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[ox] "Uber Verantwortung



Christoph Reuss wrote:
Hallo Liste

Die Kernaussage meiner Kritiker scheint etwa zu sein:


es sind die gesellschaftlichen zwänge, die von der realen welt
determinierten konstanten, die unsere gesllschaften prägen[,]
nicht die [Predators]

Ist das von Dir paraphrasiert, oder hat das wirklich einer 'Deiner Kritiker'
so formuliert ? Ich jedenfalls w"urde das nicht unterschreiben...

Wenn Gesellschaften nicht von den Mächtigen geprägt werden, von wem dann?
Von Ausserirdischen, von Glaskugeln und Blumen, oder gar von "Gott" ?
Hier schimmert genau der Marx'sche Pfaffen-Hintergrund durch -- man
schiebt die Verantwortung & Legitimation einfach auf "Gottgegebenheiten".

Zumindest *meine* Hauptkritik ist Dein un"ubertrefflicher Simplizismus,
Dein Pauschalisieren und Dein Umgehen mit Theorien und Ideologien, von
Denen Du wohl schon geh"ort hast, die Du aber nicht im Ansatz zu verstehen
scheinst.
Ich versuche also von Deinem Rundumschlag Richtung Marx et al. abzusehen
und auf die Missverst"andnisse einzugehen, die in Deiner Argumentation
durchscheinen. Dein Insistieren spricht f"ur Deine Motivation, vielleicht
Doch noch zu einem gegenseitigen Verst"andnis (wenn auch nicht Einverst"andnis)
zu kommen.

Und wenn es "von der _realen Welt_ determinierte _Konstanten_ sind",
warum sind dann die Verhältnisse auf derselben Welt so unterschiedlich
in verschiedenen Ländern?

Weil die angeblichen Konstanten gar nicht so konstant sind ?

 Und wie ist bei _Konstanten_ überhaupt irgendein
Wandel im Laufe der Zeit möglich?  Aber echter Wandel wird ja von dieser
Ideologie nicht gewollt, bloss "alter Wein in neuen Schläuchen", also muss
man den immerwieder recycelten Wein eben als "Naturkonstante" darstellen!

Stimmt, man muss als erstes mal die Konstanten in Frage stellen. Auf wen
bezieht sich denn Deiner Kritik hier ? Wer h"alt Wandel nicht f"ur m"oglich,
und will ihn auch gar nicht ? Auf dieser Liste sicher niemand, sonst w"aren
wir nicht hier...

(Obwohl doch "Naturkonstanten" hier sonst so verpönt sind... ts ts)

???

Ironischerweise _rechtfertigt_ die oben zitierte Einstellung die
kritisierten Entgleisungen (Hitler, Stalin etc.) -- wonach diese
lediglich den "gesellschaftlichen Zwängen, den von der realen Welt
determinierten Konstanten" nachgaben -- sie hatten sozusagen keine
andere Wahl, als sich an die totale Macht zu boxen und zu Massenmördern
zu werden! -- so hilflose Opfer der gesellschaftlichen Zwänge waren sie...

Ich glaube hier misverstehst Du gr"undlich. Es geht doch nicht um moralische
Kategorien, darum, Verbrechen damit zu entschuldigen dass Individuen nur
das Produkt ihrer Umwelt seien !
Im Gegenteil, Geschichte wird von Menschen gemacht ! Es geht also darum,
Bedingungen zu *verstehen*, um sie *bewusst* zu formen (oder zu verhindern),
und damit wirklich Verantwortung "ubernehmen zu k"onnen.

[...]

Wenn die Verhältnisse das Verhalten der Menschen bestimmen, warum verhalten
sich dann nicht alle Menschen derselben Gesellschaft _gleich_ (sind ja alle
diesen Verhältnissen ausgesetzt), insbesondere solche die von den gleichen
Ausgangspositionen starten ?  Antwort: Weil sie unterschiedliche Werte
haben, die ihr Verhalten prägen und damit ihre unterschiedlichen
Positionen/"Laufbahnen" in den gleichen Verhältnissen.

Ist das wirklich eine Antwort ? Zumindest keine befriedigende, meine ich.
Sie verlagert n"amlich nur die Frage: Wie kommen den die Menschen zu ihren
jeweiligen Werten ?

Tip: versuch doch mal nicht dichotom in Entweder-oder Kategorien zu denken.
Das f"uhrt zu nichts, wie uns schon dass Henne-Ei Dilemma gezeigt hat.

Gruss,
		Stefan
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Kontakt: projekt oekonux.de



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