Re: [ox] Wem nuetzt das Urheberrecht? u.a.
- From: Stefan Matteikat <smatteikat web.de>
- Date: Sat, 22 Oct 2005 12:52:43 +0200
Hallo Thomas,
Thomas U. Grüttmüller schrieb:
* Desweiteren kann der Autor bei gewandelter Überzeugung das Werk ganz und gar
aus dem Verkehr ziehen, darf es dann allerdings auch nicht mehr selbst
nutzen.
Das ist mir nicht ganz klar. Mir ist ein rezentes Beispiel bekannt, in
welchem ein Autor sein Online-Quiz aus dem Web nimmt, weil er es
kommerziell verwerten will.
* Die Möglichkeit, daß ein Autor die Möglichkeit hat, *einzelnen*
Lizenznehmern, die nicht Vertragsbruch begangen haben, die Rechte zu
entziehen, sehe ich nicht. Wo soll das stehen?
Die prinzipielle Möglichkeit für ein derartiges Vorgehen kenne ich aus
einem Creative-Commons-Seminar; dort wurde am Beispiel von Filmprojekten
erläutert, daß es bei derartigen Projekten, selbst wenn sie im größten
gemeinsamen Einvernehmen gestartet werden, im späteren Verlauf auf Grund
derartiger Unklarheiten vorkommen kann, daß die Projekte wegen
Rechtsstreitigkeiten jahrelang auf Eis liegen oder ganz begraben werden
müssen - auch schon dadurch, daß kein Vertrag existierte (den man dann
ja auch nicht brechen konnte).
Allerdings hast du wohl recht mit Public Domain. Das gibt es auf Grund
der unterschiedlichen Rechtslage im kontinentaleuropäischen Rechtsraum
wohl wirklich nicht.
Hierzu habe ich schon etwas geschrieben.
TUG:
Soweit ich weiß, ist PD zwar nach deutschem Recht nicht direkt möglich, wohl
aber eine Lizenz mit dem Wortlaut "Macht alle damit, was ihr wollt!" -- und
so würde es auch vor Gericht interpretiert werden, wenn jemand sagt: "Dieses
Werk ist PD."
Eben. Ich habe bei verschiedenen Firmen hautnah miterlebt, auf welche
Weise bei der Proprietisierung und Kommerzialisierung von Software aus
der PD vorgegangen wird ("künstliche Verknappung"); die PD bietet da
keinerlei Sanktionsmöglichkeiten. Das ist das eine Extrem. Es kann aber
ungeachtet der besten Absichten einer "Ethical Public Domain" auch
wieder ein Zustand erreicht werden, den Spehr "Terror des kollektiven
Eigentums" oder so ähnlich nennt - vielleicht nicht heute, aber in ein
oder zwei Generationen.
Viele Grüße
Stefan
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