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[ox] Rifkis Kapitalismus-Bilanz, war: Re:Nachhaltigkeit



weil sie so wunderschön klar und einfach - einfach stark - sind, ein paar
Zitate aus Rifkis letztem Zeit-Artikel:

http://www.zeit.de/2005/24/Kapitalismus_6

"Die zentrale These des Kapitalismus lässt sich mit den Worten des
schottischen Aufklärers und Ökonomen Adam Smith ausdrücken. In Der
Wohlstand der Nationen schreibt Smith: »Jeder Einzelne ist ständig bemüht,
den vorteilhaftesten Einsatz für jegliches Kapital zu finden, über das er
verfügt. Es ist aber tatsächlich sein eigener Vorteil und nicht der Nutzen
für die Gesellschaft, auf den er aus ist. Doch die Suche nach seinem
eigenen Vorteil führt ihn auf natürlichem Wege, oder besser
notwendigerweise, dazu, den Einsatz zu bevorzugen, der für die
Gesellschaft am vorteilhaftesten ist.«

Smith glaubte, eine »unsichtbare Hand« regiere den Markt und garantiere,
dass letztlich jeder von ihm profitiert, wenn man nur die Marktmechanismen
nicht stört. Neokonservative Ökonomen und Politiker glauben das noch immer.

In Wirklichkeit hat sich herausgestellt, dass von der unsichtbaren Hand
tatsächlich nichts zu sehen ist. Überlässt man den entfesselten Markt
seiner eigenen, inneren Logik, führt er nicht zu einem größeren Stück vom
wirtschaftlichen Kuchen für alle, sondern zu einem Ausscheidungsspiel, bei
dem am Ende der Sieger alles einsteckt.

---

Die Vereinigten Staaten, die von allen Ländern der Welt den
Marktkapitalismus in reinster Form praktizieren, stehen zugleich in dem
negativen Ruf, von allen fortschrittlichen Industrienationen die meiste
Armut zu produzieren. Eines von vier amerikanischen Schulkindern lebt
gegenwärtig unter der Armutsgrenze. Die USA weisen auch die höchste
Verbrechensrate in der industrialisierten Welt auf. So unglaublich es
klingt: 25 Prozent sämtlicher Gefängnisinsassen dieser Welt sind
gegenwärtig in den Vereinigten Staaten inhaftiert. Zwei Prozent der
erwachsenen männlichen amerikanischen Arbeitskräfte sitzen hinter Gittern.

......

Die Vereinigten Staaten, die von allen Ländern der Welt den
Marktkapitalismus in reinster Form praktizieren, stehen zugleich in dem
negativen Ruf, von allen fortschrittlichen Industrienationen die meiste
Armut zu produzieren. Eines von vier amerikanischen Schulkindern lebt
gegenwärtig unter der Armutsgrenze. Die USA weisen auch die höchste
Verbrechensrate in der industrialisierten Welt auf. So unglaublich es
klingt: 25 Prozent sämtlicher Gefängnisinsassen dieser Welt sind
gegenwärtig in den Vereinigten Staaten inhaftiert. Zwei Prozent der
erwachsenen männlichen amerikanischen Arbeitskräfte sitzen hinter Gittern.

....

Während Unternehmensprofite überall auf der Welt in die Höhe schießen,
geht es momentan 89 Ländern wirtschaftlich schlechter als Anfang der
neunziger Jahre. Der Kapitalismus hatte versprochen, die Globalisierung
würde die Kluft zwischen Reich und Arm verringern. Stattdessen ist sie nur
noch größer geworden. Die 356 wohlhabendsten Familien der Welt erfreuen
sich zusammen eines Reichtums, der mittlerweile das Jahreseinkommen von 40
Prozent der gesamten Menschheit übertrifft. Die drei allerreichsten
Familien, Bill Gates, Warren Buffet und die Waltons von der
Wal-Mart-Supermarktkette, verfügen zusammen über mehr Vermögen, als dem
Jahreseinkommen der 940 Millionen ärmsten Menschen auf der Erde entspricht.

Kapitalistische Vordenker versprachen, die Unvernetzten zu vernetzen, die
Armen der Welt ins globale High-Tech-Dorf aufzunehmen. Das Versprechen ist
nicht eingelöst worden. Zwei Drittel der Menschheit haben noch immer nicht
auch nur ein einziges Telefongespräch geführt, und ein Drittel der
Menschheit hat keinen Zugang zu Elektrizität, lebt von der globalen
Wirtschaft isoliert.

Die Verfechter des Kapitalismus verpflichteten sich, eine nachhaltige
wirtschaftliche Entwicklung zu fördern und die fragile Biosphäre, von der
alles Leben auf der Erde abhängt, zu erhalten und zu bewahren. Aber wir
vergeuden weiterhin die verbliebenen fossilen Brennstoffreserven, blasen
immer mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre, zerstören die Ökosysteme,
gefährden das Überleben unserer Mitkreaturen und tragen weiter zur
bedrohlichen globalen Erwärmung bei, womit wir die Gefahr eines
katastrophalen Klimawechsels im nächsten Jahrhundert heraufbeschwören.

Man sagte uns, die Globalisierung würde unter den wachsamen Augen der
kapitalistischen Märkte zu einer stabileren und friedlicheren Welt führen.
Stattdessen ist der Terrorismus auf dem Vormarsch, das Reisen ist
gefährlicher geworden und die Welt weniger sicher.

Unsere Wirtschaftsführer mokierten sich über die tief verwurzelte
Korruption, die die alten, zentralistischen Regime des Kommunismus
durchdrang, aber zugleich waren viele von ihnen selbst in genauso
ungeheuerliche Korruptionsfälle verwickelt, die ein paar der
»vertrauenswürdigsten« Unternehmen der Welt ruinierten und deren
Vorstandsvorsitzende und leitende Manager ins Gefängnis brachten.

Neokonservative attackierten die Zentralisierung der Macht an der Spitze
der riesigen kommunistischen Staatsbürokratien, nur um sie dann durch die
gleichermaßen zentralisierte Machtkonzentration an der Spitze der rund 500
globalen Wirtschaftsunternehmen zu ersetzen, die heute einen Großteil der
Welt regieren."

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thats it. Es ist Zeit diese Thesen an jede Tür zu nageln. Von Riflkins 
sozialistischem "Gegengewicht" ist freilich nichts übriggeblieben.
Freiheit und Solidarität gehen eine völlig andere Vernetzung ein als die
die er sich einzig und alleine vorstellen kann.

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Organisation: http://www.oekonux.de/projekt/
Kontakt: projekt oekonux.de



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