanten, Arbeitszwang und Karl Moik als erstem Cowboy, im
Musikantenstadl mit
texanischen Farmern schunkelnd.

2. Wer, wie Robert Kurz, sich als Opfer einer antideutschen Verschwörung
halluziniert, hat nichts begriffen. Wer alle sich links nennenden
Zeitschriften
(ausgenommen das antizionistische Hetzblatt für den ungepflegten
Nationalbolschewisten, die "junge Welt" nämlich) als Vorfeldorgane
antideutscher
Kriegshetzerei und deren Debatten als Scheingefechte entlarven zu müssen
glaubt, dem
hat die Krise des kritischen Denkens eine breite Schneise in die Analyse
geschlagen. Das bedauern wir zutiefst. Doch mehr als Mitleid mit denjenigen,
die
so abdriften, bleibt uns nicht. - Wir können die "zur Schafherde
degradierten
radikalen Linken, die sich von den antideutschen Claqueuren des imperialen
Massenmords überall hintreiben" lassen, nirgendwo entdecken. Vielmehr macht
die Linke das, was sie immer gemacht hat - Bewegung. Sie malt fleißig
Transpis
gegen Israel, propagiert die proletarische Weltrevolution, sitzt gegen
Atomkraft auf Schienen rum oder berechnet die angebrachte Höhe der
Tobin-Steuer.
Die Antideutschen haben vor einiger Zeit mit viel publizistischem Rabatz
dafür
gesorgt, dass einigen Linken heute manchmal der Verdacht kommt, dass Israel
nicht unbedingt von Haus aus ein faschistischer Staat sein müsse. Wenn
Robert
Kurz das mit "überall hintreiben" meint, können wir darüber nicht
mitstöhnen.

3. Wer kritische Distanz zur antisemitisch durchtränkten Friedensbewegung
hält, muss kein Softcore-Bellizist und auch kein Vor- oder Nachbeter der
Gemeinde um Yussuf Wertmullah sein, sondern ist u. U. ein wertkritischer
Kriegsgegner, der nun mal nicht Bewegung um jeden Preis will. - Warum
schreibt jemand,
der ein Ende der Debatte mit allen Bellizisten fordert, eigentlich einen
Text
 mit dem Titel "Unter aller Kritik", in dem er sich mit eben diesen
Bellizisten auseinandersetzt? Was ist dieser Text anderes, als ein
Debattenbeitrag?

4. Wir halten Schülerdemos gegen den Krieg nicht für eine unverbrauchte
Bewegung, an deren Potenzialen anzusetzen sei. Wer angesichts der wütenden
antisemitischen Reaktionen bei der vergangenen Demonstration "Gegen Krieg,
Antiamerikanismus und 'deutsche Wege'"  (und wir glauben nicht, dass in
Nürnberg die
Demos anders aussehen) noch eine "offene" Entwicklungsrichtung der Bewegung
sieht, an dem geht die Realität vorbei, der macht deutlich, dass sich bei
ihm
nach Jahrzehnten des Kampfes gegen niedrigreflektierte Anpacker mit
manifester Theoriefeindlichkeit der Bewegungsfetischismus wieder durchsetzt.

5. Der Unterschied zwischen dem "Steine werfende(n) 12-jährige(n)
Palästinenserkind" ("Das imperiale Elendssubjekt") und dem "SS-Mann an der
Rampe von
Auschwitz" ist ähnlich groß wie der zwischen diesem und einem Antideutschen.

6. Antideutsche machen meistens Blödsinn. Was soll man auch sonst machen,
ohne vernünftige Realanalyse der krisenhaften kapitalistischen
Gesellschaft?!
Wenn Antideutsche deutschen Friedenswilligen eine Israelfahne entgegen
halten,
machen sie mal was Richtiges.

7. Unbedingte Solidarität mit Israel heisst weder unbedingte Solidarität mit
Sharons Likud, noch unbedingte Solidarität mit der israelischen Linken.
Diese ist, im Gegensatz zum Likud, sehr heterogen. Wie auf der ganzen Welt,
gilt
auch in Israel, dass das label "links" keineswegs schon eine
emanzipatorische
Richtung anzeigt. Wer wie Robert Kurz auch nach fünf Texten mit immer der
gleichen Bemerkung immer noch nicht angeben kann, wen er denn außer dem
durchgedrehten Uri Avnery und der Möllemann-Unterstützerin Felicia Langer
zur von
Antideutschen beschimpften israelischen Friedensbewegung rechnet, wer nicht
eine Stelle benennt, an der Antideutsche die israelische säkulare Opposition
"heruntergemacht" hätten (Moshe Zuckermann wird gerade vom
Bahamas-Vorfeldorgan
"konkret" verlegt), dem geht es nicht um die Kritik an deren manchmal
äffisch-identitärer Israelbegeisterung, sondern um eine alberne
Retourkutsche
mittels Autoritätsbeweis.

8. Weder hat Robert Kurz Tel Aviv bombardieren lassen, noch ist die
"Bahamas" eine "Killer-Intelligentsia". Der eine schreibt in einer
Zeitschrift, die
anderen schreiben in einer Zeitschrift. Todesurteile dürfen beide nicht
unterschreiben, für die Organisation von Söldnercamps sind beide nicht
verantwortlich, beiden ist die Lizenz zum Töten versagt geblieben.

9. Es ist Robert Kurz nicht zu dumm, mit Zahlenverhältnissen zu
argumentieren, also damit, dass die Antideutschen so wenige, die anderen so
viele sind,
die sich von den Wenigen gängeln ließen, was doch eigentlich nicht sein
könne.
Ein merkwürdiger Zungenschlag bei jemandem, der das Wertprinzip, dem ja
bekanntlich nur die Quantität Argument ist, überwinden will.

10. Robert Kurz spricht von "Zwangslesern" antideutscher Postillen. Wir
können uns das nicht so recht vorstellen. Macht Tjark Kunstreich
Kontrollbesuche,
ob die "Bahamas" auch überall ausliegt? Müssen die Infoläden dieses Landes
Zusammenfassungen der letzten "Bahamas"-Ausgabe zur Benotung nach Berlin
schicken, damit die Bahamas-Redaktion diese dann dem Mossad übergeben kann?
Unseres Wissens nicht.

Wie ihr seht, haben wir, ehe es uns als Gruppe überhaupt gibt, schon ein
gewaltiges Problem. Wir zögern und zaudern und kommen mit den eigenen Leuten
überkreuz. D. h. wir sind für potenzielle MitmacherInnen nicht halb so
attraktiv
wie die Antideutschen. Die machen ein klares Sinnangebot, sprechen mit einer
Stimme und außerdem haben sie zwei Fahnen mehr als wir.
 
Doch - hier sitzen wir nun und können nicht anders. Wir möchten uns keinem
Theoretiker anschließen, den die Krisenwirklichkeit derart brachial
überrollt,
dass er sich ins Bewegungshopping der 70er Jahre zurückhalluziniert.
Robert Kurz, der die wertkritische Debatte gegen jeden
arbeiterbewegungsmarxistischen Praxisfetischismus und jede
pseudo-ideologiekritische Verflachung
vorangetrieben hat, verdient ernstgenommen zu werden. Bevormundungen und
Abschwächungen unsererseits wären eine Beleidigung. Das heisst für uns:
Wir verweigern ihm, der Gruppe "Krisis" und der Redaktion "Streifzüge" die
angemahnte Polarisierung. Wenn er einen "Schluß der 'Debatte' mit sämtlichen
Hardcore- und Softcore-Bellizisten" fordert, werden wir diese Forderung
missachten. Franz Schandl, Krisis-Autor und Streifzüge-Redakteur ist ja auch
keineswegs pingelig, wenn es um das Mitmischen bei -nun sagen wir mal- der
Emanzipation nicht gerade nahestehenden Zeitungen wie der "jungen Welt"
geht; wer wie
er an die 
Bedürfnisse moralisch komplett verkommener Diskutanten anknüpft und sich von
ihnen als "geschätzter jW-Autor" titulieren lässt, hat nicht das Recht, eine
Brandschrift zu unterstützen, in der bspw. die "Phase 2" zur Kinder-Bahamas
wird. 

Uns ist klar, dass sämtliche antideutschen Gruppen dieses Landes angesichts
des unsäglichen Artikels von Robert Kurz aufjaulen werden. Die Reaktionen
werden reichen von "Wir haben es ja schon immer gewusst" bis hin zu "Jetzt
marginalisieren sich die Apokalyptiker völlig". Begierig werden sie sich an
seinem
rabiaten Ton aufgeilen, der es so einfach macht, die schlagenden Argumente
gegen den Irak-Krieg zu übergehen. Die mitlaufenden Heißsporne ihrerseits
werden gegenüber jeder emanzipatorischen Kriegsgegnerschaft vermutlich die
dumm-coole Ignoranz von Bahamas-Autoren wählen und Robert Kurz wieder und
wieder
als Antisemiten "enttarnen", sie werden sich -wenn sie da nicht schon sind-
in
die Pose dessen begeben, der weiß, dass der Weltlauf schrecklich ist und es
gerade deswegen sein muss - das Bombenwerfen, schade, schade, aber nicht zu
ändern. Der hinterletzte Dorfantifa (bspw. aus der Antifajugend Dorsten)
scheint ja heute "begriffen" zu haben, was der dumme Robert Kurz, der immer
wieder
mit seinem alten Marx daherkommt und seine antisemitischen Freunde von der
Antiglobalisierungsbewegung nicht begreifen wollen: dass dieser Krieg die
Bedingung der Möglichkeit für kritisches Denken schafft. Warum eben diese
mitlaufenden Deppen in den Zentren diese Möglichkeit, die ihrer Meinung nach
ja hier
gegeben ist, nicht nutzen, bleibt ihr kleines, süßes Geheimnis. Wem "Kritik
der Politischen Ökonomie" bedeutet, sich besessen ausschließlich in die
Wertformanalyse zu vertiefen und sie immer und immer wieder zu memorieren
nur weil
Papa Bruhn sein Lebtag auch nichts anderes gemacht hat und wer die
vornehmste
Aufgabe der Kritik heute darin sieht, jede, aber auch jede Aktion der
letzten kapitalistischen Weltmacht, nämlich der USA, abzusegnen, wenn auch
mit
ungeheuren Bauchschmerzen (die "Grünen" nannten das beim Afghanistan-Krieg
ja
bekanntlich "innere Zerrissenheit"), der ist, so meinen wir, in einer
denkbar
schlechten Position, sich das Maul zu zerfetzen. Denn er hätte genügend mit
der
Aufarbeitung der eigenen Geschichte zu tun, also bspw. damit, wie es kommen
konnte, dass eine anfangs schwer korrekte, gegen das deutsche Unwesen
gerichtete Bewegung herunterkommen konnte auf das Niveau von einander im
Koranstudium übertrumpfenden anti-islamischen Sekten, die wieder und wieder
für die
Absegnung westlicher Schönheiten wie Fanta, Misswahlen und Jeansläden die
Kritische Theorie von Horkheimer und Adorno missbrauchen.

So werden wir weder über das Stöckchen der Friedensbewegung, noch über das
der Antideutschen springen. D. h.: Weder treiben uns die regressiven
Friedensmassen in die Position der Bellizisten, noch die Antideutschen zur
Montagsdemo
mit ATTAC.

Statt dessen werden wir weiter herumlavieren. Wenn das verbitterten
Altlinken, egal aus welchem Stall sie nun kommen, nicht passt, dann haben
die ein
Problem, nicht wir. Ob der Wertmüller nun tobt, weil die AKG hin- und wieder
mal
einen Krisistext liest oder ob Robert Kurz über seine ungezogenen Kinder
schäumt, weil die von Zeit zu Zeit mit Antideutschen Bier trinken - was
liegt
daran?

Wenn es Robert Kurz und seiner "Krisis" in der Gesellschaft arbeitsgeiler
SPD´ler und bunt bemalter Glitzer-Teenies, die sich ihr letztes bisschen
Verstand gegen den "Cowboy Bush" aus dem Leib brüllen, besser gefällt -
bitte
schön, ihre Entscheidung. Uns ist das peinlich.

Für ihre in immer schnellerer Folge in die linke Öffentlichkeit geworfenen
Abrechnungen werden sie sich jetzt wohl nach anderen Adressaten umsehen
wollen, als uns. Wir können es ihnen nicht verdenken. Bei der kritischen
Solidarität mit ATTAC, Bund gegen Anpassung, PDS, Jusos und MLPD würden wir
ja wirklich
nur stören.

Wir haben allerdings den kaum zu beschwichtigenden Verdacht, dass es schon
sehr bald gelten könnte, die starke, treffende Wert- und Krisentheorie der
Gruppe "Krisis", die wir euch nun vorstellen wollen, vor ihren eigenen
Protagonisten in Sicherheit zu bringen.


In diesem Sinne: 

Gegen Krieg und deutschen Frieden!


Wertkritische Kommunisten, 31.03.03


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Bitte lächeln! Fotogalerie online mit GMX ohne eigene Homepage!

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