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Re: [ox-de] Re: [ox-de] Vorstellung - neu im Club



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hallo,

viele vorteilhafte dinge können durch einen ungeeigneten umgang mit ihnen oder in einem ungeeigneten umfeld angewandt zu einem schuss ins eigene knie werden.

so ist es m.e. höchst vorteilhaft, wenn leute bei der herstellung von erforderlichen gütern nicht schwitzen müssen, sondern mit effizienten maschinen + in hoffentlich noch effizienter gestalteten arbeitsabläufen diese güter hergestellt werden.

daher existiert nun auch schon seit einiger zeit soetwas, das pointiert ausgedrückt lautet:

es kann in immer kürzerer zeit immer mehr produziert werden

ein umstand, der auch als produktion von fülle + damit gleichzeitig verbunden als die überwindung des mangels + der knappheit bezeichnet werden kann.

stimmt aber das umfeld nicht, weil z.b. die verteilungsmechanismen völlig perverse sind, dann ist die produktion keine produktion der fülle, sondern eine produktion für die müllhalde. ich habe mehrmals jean ziegler sagen gehört, dass zahlen der united nations-zahlen belegen, dass gegenwärtig nahrungsmittel in einer menge erzeugt werden, die annähernd für die doppelte weltbevölkerung reichen. trotzdem verhungert täglich eine unzahl von leuten.

m.e. ist nicht das schlaraffenland das bedrohliche, sondern es ist jenes denken + verhalten, das es ermöglich, dass im schlaraffenland strukturen + mechanismen etabliert werden, die oben erwähnte absurditäten (verhungern bei vollen schüsseln) zur folge haben.

ich bin nämlich überzeugt, dass in der welt schon längst alles existiert, um ein schlaraffenland für alle zu sein. aber was nützt das, wenn im alltag die einfachsten sachen missachtet werden, trotzdem die technischen entwicklungen vorne weg preschen (dafür genügt eine intelligente minderheit, die all diese dinge entwickelt) aber die sozialen innovationen, im verhältnis dazu, im schneckentempo hintennach kriechen, weil eine unzahl von gelebten vorurteilen + irrtümern sie am mitsprinten hindern. weil in den sogenannten mehrheitsdemokratien eine manipulierte + eingelullte mehrheit sich in analphabetenmanier mit kreuzelschreibereien begnügt, weil sie zauberlehrlingen, die ihr noch dazu recht erfolgreich des kaisers neue kleider andreht, auf den leim geht

daher ist nicht das schlaraffenland das problem, sondern das denken jener leute, + das ist m.e. die überwiegende mehrheit, deren denkmuster nicht mit der ständig steigenden fülle mithalten können, weil sie nicht von den kategorien arbeitsplätze, geld, eigentum + warenwerte lassen können.

wenn ein so richtig ungeschickter handwerker sehr lange braucht um ein werkstück zu erzeugen + ein geschickter deshalb als geschickt gilt, weil er in viel kürzerer zeit, das gleiche werkstück gleich gut oder besser herstellt, dann ist es für mich nur eine frage der zeit, bis die geschicklichkeit so weit angewachsen ist, dass so gut wie alles in extrem kurzer zeit herstellbar ist.

+ ich bin heut schon gespannt, was dann all jene leut machen werden, die schon heute nicht aus ihrem arbeitstier-denken u. arbeitstier-verhalten rauskommen.

für etliche scheinen zeiten mit richtig harten umständen im anmarsch zu sein.

alsdann, bis zum nextenmal . . . viel + leicht möglicherweise

a.mor



Am 28.04.2010 09:11, schrieb Hans-Gert Gräbe:
Lieber Franz, lieber Ludger,

wieso bereitet mir eure Vision eines vollautomatisierten Schlaraffenlands immer mehr Herzdrücken, gerade auch mit Blick auf die Kollateralschäden bereits heutiger Automatisierung, die sich mit eurer "universal programmierbaren Produktionsmaschine" ja nur potenzieren können? Vor allem, wenn "jeder potentielle Konsument so ein Ding besitzt"? In eurer Utopie scheint es keinerlei Konflikte mehr zu geben?

Im Übrigen ist die Wertform nicht an die Güterförmigkeit von Leistungen gebunden und folglich nicht am Ende, wenn ein Aspekt der Güterförmigkeit von Leistung (und zwar nur von gewisser standardisierter Leistung, so standardisiert, dass sie sogar eine Maschine vollbringen kann; Bruno Buchberger nennt das "Trivialisieren"), nämlich die Komposition aus - dafür noch immer erforderlicher - Ressourcen weitgehend trivial wird.

Und schließlich, ist euer Blick auf's Ganze nicht der Blick (auf die Sopielwiese) des MWW?
http://www.dorfwiki.org/wiki.cgi?HansGertGraebe/CSSW07/Thesen

Ich denke, die hier vorgetragene Argumentation greift deutlich zu kurz. Aber das zu hören ist ja auch nicht neu aus meiner Ecke. Wollt's hier nur noch mal einwerfen.

Viele Grüße,
Hans-Gert

Franz Nahrada schrieb:
liste oekonux.de schreibt:
Der Witz war eben der, dass sich ja auf die Weise
das volkswirtschaftliche Argument, dass ein vollautomatisiertes
Unternehmen ja kreislauftheoretisch in absurde Zustände führt und
daher notwendigerweise ein "Übergang" der Produktionsmittel in die
Verfügungsgewalt der - potentiellen - Konsumenten angenommen werden
müsste, um diesen Kreislaufkollaps zu verhindern, dass
diese argumentative Schwierigkeit sich ja quasi von selbst auflöst,
denn eine universal programmierbare Produktionsmaschine kann
schlechterdings kein "Unternehmen" sein, es wäre völlig sinnlos, so
eine Maschine als "Unternehmen" mit Gewinnabsicht betreiben zu wollen,
wenn sie denn allgemein volkswirtschaftlich verfügbar ist, denn dann
kann eben jeder potentielle Konsument so ein Ding besitzen, und sich
mit beliebigen Konsumgütern selbst versorgen, und jeder Unternehmer
ginge mit seinem gewinnorientiert eingesetzten Fabber pleite.


hat schon Norbert Wiener gewusst:

1948 schreibt er in "Kybernetik"

"Es kann nicht gut sein, diese neuen Kräfteverhältnisse in den Begriffen
des Marktes abzuschätzen, des Geldes, das sie verdienen. Wenn man sich
diese Revolution abgeschlossen denkt, hat das durchschnittliche
menschliche Wesen mit mittelmäßigen oder noch geringeren Kenntnissen
nichts zu verkaufen, was für irgendjemanden das Geld wert wäre. Die
Antwort ist natürlich, dass wir eine Gesellschaft haben müssen, die auf
menschliche Werte gegründet ist und nicht auf Kaufen und
Verkaufen."(Kybernetik, 59ff)
gerade weil das Warensystem auf Arbeit als Wertsubstanz aufgebaut ist, ist
es mit der automatisierten Welt so inkompatibel.
siehe http://marx101.blogspot.com/2009/06/darstellungsvoraussetzungen.html

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



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