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Re: [ox] Linuxxxxxx



Am 07.05.2006 um 00:04 schrieb Stefan Seefeld:

Also entweder ich unterwerfe mich dem Markt oder ich unterwerfe ihn mir ? Warum schon wieder so ein k"unstliches Entweder-Oder ? 'Der Markt' ist von Microsoft dominiert und konditioniert. Heisst das dass wir anderen all die (IMO) dummen Entscheidungen tollerieren m"ussen ? Wenn das so w"are, k"onnten z.B. alle Standardisierungs Konsortien einpacken (W3C, OASIS, POSIX, etc.).

Oder man bleibt als informeller Kreis draußen. Dann hätte ich mich natürlich informieren müssen. Aber hier fehlt der praktische Weltbezug, und das liegt ganz offensichtlich an der Geschäftemacherei mit Linux.

Den Gedanken verstehe ich nicht. Was meinst Du mit 'praktischem Weltbezug', und in welchem Zusammenhang steht er zur 'Gesch"aftemacherei mit Linux' ?

Ich verstehe, dass es zu dem Problem Linux auf dem Markt keine wirkliche Lösung gibt. Das schließt ja die GNU-Lizenz auch aus. Aber eigentlich schließt sie doch den Markt aus. Geht das wirklich, und wenn ja wie? Vom Markt her gesehen müsste man sagen, dass Linux "flexibler" sein müsste, wenn es zu Marktvorteilen gereichen soll. Aber mein Problem war nicht dies, sondern die Naivität, mit der das Thema Linux und Markt behandelt wird. Deshalb argumentiere ich erst mal vom Standpunkt des Users, der mit Produkten vernünftig arbeiten will. Das Problem ist nämlich sehr allgemein, was den Markt betrifft: Produkte einer Gruppe, die sich gegen seine Vorherrschaft verhält und durchaus antikapitalistische Positionen dabei einnimmt, wird durch die Verwertbarkeit ihrer Produkte absorbiert. Da soll sie sich einfach nichts vormachen, sondern sich neu besinnen, was ihre Position dazu ist. Das trifft eben auch für Wikipedia zu. Ich meine, dass Wikipedia zestört wird, wenn ständig neue Kopien auftauchen (gestern fand ich z.B. welche bei wissenglobal.de und hirnforschung,de), die nur das Produkt als solches, also die Inhalte ohne Editionsfunktionen, verwenden, um sie als Werbung für eigene Belange, also eben um Aufmerksamkeit für ihre Interessen zu erlangen, die meist systemaffirmativ bis reaktionär sind. Wikipedia wird auf diese Weise zum Designerprojekt für Reaktionäre. Indem Linux tatsächlich immer mehr Anwendungen erfährt (z.B. auch durch den Server der Münchner Stadtverwaltung), bekommt es auch zunehmend ein Problem als Open-Source-Projekt: Es wird verwertet und Open-Source wird zu einem Preisfaktor des Marktes, die Programmierer zu Billiglöhner, Arbeitsplätze vernichtet usw. Auf diese Weise kann es kein wirklich gesellschaftskritisches Projekt sein, sondern eher ein Projekt progressiver Selbstausbeutung. Hierin sehe ich die Notwendigkeit einer Diskussion, die hier leider nur in der moralischen Gestalt von p/p aufebbt und versiegt. Ich für meinen Teil habe mich zur Paralellwelt der Sozialknete entschlossen. Allerdings bin ich auch schon bald 60 und stehe deshalb anders da. Nachdem ich 4 Tage lang für die Web-Site eines Schönheitschirurgen nur noch die Hintern, Bäuche, Gesichter und Brüste von unglücklichen Frauen und Männern vor und nach der Operation retuschiert hatte, hab ich festgestellt, dass das alles keinen Sinn mehr für mich haben kann. Die Kultur selbst ist das Problem, nicht die Technologie für sich. So habe ich fast alle meine zuletzt verbliebenen Kunden aufgegeben und die kulturkritik.net gestartet.

Wolfram Pfreundschuh________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



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