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Re: [ox] Re: [chox] Text- versus Software-Lizensierung (was: Fragen über Fragen)



Hi, Franz!

Am Dienstag 18 Oktober 2005 09:02 schrieb Franz Nahrada:
Hi Thomas, schön daß Du wieder einmal da bist!

Ja, schön, aber es macht mir keinen Spaß mehr. Ich habe mir in den letzten 
Monaten schon öfter überlegt, mich aus den Listen auszutragen. Wir bewegen 
uns heute inhaltlich auf einem Niveau, das weit unter dem von 2000 und 2001 
liegt. Ich habe keine Lust mehr, weiter dagegen anzumeckern, was in diesem 
Projekt alles schiefläuft. Das empfinde ich nicht als nützlich.

Vielleicht läßt sich aus ein wenig Abstand und aus der derzeitigen
Fragestellung heraus auch der ganze Streit um die Wiki-Frage klären. Denn
Deine Argumente gehen sehr in die Richtung die mir zumindest plausibler
ist.

Die Wiki-Frage ist mir egal (siehe oben). Die wird doch sowieso nicht mit 
Argumenten entschieden. Es geht mir *nur* um die Oekonux-Frage 1 ("Was ist 
freie Software") -- und wie gesagt: Früher ging es hier um die Fragen 2 und 
3. Frage 1 sollte längst abgehakt sein! :o(

Meine Ablehnung der GFDL war ja einzig und allein darauf begründet daß
Text so granular und fein ist daß oft Mikromodifikationen vorkommen,
derentwegen ein Erfüllen von Auflagen, die auf den Umgang mit ganzen
Dokumenten abzielen (und da sind die Bestimmungen schon rigid: du mußt bei
der GFDL immer eine Kopie der Lizenz anhängen etc.) auf den Umgang mit
Texten der eben permanente Modifikation (wie in Wikis üblich) einschließt
nicht so ohne weiteres anwendbar ist, ohne einen riesigen overhead zu
erzeugen. Insofern volles Einverständnis wenn Du gegen "Umständlichkeit"
argumentierst.

OK.

Auch das Entnehmen von Teilen ohne Zitierzwang ist nach der GFDL meines
Wissens nicht möglich. Holger hat schon recht daß die Wissenschaft einen
gewissen Ausweg gefunden hat und daß es auch ein mühsam ausgehandeltes
Zitatrecht gibt, aber Deine Argumente bezüglich der 3 Seiten sind schon
ganz gut in die Richtung die ich immer meine. Digitaler Inhalt ist
potentiell immer neues Original.  Ja, nach GFDL funktioniert das wenn Du
aus den 3 Seiten aus der Wikipedia  ein "abgeleitetes Werk" machst, aber
wie ist das wenn Du die in ein existentes Werk einbauen willst? Oder wenn
das ganze gar kein Werk ist sondern nur eine resource collection?

Das spielt keine Rolle. Die GFDL ist immer dabei (außer bei echten Zitaten).

Auch Dein Argument für eine Ableitbarkeit der PD aus dem Urheberrecht
finde ich klasse, man könnte es als allgemeines unwiderrufliches bedingtes
Werknutzungsrecht bezeichnen

Es ist eine Lizenz an jedermann, bei der die Lizenznehmer einfache (d.h. 
nicht-exklusive) Nutzungsrechte eingeräumt bekommen, und zwar alle und ohne 
Bedingungen.

(Bedingung könnte share alike heißen, und 
genau diese Konstruktion haben wir ja meines Wissens für ox gewählt).

Beim Oekonux-Wiki Nr. 4 wurde CC-BY (nicht CC-SA!) gewählt, mit dem Oekonux 
e.V. als Lizenzgeber! (Das geht nur, wenn man diesem als Autor zuvor 
exklusive Rechte einräumt. Davon steht da erstens nichts, zweitens wäre das 
sehr leichtsinnig.)

Ich 
denke daß eine solche Konstruktion gehen müßte, und daß gerade auf dem
Urheberrecht aufbauend ein stärkeres Konstrukt möglich ist als die "cold
Public Domain", die Dinge zum herrenlosen Gut macht also auch ihre
Reproprietarisierung erlaubt. 

Wenn du die Reproprietarisierung verhindern willst, hast du automatisch eine 
dicke Lizenz am Hals, egal ob nun GPL, GFDL oder CC... Wenn dir diese 
Lizenzen zu fett sind, dann bleibt nur PD oder eine BSD- oder X11-artige 
Lizenz. Das muß man von Fall zu Fall abwägen.

(Wo dann eine Abwägung zweier Rechtsgüter 
stattfinden muß, die natürlich immer öfter zugunsten des realen gegen nen
nicht vorhandenen Herren ausgeht). Und ich denke mir daß unsere cc-Lizenz
genau das ist.

Die CC-Lizenzen sind in keinem Punkt besser als die GFDL. Dafür sind sie aber 
GFDL-inkompatibel.

Wenn wir uns darüber einigen können dann fehlt mir eben noch die
Kleinigkeit die wir in "Ethical Public Domain" begonnen haben anzudenken:
daß ein nicht einklagbares, aber moralisch sanktioniertes Grundverständnis
da ist, dem Autor einer allgemein verfügbaren Sache nicht zu schaden
sondern zu nützen. Das aber liegt jenseits des Rechts im Aufbau einer
Kultur.

OK. Bei nützlichen Computerprogrammen ist dieser Ansatz aber zu lasch; dort 
macht eine Copyleft-Lizenz durchaus Sinn. Bei Kunst (Musik, Filme, Bilder, 
Computerspiele etc.) sehe ich es inzwischen so, daß die Nachteile einer 
Copyleft-Lizenz zu groß sind, so daß mir der Ethical-PD-Ansatz besser 
gefällt. Vor allem gibt es in diesem Bereich imho auch gar keine 
funktionierende Copyleft-Lizenz. 

Bei Sachtexten ist imho eine Fall-zu-Fall-Abwägung erforderlich...

Tschüß,
Thomas }:o{#
--
Der Text dieser Mail (abzüglich der Zitate) ist gemeinfrei (Pubic Domain).
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



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