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Re: [ox] Re: Forken und Demokratie



Hi all,

Stefan Meretz wrote:
Till: Sollen z.B. für einen Betrieb keine demokratischen Entscheidungen
gefällt werden, sondern der Maintainer (neudeutsch: Direktor) nach
Rücksprache mit der Belegschaft im Konsens entscheiden? Was
passiert, wenn kein Konsens gefunden werden kann? L'etat c'est moi?

Ja, unter den Bedingungen der Marktwirtschaft ist Demokratie fehl am Platze. Du darfst aber nicht den Begriff des Maintainers, den wir aus der Freien Software kennen, auf warenproduzierende Betriebe übertragen - die Beschäftigten haben keine Möglichkeit zum Fork, sie können nicht alle bisher geschaffenen Ergebnisse mitnehmen usw. Das btw. war eine Idee von Christoph Spehr, ob man nicht einen Betrieb wie eine "freie Kooperation" organisieren könne. Geht nicht, meine ich.

Hier wird besonders deutlich, dass die Dynamik eines Projekts und die (gesamt-lebensweltliche!) Dynamik der beteiligten Akteure vollkommen unterschiedliche Dinge sind, so dass hier ein Bindungsmechanismus erforderlich ist, der einen gewissen Mindestgrad an Verbindlichkeit und Verantwortlichkeit herstellt. Sozusagen ein Metaregelwerk, damit nicht jedesmal von Neuem zu starten ist, wie das Regeln der Regeln zu regeln ist. Schon wieder "Produktion der Verkehrsformen selbst".

Als Modell für gesellschaftliche Entscheidungen (z.B: die Frage:
wie bekämpfen wir das Ozonloch? das müsste weltweit entschieden
werden) taugt der Fork überhaupt nicht, da wir keine zweite Erde
haben, auf die wir uns forken können.

Doch gerade hier wäre das Modell hervorragend geeignet. Es ist doch überhaupt nicht denkbar, dass ein globales Problem von _einem_ Projekt "gelöst" werden können. Sondern dafür brauchen wir eine hochgradige Vernetzung von tausenden global verteilten Projekten, die unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen und Maßnahmen vor Ort umsetzen. Dazu brauchen wir Logistik-, Kommunikations-, Analyse-, Planungs- und Infrastruktur-Projekte, deren Aufgabe es ist, für andere die Bedingungen für ihre Tätigkeit zu schaffen etc. - alles, was tieforganisierte und arbeitsteilige Gesellschaften eben benötigen.

Hmm. Es sind doch aber _viele_ Denk-Projekte, die dann in _ein_ Handlungsprojekt münden müssen. Kant paraphrasierend: "Raisonniret bis zum rough consensus, dann gehorchet diesem".

... werden sich durchschnittlich die Wünsche durchsetzen ...

Ich wünsche uns allen was Besseres als das statistische Mittel. Eben _Produktion_ der Verkehrsformen.

Viele Grüße, HGG

--

  Prof. Dr. Hans-Gert Graebe, Inst. Informatik, Univ. Leipzig
  Augustusplatz, D-04109 Leipzig, Raum 5-53	
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