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Re: [ox] Oekonux als Projekt



Hi Hans-Gert,

ich nehme mal diese Deine Mail, die mir teilweise sehr aus dem 
Herzen spricht, als Anlass, mich mit "einzuklinken". Ursprünglich 
wollte ich sie dir "privat" schicken, sozusagen mit "eingebauter 
Erlaubnis", Antworten darauf auch wieder zurück an die Liste zu 
schicken. 
Ha, damit habe ich es zumindest hingekriegt, dass mir das Schreiben 
leichter fiel, die "Hürde" war viel kleiner, als "an die Liste" zu 
schreiben - denn: vielleicht ist das ja schon wieder völlig 
"off-toppic" oder ich halte sonst irgendwelche Regeln nicht ein und 
"krieg erstmal einen drüber" dafür ... :-( 

Aber egal, nun "ab damit" ;-)


Ich empfinde Deine Beiträge als absolute Bereicherung für die 
ox-Liste, die ich seit - hm, 2 od. 3 Jahren? - (so mehr oder 
weniger) "still" mitlese. Seit ich "Deine _persönlichere_ Note" 
darin finde, ist sie für mich viel viel lebendiger geworden.
"Das Thema Oekonux" fand ich immer spannend; in der Regel waren mir 
die Beiträge aber häufig viel zu "trocken", viel zu "theoretisch 
abgehoben" und ziemlich weit weg vom "wirklichen Leben". 

_Richtig_ spannend fand ich es erst, als es meiner Meinung nach um 
das "wirkliche Leben" ging: wie gehen wir alle miteinander um, 
irgendwie festgemacht auch an der ganzen "crox-Geschichte". Und 
auch an FranzNs "Weggang", den ich sehr traurig fand.

Und da wurde für mich klar:
Die ganzen tollen Theorien, wie eine Gesellschaft vielleicht mal 
aussehen könnte, die aus der "Keimform" ... entstehen könnte - was 
nützen die, wenn bereits Auseinandersetzungen, Hinterfragen, 
Analysieren des menschlichen Verhaltens nicht möglich, nicht 
erwünscht ist - und das höre ich bei den - öh, wie nennen ich sie 
mal: "Alt-Oekonuxern" oder ... einfach "Theoretikern"? - raus:

Sie möchten gerne "saubere Theorien" haben, am besten was rein 
"wissenschaftliches", weil das so schön klar greifbar ist.
Aber das Leben, _die Menschen_!!, die eine Gesellschaft bilden 
(können) sind keine Theorie sondern eben Menschen mit 
Empfindlichkeiten, Eigenarten, und und und.

Und ja: was Stefan Merten(?) mal - ziemlich abwertend, wenn ich es 
richtig in Erinnerung habe - als "Selbsterfahrungsgruppe" benannte: 
für mich beginnt erst damit das wirkliche "Umsetzen" von Theorien 
in die Praxis!

Bleibt die Frage offen, was Oekonux sein soll:

Ein Medium, dass eine Entwichklung zu einer anderen 
Gesellschaftsform fördert/voranbringt? 
Und wenn ja, wie?

- als ein rein theoretische Fachsimpler-Medium? 
(habe keine Ahnung, was es da so an "Klärungsbedarf" gibt, da gibt 
es wahrscheinlich auch noch was, was diskussionswürdig ist, da bin 
ich aber sicher nicht so auf dem Laufenden ... ;-)

- als etwas wie ein Teil des "wirklichen Lebens" - und da trifft 
_für mich_ die Bezeichnung "Selbsterfahrungsgruppe" gar nicht so 
schlecht zu: Wenn "wir" nicht bereit sind, uns "selbst zu 
erfahren" (und zu "entwickeln"!), dann nützen alle "Theorien" gar 
nix (IMHO, schreibt auch frau wohl an solcher Stelle dazu ...).


Mag sein, dass das nicht "Oekonux" entspricht. Aber ich weiß von 
mir, wenn der "Selbsterfahrungsteil", im Sinne dessen, was ich im 
vorigen Absatz geschrieben habe, in diesen Diskussionen komplett 
blockiert werden sollte, dann werde ich das als den Verlust einer 
echten Chance sehen!

Divi



Am Mittwoch, 19. Juli 2006 11:56 schrieb Hans-Gert Gräbe:
Hi Stefan,

Stefan Meretz wrote:
HGG: und nicht auf pox. Vielleicht kommen wir ja - mit zwei
neuen Leuten - doch mal zu einer Diskussion dieser
"Metafragen" jenseits der bisherigen starken Personalisierung.

Gerne, wenn es sich inhaltlich auf die Themen von Ox bezieht.
Möchtest du meine Fragen dazu beantworten?
http://www.oekonux.de/liste/archive/msg11910.html

Eine der zentralsten Differenzen zwischen mir und der
"Kernmannschaft" von Oekonux (und in diesem Sinne gehöre ich
NICHT zu diesem Kern) ist das Oekonux-Grundverständnis: schart
es sich um eine IDEE (etwa "über die gesellschaftliche
Verallgemeinerung der Prinzipien Freier Software nachdenken")
oder schart es sich um LEUTE.

Ich sehe das nicht als getrennte Dinge. Ideen werden von Leuten
hier diskutiert.

Stefan, ich bitte dich, nein, ich rate dir, mich WENIGSTENS
DIESES EINE MAL ernst zu nehmen. Du solltest das Frustpotenzial,
das sich bei mir aufgestaut hat, nicht unterschätzen. Hütten hat
nicht gerade zu dessen Abbau beigetragen, insbesondere auch dein
Agieren dort. Unter http://groups.google.com/group/h06-auswertung
ist schon Einiges zur Auswertung von Hütten aufgelaufen, das du
in dem Kontext nicht ignorieren solltest.

Und ich weiß nicht, ob du nachvollziehen kannst, welche Probleme
ich damit habe, dass hier jemand meint, dass er nur "seit dem
6.7. [wieder] Verantwortung übernehmen" müsse und sich dann hier
sofort alles zum Besseren wendet. Indem jetzt endlich mal die
"richtigen" Fragen gestellt werden.

Nein, ich möchte deine Fragen NICHT beantworten, sondern lieber
die von Stefan Merten über das "Gutmenschentum". Weil sich die
Oekonux-Agenda nach meinem Verständnis trivialerweise ergibt,
wenn du über das Archiv nach dem Wort "Dissens" googelst. Weil
das die Reibungspunkte sind, welche die Leute bewegen KÖNNTEN,
wenn sie denn bereit sind, sich aufeinander einzulassen. Was -
Verweis anderenthreads (meine Re-mail an Christian) - aus
irgendwelchen Gründen klemmt.  Und das sind dann die LEUTE,
welche die Themen mitbringen und nicht umgekehrt.  Mit der Ebene
von Beliebigkeit, auf die du diese meine Frage schon wieder
ziehst, kann ICH nichts anfangen. Ich fühle mich dabei nicht
ernst genommen.

Die miserable Integrationskraft von Oekonux als Projekt wirst du
doch wohl kaum in Frage stellen. Und die zwei, drei Punkte, die
hier vor Jahren mal zu Freier Software zusammengetragen wurden,
dauernd als Fahne vor sich herzutragen und sich daran selbst zu
berauschen, damit locken wir offensichtlich keinen mehr hinterm
Ofen vor. ox-de ist inzwischen zum "Durchlauferhitzer" verkommen
- wenn die Leute "heiß genug" sind, dann werden sie nicht für
Oekonux produktiv, osndern es spült sie oben raus und sie kehren
uns den Rücken. So nehme ich das wahr.

http://en.wiki.oekonux.org/StefanMerten/AboutSocialSystems ...
Das Problem ist, dass sie Bedürfnisse von LEUTEN wie mir, die
nicht mit den aktuellen Setzungen übereinstimmen, als
Störungen wahrnimmt und als Störungen behandelt. Und was ich
für ein Oberstörer bin, das hast du im Archiv ja lesen können.
Auch wenn Stefan Meretz viel über eine hehre Theorie redet, in
der das vollkommen anders klingt, in der eigenen PRAXIS geht
Oekonux auf abweichende Bedürfnisse der LEUTE konfrontativ
los.

Also ich tue das nicht. Das manchmal inhaltliche
Auseinandersetzungen heftiger werden, kann passieren. Dennoch
sollten wir immer wieder runter kommen. Auch StefanMn und ich
haben uns gefetzt, aber es hat uns auch weitergebracht. Das
gemeinsame Lernen sollte im Fokus stehen, nicht das "im
verbalen Kampf obsiegen müssen".

Bleib doch mal wirklich auf der analytischen Ebene. Nimm doch
das, was Stefan Merten dort aufgeschrieben hat, mal wirklich
ernst. Dort hat Stefan SICH SELBST auf eine feine Weise
präsentiert, und wir können doch wohl annehmen, dass ihn das sehr
beschäftigt. Dein "Also ICH tue das nicht" ist in dem
Zusammenhang so was von ignorant und selbstverliebt, dass ich
schon wieder am liebsten an die Decke hüpfen könnte.

Mir ist vollkommen unklar, wie du dir das "gemeinsame Lernen"
vorstellst. Ich sehe da weder Leute in ihrer ganzen Emotionalität
noch einen SINNVOLLEN Umgang mit REALEN Konfliktlinien
thematisiert.  Aber genau das ist der Hauptgrund, weshalb ich
Oekonux NUR von den LEUTEN her denken kann und überhaupt nicht
von den IDEEN. Eine Oekonux-Agenda in die Mitte zu stellen, um
die sich dann Leute scharen - das widerspricht meinem
Weltverständnis.

Derzeit wird das alles von der IDEE her gedacht und die
Spielregeln sind entsprechend und bekannt und nicht ernsthaft
hinterfragbar.

Ich habe mit meiner Reset-Mail vor allem nach den Zielen
gefragt. Dafür habe ich (nicht über die Liste) mir Kritik
anhören müssen. Ist auch ok. Du kannst aber nicht sagen, die
Ziele und Spielregeln wären nicht hinterfragbar. Das stimmt
einfach nicht.

Das Wort ERNSTHAFT hast du überlesen? Im Übrigen stelle ich sie -
nicht erst mit dieser Mail - ganz grundlegend in Frage, weil sie
meine Selbstentfaltung INNERHALB des Oekonux-Projekts ganz
fundamental behindern. Und bin gespannt, wie das Ergebnis
ausschauen wird.

Der Verein ...

Auch hier habe ich (inzwischen zusammen mit s.ma) eine
vollkommen andere Sicht. Die etwa im flame um die diesjährige
MV deutlich artikuliert wurde.

Ja, ich möchte den Verein so unwichtig wie möglich halten. Den
Stress um die MV fand ich aber auch blöd.

Ah ja, du findest es "blöd", wenn sich ein paar Kern-Oekonuxis um
dieses Thema bis aufs Messer zoffen. Ist dir vielleicht die hohe
Emotionalität aufgefallen? Scheint die Leute ja wirklich
innerlich bewegt zu haben, oder? Wenn sie sogar zu Mitteln
greifen, "die ich sonst nur meinen Feinden antue". (NB: Meinen
Feinden hätte ich's nicht angetan, dafür sind sie mir zu
unwichtig) "Blöd" - sorry, dass ich damit schon wieder ÜBERHAUPT
NIX anfangen kann.

Genau das geht aber NUR als "Erster unter Gleichen", als
"primus inter pares" im klassischen professoralen
Selbstverständnis.

Das verstehe ich nicht. Bin ich "Erster unter Gleichen", nur
weil ich die o.g. Initiative gestartet habe?

Ja, klar, besonders auch mit der Autorität des
HüttenEmergencyTeams im Rücken. Und du nimmst diese Rolle ja auch
aktiv an. Auch wenn ich die Art, wie dies geschieht, hier arg
kritisiere - ich stelle die Übernahme dieser Rolle nicht in
Frage, im Gegenteil. Ich freue mich, dass du wieder da bist und
dich aktiv einmischst. Nur solltest du dir darüber im Klaren
sein, dass dabei hier die Fetzen fliegen werden. Und das hat
mitnichten was mit "Kampf" zu tun, sondern schlicht mit
aufgestauten Emotionen, die wenigstens ICH an dieser Stelle nicht
zurückhalten werde.

Das kann sein, aber das löst du nicht über den Verein. Im
Gegenteil, das Hauen und Stechen würde erst richtig losgehen.

Ich bitte darum, wenn wir uns nach dem Hauen und Stechen noch in
die Augen schauen können. Ich verstehe Annettes Konzept von "New
Culture" noch nicht gut genug, aber diese emotionale Höhe von
Auseinandersetzungen müsste darin natürlich einen zentralen Platz
haben.

"Personen mit Bedeutung" (und zu denen zähle ich mich hier auf
ox-de mal - in unendlicher Selbstüberschätzung) sind eben
immer auch ein "kritischer Geist", haben einen eigenen Kopf,
kommen mit eigenen Gestaltungsansprüchen, die vielleicht auch
a priori gar nicht so deutlich gemacht werden können, dass
sich VOR dem Tun so was wie Konsens wirklich erzielen ließe,
sondern ein positives Einlassen auf den Anderen/die Andere mit
einem "na gugge ma, das hättsch so jetzt aber nisch gedacht"
als REGELAUSGANG, als a posteriori Erfahrung. Verlangt aber,
sich auf die Möglichkeit eines solchen Ausgangs einzulassen.
Eben "New Culture" - wie ich Annette verstehe.

Na, da spricht doch nichts dagegen, oder? Das machen doch viele
hier. Sie haben ihre Projekte und bringen sich in Oekonux ein
und wenn es gut läuft, ist das eine Inspiration für andere. Für
solch einen offenen Prozess ist Konsens weder erforderlich noch
hilfreich.

Für wie konsistent hältst du deine eigene Argumentation? In der
Spannweite von "Oekonux-Agenda" über das hier bis zu deinem
vollkommenen

Unverständnis der folgenden Fragen:
Das zweitere hat eine vollkommen andere Natur; es ist
con-currente Änderung der Welt, konfliktäre "Schreibzugriffe",
die durch "locking" gelöst werden (dafür wurde Eigentum
"erfunden"!). Und - damit Gesellschaft funktioniert - muss
jede(r) Verantwortung übernehmen für das, was sie/er "in die
Datenbank" schreibt. Dazu müssen Menschen nicht nur "ermutigt"
werden, sondern es sind zugleich die Bedingungen dafür zu
schaffen (meine vierte Emanzipationsthese!). Es sind "die
Verkehrsformen zu produzieren", in denen dies möglich ist.

Das ist in Oekonux - wenigstens für die Art, in der ICH mir
vorstelle, in diesem Sinne meinen "Alleingang" durchzuziehen -
bisher nicht möglich.

Welche Art von Schreibzugriff stellst du dir denn vor? Und
warum muss das in Oekonux sein - du hast doch deine
Schreibzugriffe (wie ich auch), warum also Oekonux?

Es ist nicht nur die FREIHEIT der anderen im Sinne einer
potentia, sondern ihr reales "Leben und Gestalten", die TEIL
eines umfassenderen Begriffs von WELT sind, wie er hier
aufgerufen wird.

Fein. Was hindert dich am gestalten?

So viel mal eben von mir.

Viele Grüße, HGG
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



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